Das Volk will laufen
Ob aus purer Lust am Lauf oder als sportliche Herausforderung: Volksläufe wie der Lindenlauf oder auch der Unterland-Lauf an diesem Wochenende haben in den vergangenen 15 Jahren einen Boom erlebt.
Allerdings hat der Vorsitzende des Leichtathletikkreises Heilbronn, Gustav Jenne, auch eine gewisse Stagnation ausgemacht. "Es kommt natürlich auf das Wetter an und darauf, ob der Termin günstig liegt." Doch große Sprünge nach oben habe er zuletzt nicht mehr beobachten können.
Nachwuchs
Das hat vor allem mit dem fehlenden Nachwuchs zu tun. Neuenstadt steuert mit Bambini- und Schülergruppen beim Lindenlauf gegen. Schon Dreijährige rennen die 600-Meter. Doch das Gros der Teilnehmer ist 40 plus. In der Jugend spielen teilweise die Wertungsläufe noch eine größere Rolle, doch nur wenige Volksläufe sind vermessen. Der Trollinger-Marathon gehört dazu, bei dem Jenne die sportliche Leitung hat, der SI-Frauenlauf sowie der "Schnelle 10er" der TSG Heilbronn. Die meisten anderen Läufe, die in der Regel auch abseits der Straße geführt werden, haben nur gerundete Längenangaben. Immerhin: Wenn eine Mannschaft an mindestens vier Volksläufen teilnimmt, werden die besten drei Ergebnisse für die Württembergischen Volkslauf-Mannschaftsmeisterschaften gezählt.

Anders beim Lindenlauf: "Da achten die Sportler auf jede Sekunde." Zudem gebe es viele Volksläufe, Abenteuer wie den Motorman mit 1600 Teilnehmern im vergangenen Jahr "vielleicht zehn in Deutschland". Für Jenne ist so ein Spaßlauf nichts. "Da steht nur das Erlebnis im Vordergrund, nicht der Sport", findet der Mann, der seit mehr als 50 Jahren die Leichtathletik-Abteilung des TSV Flein leitet und auch als Senior noch internationale Meistertitel als Werfer erringt.
Frauen
Umso mehr freut ihn, dass sich immer mehr Frauen ans Laufen wagen. Auch wenn es nicht gleich der Halbmarathon wie bei Ludmilla Hertle aus Bad Friedrichshall ist, die 2013 den Lindenlauf gewonnen hat. Sie weiß, warum von den Teilnehmern nur ein Viertel weiblich ist. "Die Strecke ist hart, Topzeiten läuft man hier nicht." Doch der Anteil der Frauen unter den Walkern ist groß. "Wir haben das Laufen ausprobiert, das ist konditionell nichts für uns", sagt Sabine Berkefeld über ihr Team. Jetzt walkt das Trio drei Mal die Woche. "Ganz entspannt, wir halten ein Schwätzle, auch heute, beim Lindenlauf." Von der Strecke über zehn Kilometer ist sie angetan. "Landschaftlich schön und vom Anspruch her in Ordnung."