Freie Fahrt für die Stadtbahn Nord
Die Stadtbahn Nord nimmt an diesem Samstag den Betrieb zwischen Heilbronn und Neckarsulm auf. Damit findet eine zweieinhalbjährige, mitunter kritisch begleitete Bauzeit ein positives Ende.
Um 9.30 Uhr beginnt die offizielle Eröffnung vor der Harmonie. UM 9.45 Uhr startet ein musikalisches Programm auf dem Vorplatz der Harmonie. Ab 10 Uhr würdigen verschiedene Redner das Projekt. Vor der Harmonie können ab 11 Uhr die neuen Stadtbahnfahrzeuge besichtigt werden. Um 12 Uhr beginnen an der Harmonie und am Bahnhof Neckarsulm die Freifahrten für die Bevölkerung im 20-Minuten-Takt. Der Pendelverkehr ist bis 22 Uhr geplant.
„Schon die erste Stadtbahnlinie Eppingen-Heilbronn-Öhringen hat sich zu einer Erfolgsstory entwickelt. Ich bin sicher, dass die Stadtbahn Nord hier gleichziehen wird“, blickt Erster Bürgermeister Martin Diepgen zuversichtlich auf das kommunale Schienenprojekt, das von Bund und Land unterstützt wird. Allerdings wird die Linie S 42 ihre volle Wirkung für Fahrgäste, Innenstadt, Wirtschaft und Umwelt erst entfalten, wenn voraussichtlich Mitte 2014 die Weiterfahrt Richtung Mosbach und Sinsheim erfolgt.
Rückblick
Ruhig ist es um die Nordstrecke nie gewesen. Vor allem die über Jahre hinweg geführte Debatte über die umstrittene Trassenführung will nicht enden. Soll die Stadtbahn durch die Allee, die Paulinenstraße und das Sülmertor oder über den Europaplatz und die Weipertstraße fahren? Diese Frage spaltet die Stadt. Endgültig Klarheit über die Trassenführung herrscht Ende 2010, als der Gemeinderat einen Knoten an die Grundsatzdiskussion macht. Diese Debatte, stets verbunden mit aufwendigen Planungen, führt unter anderem dazu, dass sich der Baustart verzögert.
Dass die Entscheidung damals so fällt, muss heute als Glücksfall für den neuen Stadtteil Neckarbogen und die Bundesgartenschau bezeichnet werden: „Der Rückbau der Kalistraße wäre nicht möglich, da die Weipertstraße den zusätzlichen Verkehr nicht aufnehmen könnte“, sagt Baubürgermeister Wilfried Hajek.
Im Winter 2010/2011 wird für jedermann erkennbar, dass die Stadtbahn Nord kommen wird: Auf der Allee werden die vielbewunderten Magnolien gefällt. Die damals von der Ersten Bürgermeisterin Margarete Heidler geäußerte Vermutung, die Stadt werde ordentlich Prügel einstecken, bewahrheitet sich nicht. Wie später bei der Fällung der Allee-Bäume hält sich die Kritik aus der Bürgerschaft in Grenzen.
Beton und Stahl
Im September 2011 verkünden großflächige Plakate an der Allee: „Wir bauen für Sie die Stadtbahn Nord. Phase 1: Baufeldfreimachung, Leitungsverlegung.“ Die Allee wird zur Dauerbaustelle. Autofahrer fahren über Holperstellen Tempo 30 und Slalom. Parallel entsteht am Sülmertor die größte Einzelbaustelle auf der 3,7 Kilometer langen Strecke auf Gemarkung Heilbronn. Rund 9,5 Millionen Euro fließen in das spektakuläre Brückenbauwerk.
Dann eine Schrecksekunde: Der Landkreis Neckar- Odenwald reduziert seinen Finanzierungsanteil an der Nordstrecke um 5,5 Millionen Euro. Landrat Detlef Piepenburg reagiert umgehend und beruft eine nächtliche Ausschusssitzung ein. Die Kreisräte ziehen mit. Der Landkreis Heilbronn springt in die Bresche und übernimmt die zusätzlichen Kosten. Im Juli 2012 beginnen die eigentlichen Stadtbahnarbeiten in der Allee.
Ein halbes Jahr später sorgt der lange Winter für nicht einkalkulierte Verzögerungen. Und die Händler entlang der Allee melden sich immer lautstarker und kritischer zu Wort. Ihnen geht vieles zu langsam. Zwischenzeitlich sehen sie jedoch positiv in die Zukunft. Auch deshalb, weil die Allee schon jetzt einen städtebaulich modernen Eindruck macht.
Aus heiterem Himmel teilt der Stadtbahnbetreiber AVG im Juli 2013 mit, dass die neuen Stadtbahntriebwagen – Stückpreis 4,5 Millionen Euro – nur auf der innerstädtischen, aber nicht auf der DB-Strecke außerhalb fahren dürfen. Der Hersteller Bombardier hat dafür keine abnahmefähigen Fahrzeuge ausgeliefert. Die erforderlichen Unterlagen liegen zwischenzeitlich dem Eisenbahnbundesamt vor. Mitte 2014 soll es dann soweit sein, dass die S 42 wie vorgesehen fährt. 84,2 Millionen Euro sind investiert.
Die Stadtwerke Heilbronn GmbH (SWH) tragen rund 22,5 Millionen Euro. Die Gesamtkosten für die Stadtbahn Nord belaufen sich auf 231 Millionen Euro. Knapp 250 Millionen Euro haben Bund, Land, Kreise und Kommunen von 1999 bis 2005 in die Strecke Eppingen-Öhringen investiert. „Solche Summen sind der beste Beweis für unser Bekenntnis zu einem modernen ÖPNV, der im regionalen Schulterschluss bestens funktioniert“, sieht Diepgen das Geld gut angelegt. Als Beleg führt SWH-Geschäftsführer Manfred Schmidt an: „Die Fahrgastzahlen auf der Ost-West-Strecke wurden schon nach wenigen Jahren um 100 Prozent übertroffen.“
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