Viele tauschen seit Jahren das Bett gegen den Schlafsack
Seit einem Vierteljahrhundert organisiert die Sportgemeinschaft Gundelsheim im Sommer Zeltlagerfreizeiten: Jugendliche sind mit Begeisterung dabei
Seit den Anfängen im Jahre 1980 sind Frank Meißner, Hugo und Adelheid Herrmann sowie Uli Herrmann mit dabei. Auf einer Klausurtagung der SG-Gremien wurde 1979 beschlossen, im darauffolgenden Sommer eine Jugendfreizeit in großem Stil zu veranstalten.
Eine Steigerung der Attraktivität der Jugendarbeit und damit auch eine engere Bindung der Jugendlichen an die SG waren die Motive für den Start dieser Veranstaltung, die sich zur Dauereinrichtung mauserte. Bereits im Sommer zuvor hatte die Fußball A-Jugend unter den Trainern Günter Rüger und Theo Mutterer als Testgruppe fungiert. Seit der Premiere im Jahre 1980 leiten Hugo Herrmann und Frank Meißner die Freizeit.
Mit geliehenen Zelten der US-Armee eroberten damals 69 Kinder die Tiroler Seen im hohenlohischen Forchtenberg. Dann folgten Freizeiten im Schwäbischen, ehe es 1987 erstmals über die Grenzen ging: Das 830 Kilometer entfernte Haderslev war das Ziel.
Danach standen die Zelte der SG in Südfrankreich, Spanien und im vergangenen Jahr auf Korsika. Besonders umfangreich waren die inzwischen zu Camps umbenannten Zeltlager in Andalusien. 1998 ging die Sportgemeinschaft erstmals in die Luft. Während 80 Kinder ans Mittelmeer flogen, mussten Zelte, Küchenmaterial und große Teile der Verpflegung die 2500 Kilometer lange Strecke auf dem Landweg transportiert werden.
Frank Meißner und Hugo Herrmann haben gemeinsam in den 25 Jahren Zeltlager 500 Tage Urlaub investiert. Woher die beiden ihre Motivation nehmen: "Die SG Gundelsheim sieht in ihrer Jugendarbeit eine wichtige soziale und gesellschaftspolitische Aufgabe", so Frank Meißner.
Als Vereinsvorsitzender geht er mit gutem Bespiel voran und widmet wie auch der zweite Vorstand Hugo Hermann einen Teil seiner Freizeit dieser Aufgabe. Als Belastung sehen beide das nicht. "Wenn's eine Last wäre, würde ich aufhören", sagt Hugo Herrmann.
Die Aufgaben der beiden sind klar definiert. Frank Meißner kümmert sich ums Programm und die Verwaltung, Hugo Herrmann ist für den technischen Bereich zuständig. Sie finden im über 20 Personen starken Betreuerteam Unterstützung.
Lediglich die Andachten führt der 57-jährige Meißner noch selbst durch, ansonsten können sich die Leiter auf's Wesentliche konzentrieren. Dies heißt bei Hugo Herrmann in erster Linie Küchendienst. Anfang der 90er Jahre ist er von der Betreuung und Logistik in die Küche gewechselt.
Dort verpflegt seit ebenfalls 25 Jahren Ehefrau Adelheid die hungrigen Teilnehmer. Die loben Jahr für Jahr die Kochkünste. Am Anfang gab's durchaus Startschwierigkeiten. "Wir hatten zuviel Spaghetti im Topf, so dass die Nudeln zusammenklebten. Als die Spaghetti dann im Müllsack entsorgt werden sollten, ist der geschmolzen, und das Essen lag auf dem Boden."
Das Erlebnis hat geprägt, denn Spaghetti Bolognese ist das einzige Mahl, welches in allen 25 Camps serviert wurde. Jemand, der bei allen drei Zeltlagern dabei war, ist Uli Hermann. Mit drei Jahren tauschte er das erste Mal in den Sommerferien sein Bett für zwei Wochen gegen den Schlafsack. Den teilte er sich damals mit Mutter Adelheid. Nach zwölf Jahren als Teilnehmer begann das Betreuerleben 1992 im Pfälzer Wald. Für die künftigen Freizeiten wünschen sich alle, dass der jetzige Weg beibehalten wird. Dabei soll der sportliche Bereich immer im Mittelpunkt stehen.
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