Neuenstadt
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Die Superbeere aus Bürg

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Bei den von Mentzingens in Neuenstadt-Bürg entsteht die größte Goji-Plantage im deutschsprachigen Raum. Seit Experten die Pflanze zum sogenannten "Superfood" erkoren haben, einem der gesündesten Lebensmittel der Welt, steigt das Interesse.

Von unserer Redakteurin Vanessa Müller
 Foto: Müller, Vanessa

Eigentlich stammt sie ja aus Fernost - und ist seit vielen Jahrtausenden ein fester Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin. In Deutschland dagegen war die Goji-Beere bis vor ein paar Jahren noch weitgehend unbekannt. Seit Experten sie jedoch zum sogenannten "Superfood" erkoren haben, einem der gesündesten Lebensmittel der Welt, steigt das Interesse.

In dem kleinen roten Nahrungsmittel, das wie eine Hagebutte aussieht und getrocknet nach würziger Rosine schmeckt, vereinen sich nahezu alle lebenswichtigen Nähr- und Vitalstoffe. "Genau das Richtige für uns", dachten sich die von Mentzingens, die in Bürg eigentlich Spargel und Erdbeeren anbauen. Auf einem drei Hektar großen Demeter-Feld züchten sie seit November die Superbeeren. "Das ist die größte zusammenhängende Fläche im deutschsprachigen Raum", weiß Nikolaus von Mentzingen.

 Foto: fotolia Valentina R.

Gut fürs Blut

Eigentlich werden im Raum Heilbronn hauptsächlich schwarze Johannisbeeren angebaut - auf insgesamt 374 Hektar. Kathrin Walter, Geschäftsführerin des Landesverbands Erwerbsobstbau Baden-Württemberg (LVEO), erinnert daran, dass "Superfood" kein geschützter Begriff ist. "Im Grunde können sie auch einen Teil unseres heimischen Obstes so deklarieren, vor allem Heidelbeeren."

Die von Mentzingens jedenfalls setzen auf den Trend. Die Goji-Pflanzen haben sie vom Heilbronner Gärtner Klaus Umbach bekommen, der seit sieben Jahren mit der Beere experimentiert. 15 verschiedene Sorten aus Ländern von China bis Holland hat er auf einem Hektar Fläche angebaut, die beste selektiert und ihr den Namen Turgidus-Goji gegeben. Sie ist süß, gegen bestimmte Milben und Pilze resistent und trägt früh.

 Foto: Müller, Vanessa

Woher das Interesse kam? "Wir hatten in der Familie mit Depressionen zu tun", sagt er. Auf der Suche nach Hilfe stieß er auf die sogenannte "Glücksbeere". Denn das Ji in Goji steht für "im Fluss bleiben", für Lebensenergie. Sein gärtnerischer Ehrgeiz war geweckt. Mit 55 Jahren fühle er sich jünger, als er ist, beteuert Umbach. "Ich bin dank Goji sogar bei der Blutspende aufgewertet worden. Weil ich so gute Werte habe, darf ich jetzt für Babys spenden." 15 bis 20 Beeren empfiehlt er als Tagesdosis.

In Bürg liegt gerade eine feine Schneedecke über den Pflanzen. "Das ist aber egal", sagt Nikolaus von Mentzingen. Den Beeren, die auch auf dem Himalaya wachsen, macht Frost nichts aus. Aufgebaut ist alles wie im Weinberg. Denn die Pflanzen werden 1,20 Meter groß und müssen hochgebunden werden. Die Seitentriebe tragen gleichzeitig Blüten, grüne und rote Beeren, deshalb können die von Mentzingens von Juli bis Oktober pflücken. Im ersten Jahr sind es wohl 500 Kilo, schätzt das Ehepaar. Später sollen es mehrere Tonnen werden. "In Deutschland gibt es Goji-Beeren fast nur getrocknet. Wir bieten sie im Sommer auch frisch an", erzählt Katja von Mentzingen. Um die fünf Euro pro Schale plant sie als Preis ein. "Immerhin ernten wir per Hand."

 Foto: Müller, Vanessa

Sie empfiehlt die rote Beere im Müsli, als Chutney oder angebraten mit Gemüse. Außerdem kann man den "Ener-Ji-Drink" probieren, den Umbach mit Gunkel-Natursaft auf den Markt bringt. Mit Äpfeln von heimischen Streuobstwiesen, Kirschen, zwei Prozent Goji und Sprudel soll er Lebensenergie spenden. In China kann man die Beeren sogar in der Apotheke kaufen. Katja von Mentzingen: "Wegen der Heilkraft."

Info: Goji, auch Glücks- oder Wolfsbeere genannt, soll bei der Stärkung des Immunsystems helfen, bei Diabetes, Herzkrankheiten, hohem Blutdruck. Außerdem soll sie Nieren und Leber stärken , den Fettgehalt im Blut senken. Diese Eigenschaften werden aber auch heimischem Obst wie der Heidelbeere zugeschrieben, sagt der LVEO.

 
 
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