Entwarnung an der Hochwasserfront
Region Heilbronn - Seit Donnerstagmittag fallen die Pegelstände in der Region Heilbronn. Größere Schäden blieben aus. In Bad Friedrichshall spülte das Wasser einen Anhänger in die Jagst. Mehrere Straßen mussten wegen Überflutung gesperrt werden.
Region Heilbronn - Entwarnung an der Hochwasserfront: Seit dem Donnerstagnachmittag fallen die Pegelstände in der Region Heilbronn. Trotz einer Hochwassermarke von rund sechs Metern am Neckar in Gundelsheim war es keine problematische Situation, stufte Kreisbrandmeister Uwe Vogel die Lage ein. Ein Hochwasser wie derzeit komme alle zwei bis fünf Jahre vor.
In der Kochendorfer Mühlstraße hielt die aufgebaute Schutzwand dem Wasser stand. An der Jagst bei Bad Friedrichshall spülte das Wasser einen landwirtschaftlichen Anhänger von einem Grundstück. In der Region Heilbronn wurden mehrere Straßen gesperrt.
Schutzwand hat sich bewährt
In Kochendorf hat sich die von der Feuerwehr aufgebaute Schutzwand in der Mühlstraße bewährt. Sie hielt die Wassermassen des Kocher von der Mühlstraße ab. Rund einen Meter stand das Wasser am Donnerstag gegen 11 Uhr hinter der Wand über dem Straßenniveau. Koppelzäune und Schilder an überfluteten Wiesen ragten gerade noch aus dem Wasser heraus.
„Das ist schon gewaltig, wenn man das Wasser sieht“, sagte Rosemarie Bauer (71), die an der Wand entlangkam. Gleichzeitig weiß sie auch, dass die Schutzwände hier „schon viel höher waren“. Keine Beeinträchtigung gab es im direkt an die Schutzwand angrenzenden Naturkost- und Getränkeladen in der Mühlstraße. „Das ist ein kleines Hochwasser“, sagte Mitarbeiter Christoph Müller. Ohne die Schutzwand hätte es in der Straße jedoch Probleme gegeben. „Sie sehen ja, wie hoch das Wasser steht.“
Auch wenn das Wasser im Laufe der kommendne Tage wieder sinkt, will man die Mauer mindestens bis Weihnachten stehen lassen.
Schiffe liegen fest
Schiffskapitäne mussten sich auch am Donnerstag trotz leicht rückläufiger Pegelstände an ihren Liegeplätzen noch gedulden. 47 Frachtschiffe lagen nach Angaben des Heidelberger Schifffahrtsamtes zwischen Heilbronn und Mannheim wegen des Hochwassers fest. „Das Hochwasser bremst die 2010 in Fahrt gekommene Neckarschifffahrt etwas aus“, sagte Amtsleiter Jörg Huber. Ein guter Dezember hätte mit Sicherheit die Transportmenge von vor der Finanzkrise beschert. Huber: „Nun müssen wir mit einem Wachstum von fünf bis sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr zufrieden sein."
Alarm in Jagstfeld
Aufregung herrschte am Donnerstagmorgen in Bad Friedrichshall. Gegen 8.20 Uhr wurde die Polizei alarmiert, nachdem ein Autofahrer bei seiner Fahrt auf der B 27 zwischen Jagstfeld und Offenau von einer Brücke aus ein Fahrzeug im Jagsthochwasser entdeckt hatte. Da aufgrund der Meldung zu befürchten war, dass sich in dem Unfallfahrzeug noch Insassen befinden, wurden sofort die entsprechenden Rettungsmaßnahmen eingeleitet.
Bereits kurze Zeit später konnte Entwarnung gegeben werden, da es sich nicht wie angenommen um ein Auto, sondern um einen landwirtschaftlichen Anhänger handelte. Dieser war von einem Grundstück unweit der Auffindestelle weggespült worden und hatte sich später im Wasser mit den Rädern nach oben verkeilt.
Taucher des DLRG samt Booten, etwa 15 Mann der Feuerwehr, mehrere Polizeistreifen und ein Notarzt waren vor Ort. Sie mussten nicht eingreifen. Der Anhänger bleibt vorerst in der Jagst. Erst wenn der Wasserstand entsprechend gesunken ist, wird die Bergung in Angriff genommen, teilte ein Polizeisprecher mit.
Straßensperrungen und Hochwasserschutzmaßnahmen
Am Donnerstagmorgen meldete die Polizei Heilbronn folgende Behinderungen:
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Pfaffenhofen: Mehrere verstopfte und vollgelaufene Gullys in der Bahnhofstraße.
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Bad Rappenau: Landesstraße 549 mit Erde und Schlamm überspült.
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Neudenau: Kreßbacher Straße mit Erde und Schlamm überspült, Reinigung durch Feuerwehr.
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Neudenau: Die Freiwillige Feuerwehr Neudenau baut einen Hochwasserschutz an der L 1096 bei Siglingen auf.
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Güglingen: Ochsenbacher Straße bei Eibensbach leicht überflutet, im Schritttempo noch befahrbar.
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Heilbronn/Bad Rappenau: Kreisstraße 9560 zwischen Biberach und Bonfeld überflutet aber noch befahrbar.
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Neckarsulm: Brückenstraße zwischen Wehrbrücke und Obereisesheim weiterhin überflutet und gesperrt.
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Neuenstadt: Sperrung zwischen Kochertürn und Neuenstadt, Umleitungsstrecke eingerichtet.
>>Aktuelle Verkehrsnachrichten
Die Landesstraße 1101 zwischen Obereisesheim und der Wehrbrücke in Neckarsulm wurde bereits am Mittwoch wegen Überflutung in beiden Richtungen gesperrt. Auch in Lauffen hatten sich die Folgen des Neckar-Hochwassers ausgewirkt. Dort wurde die Dammstraße und der Parkplatz „Kiesplatz“ für den Verkehr gesperrt.
Regenreiche Woche
Rund 50 Liter Niederschlag pro Quadratmeter hat Wetterbeobachter Roland Rösch an seiner Wetterstation in Heilbronn-Böckingen von Montag- bis Donnerstagmorgen gemessen. Von Mittwoch auf Donnerstag fielen allein 20 Liter pro Quadratmeter. Normalerweise fallen im gesamten Monat Dezember durchschnittlich rund 65 Liter pro Quadratmeter in Obersulm und 67 Liter pro Quadratmeter in Eppingen. cf/pen
>>Aktuelle Pegelstände unter www.hvz.baden-wuerttemberg.de
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