Der Mann mit den 5000 Bravo-Postern
Stephan Hofmann hat in den 1980ern akkurat gesammelt: 5000 Star-Poster aus der Jugendzeitschrift "Bravo" nennt der Oedheimer sein Eigen. Ab kommenden Donnerstag stellt er eine Auswahl davon aus.
Er hat sie alle. Sie posieren mit Pilzkopf, mit Nietengürtel, mit E-Gitarre. Sie sind viele Jahrzehnte alt und immer noch so schön wie früher. Wahrscheinlich, weil keiner sie mit fettigen Finger unbedacht anfassen durfte.
Jetzt hängen sie zum allerersten Mal an einer Wand: 5000 Star-Poster hat der Oedheimer Stephan Hofmann in den 80er Jahren akkurat aus der Jugendzeitschrift "Bravo" herausgetrennt, in Klarsichthüllen verpackt und nach System sortiert in einer Truhe abgelegt - in mühevollen Stunden selbstgebaut im Werkunterricht. "Klar habe ich auch die Tipps von Dr. Sommer gelesen", erinnert sich der heute 49-Jährige schmunzelnd. "Aber die Musikgeschichten und die Poster, die waren das Größte."
60 seiner schönsten Stücke zeigt er ab Donnerstag, 29. September, in Ralphs Retro-Schau in der Oedheimer Hauptstraße. Passend zum 60. Geburtstag der Zeitschrift in diesem Jahr.
Star-Schnitte

"Musik im Blick" nennt er seine Ausstellung. Weil es nicht um die Songs von Billy Idol, Udo Lindenberg oder Nena geht. "Sondern um das Anschauen", erklärt Hofmann. Deshalb lässt Retro-Schau-Chef und Heimatforscher Ralph Walter bei der Eröffnung auch keine Lieder laufen.
Woher die Sammelleidenschaft kommt? So richtig kann der Kraftfahrzeugmechaniker, der mittlerweile bei Kolbenschmidt in der Fertigung arbeitet, das gar nicht sagen. 1983 fängt er an, jedes Poster aus "Bravo", "Pop/Rocky" und "Popcorn" zu archivieren. Nicht nur die mit Musikern darauf, die in der Ausstellung zu sehen sind. Auch mit Schauspielern, Comic-Figuren wie den Schlümpfen und die riesigen Star-Schnitte, die aus vielen Einzelpostern zusammengesetzt werden.
1985 ist die akribische Sammelei wieder vorbei. "Meinen Freunden habe ich gar nichts davon erzählt", sagt der Oedheimer. "Ich habe nur immer mal wieder die Poster in der Kiste durchgeschaut und neu sortiert." Seine Ex-Frau allerdings bestand im ersten Jahr ihrer Ehe darauf, dass die Schatulle in den Keller wandert. "Das ging gar nicht. Jetzt steht sie wieder im Wohnzimmer."
Erster Kuss
Die Idee, eine Ausstellung zu organisieren, trägt er schon seit 2010 mit sich herum. "Ich dachte: Jeder verbindet doch etwas mit einem Interpreten. Den ersten Kuss, das erste Konzert. Diese Erinnerungen kommen vielleicht beim Anschauen der Poster wieder hoch."

Er selber liebt bis heute Pink Floyd. "The Wall" lief auf seinem Plattenspieler hoch und runter, erinnert er sich. "Konzerte waren nicht so mein Ding, das Rumstehen in der Masse. Aber auf MTV habe ich mir alle Mitschnitte angeschaut." Kein Wunder, dass sein Lieblingsposter die britische Kultband zeigt. "Eine Aufnahme von 1967, die die Bravo in den 80ern noch einmal rausgebracht hat", sagt er stolz. "Mit Gründungsmitglied Syd Barrett dabei."
Ralph Walter, übrigens Stephan Hofmanns ehemaliger Lehrer, grinst. "Meine Zeit war ja eher Drafi Deutscher. Aber die Beatles waren wohl in jedem Jahrzehnt angesagt", sagt er und deutet auf eines der Poster. Und schon ist dank der Pilzköpfe eine rege Frisuren-Diskussion im Gange. Der Sammler, damals Gitarrist in einer Rockband, hatte natürlich langes Haar. "Damit wird man aber schnell in eine Schublade gesteckt."
Der Retro-Schau-Chef wurde in der Schule immer Jagger gerufen, nach dem legendären Frontmann der Rolling Stones. "Vielleicht wegen der Lippen", mutmaßt er grinsend. In einer Sache sind sich die Männer jedenfalls einig: Mit so viel Fanliebe wie als Teenager biegt man nie wieder die Klammern eines Magazins auseinander, um an das kostbare Poster zu kommen.
Termine
Die Posterausstellung "Musik im Blick" in Ralphs Retro-Schau in der Oedheimer Hauptstraße startet am Donnerstag, 29. September, 18 Uhr. Sie ist zwei Monate lang zu sehen. Im Anschluss zeigt der Heimatforscher und pensionierte Lehrer unter dem Titel "Uschi - Vom Playmate zur Starfotografin" Bilder von Oedheims bekanntestem Model in den 80er Jahren: Ursula Winter. 2017 geht es dann mit Forschungen und Bildern zu "700 Jahre Degmarn" weiter.