Babyklappe und anonyme Geburt als Hilfen für verzweifelte Mütter
Heilbronn - Braucht Heilbronn eine Babyklappe? Ein alarmüberwachtes Wärmebettchen, wo Mütter in höchster Not heimlich ihr Kind ablegen und hoffen können, dass es in gute Hände kommt? Oder wäre eine anonyme Geburt mit medizinischem und sozialpädagogischem Beistand nicht der bessere, weil menschlichere Weg? Gibt es einen dritten Weg, zum Beispiel Beratungsstellen, die Schwangeren in verzweifelten Situationen rechtzeitig Alternativen aufzeigen?

Heilbronn - Braucht Heilbronn eine Babyklappe? Ein alarmüberwachtes Wärmebettchen, wo Mütter in höchster Not heimlich ihr Kind ablegen und hoffen können, dass es in gute Hände kommt? Oder wäre eine anonyme Geburt mit medizinischem und sozialpädagogischem Beistand nicht der bessere, weil menschlichere Weg? Gibt es einen dritten Weg, zum Beispiel Beratungsstellen, die Schwangeren in verzweifelten Situationen rechtzeitig Alternativen aufzeigen?
Sensibles Thema
Seit die SPD-Fraktion im Heilbronner Gemeinderat einen Prüfungsantrag an die Stadtverwaltung gestellt hat, wird das höchst sensible Thema kontrovers diskutiert. Im Jugendhilfeausschuss taten sich die Räte und sachverständigen Bürger jetzt schwer, sich für die eine oder andere Option zu entscheiden. Sozialbürgermeister Harry Mergel und Jugendamtsleiter Manfred Urban bekamen deshalb den Auftrag, weiterhin beides parallel zu prüfen: Babyklappe und geschützte Geburt. Hier muss die Frau nicht ihren Namen nennen und kann sich die endgültige Weggabe ihres Babys noch überlegen. Eine weitere Variante wäre die persönliche Hand-in-Hand-Übergabe des Babys durch die anonym bleibende Mutter an eine Vermittlungsperson.
Das SLK-Klinikum am Gesundbrunnen spielt dabei eine wichtige Rolle. Klinikleitung, Frauen- und Kinderklinik haben bereits signalisiert, organisatorisch und finanziell mitwirken zu wollen. Die Kosten, so betonte Harry Mergel, müssten in diesem Fall Nebensache sein. Lebens- und Kinderschutz stehe über allem.
Gegen Babyklappen spricht, dass Kinder auf Spurensuche später ihre Eltern kaum wiederfinden können. Auch Mütter leiden ein Leben lang unter der Ungewissheit, was aus ihrem Baby geworden ist, das sie in einer psychischen Ausnahmesituation weggegeben haben.
Eine Kindstötung als Kurzschlussreaktion verhindert die Babyklappe auch nicht, sagen Fachleute. Deshalb ließ die Heilbronner Stadtverwaltung in der Sitzung anklingen, dass sie die Babyklappe eigentlich ablehnt. „Sie wäre nur die zweitbeste Lösung“, gab Harry Mergel zu bedenken.
Runder Tisch
Auch die Heilbronner Schwangerenberatungsstellen und der Kinderschutzbund favorisieren andere Modelle. Im Januar gibt es noch einmal einen runden Tisch: mit den Beratungsstellen von Diakonie, Caritas, Pro Familia und Gesundheitsamt, mit dem SLK-Klinikum, mit Kirchenvertretern und Juristen.
Frühestmögliche fachliche Beratung der ungewollt Schwangeren über verfügbare Hilfen und Alternativen - das schlagen die Heilbronner Fachberatungsdienste vor. Nur weiß man noch nicht so recht, über welche Kanäle man die Frauen rechtzeitig erreichen soll.
Wie es anderswo funktioniert
In Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim und Pforzheim gibt es Babyklappen. Die Kosten sind mischfinanziert: Privatspenden, kommunale und kirchliche Zuschüsse. Die Kinder kommen übers Jugendamt in Pflegefamilien.
In Stuttgart wurden von 2002 bis heute 14 Babys hinter die Luke im Weraheim gelegt. Die Hälfte der Mütter meldete sich später wieder.
Die Babyklappe in Karlsruhe steht seit 2001 in einem Wohngebiet. 13 Kinder sind dort seither abgegeben worden. In Karlsruhe gibt es auch die anonyme Geburt oder die persönliche, aber anonyme Übergabe des Kindes an Mitarbeiter des Projekts „Findelbaby“.
Der „Babykorb“ Pforzheim wurde 2002 am Klinikum eingerichtet. Zwei Kinder lagen bisher darin.
Im „Babykorb“ am Eingang der St. Hedwigklinik in Mannheim wurden in den letzten sechs Jahren drei Babys abgegeben. Keine der Mütter hat sich noch einmal gemeldet. Fünf Schwangere entbanden anonym. ub