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Auf Cäsars Pfaden Geheimbotschaft geknackt

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Die Mathematikerin Priska Jahnke führte in der Kinder-Uni am Freitag in Welt der Verschlüsselung ein. 1500 Jahre vor Christus gibt es hierfür bereits die ersten Nachweise.

Von unserem Redakteur Carsten Friese
xxx: Professorin Priska Jahnke von der Hochschule Heilbronn.
Foto: Mario Berger
xxx: Professorin Priska Jahnke von der Hochschule Heilbronn. Foto: Mario Berger  Foto: Friese, Carsten

Nicht erst seit den Enthüllungen des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden sind Geheimcodes und verschlüsselte Botschaften ein heißes Eisen. "Diese Botschaften gibt es schon ganz lange", berichtete Professorin Priska Jahnke in der Hochschul-Aula vor vielen neugierigen Teilnehmern der Kinder-Uni.

Sie führte die jungen Zuhörer in die Welt einfacher und komplexerer Codes ein, die manchmal so gar nicht zu knacken scheinen. Um 1500 vor Christus waren es noch Tonscherben, auf denen ein Töpfer ein Rezept für eine tolle Glasur in Geheimschrift aufschrieb und vermeiden wollte, dass andere es nachmachten.

Später wurden Wachstafeln eingesetzt oder spezielle Bänder, die um Holzstäbe gewickelt werden. Die Bänder mit den Buchstaben wurden verschickt − doch nur, wenn man auch den passenden Holzstock dazu hatte und das Band darum wickelte, ergaben die Buchstaben einen Sinn.

Gescheitert

Auch Piraten gestalteten ihre Schatzkarten derart mit Zeichen und Symbolen, dass nicht jeder gleich dahinterkam. Priska berichtet vom berühmten französischen Piraten Olivier le Vasseur, der am Tag seiner Hinrichtung im Juli 1730 eine verschlüsselte Botschaft ins Volk warf und rief: "Mein Schatz demjenigen, der dies versteht." Es war ein Papier mit Zeichen und Buchstaben, über das sich unzählige Menschen den Kopf zerbrachen. "Bis heute", berichtete die Mathematik-Professorin, "ist es nicht entschlüsselt."

Die Kinderfrage, wie viele Geheimcodes es auf der Welt gibt, konnte die Expertin nicht beantworten. "Jeder kann sich ja einen ausdenken." Indianer verständigten sich mit geheimen Rauchzeichen. Der römische Kaiser Cäsar soll einen Code entworfen haben, indem er die Buchstaben des Alphabets um ein paar Plätze verschob. Handys, Kreditkarten, Türen mit speziellem Code: Überall ist eine Verschlüsselung integriert, die für andere unverständlich bleiben soll. Ein Junge berichtete von einem besonderen Fahrradzahlenschloss, das bei Gewalt mit extremem Gestank reagiere. "Ein Stinktierschloss".

Im Workshop gingen 30 Kinder dann ans Basteln einer Chiffrierscheibe, mit der ein unleserlicher Text entschlüsselt werden sollte. Die Suche nach dem häufigsten Buchstaben (im Deutschen das E) kann gute Dienste beim Knacken eines Codes machen. Am Ende hatten viele der jungen Tüftler mit Hilfe der Chiffrierscheibe die Buchstaben richtig zugeordnet und die ersten Sätze entschlüsselt.

Noten als Code

Schwer? "Es geht", fand Carina (10). Sie hat schon mit Freundinnen einen Buchstabensalat ausgetauscht oder eine Geheimschrift mit Musiknoten ausprobiert. "Es hat funktioniert." Madita-Sophie (10) schreibt manchmal ihre eigene Geheimschrift mit Punkten, Strichen und Kreisen, wenn ihr "in der Schule langweilig ist".

Ob der Geheimcode wie bei Cäsar − das verschobene Alphabet − auch für eine Deutscharbeit mal einen Versuch wert wäre? Workshop-Teilnehmer Aaron (8) wäre nicht abgeneigt. Dann müsste man dem Lehrer "aber auch eine Scheibe mitgeben".

 

Das "Voynich"-Manuskript

Ein handschriftliches Buch mit vielen Bildern von Pflanzen und astronomischen Motiven gibt bis heute Rätsel auf. Das "Voynich"-Manuskript, einst im Besitz von Kaiser Rudolf II., ist voller Zeichen, die niemand entschlüsseln konnte. Inzwischen wird diskutiert, ob die Zeichen überhaupt einen Sinn haben. Das Manuskript ist im Bestand der Yale-Universität in New Haven (USA).

Die Kinder-Uni ist eine Veranstaltung der Akademie für Innovative Bildung und Management (AIM) in Kooperation mit der Heilbronner Stimme und der Hochschule Heilbronn. cf

 

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