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Zwischen Dauerlächeln und Lachtränen

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Christof Altmann und Thilo Stricker begeistern mit schwäbischem Kabarett im Weingut Berthold

Von Ute Plückthun
Mit kosmopolitisch-schwäbischem Musikkabarett sorgen Christof Altmann (rechts) und Thilo Stricker für beste Unterhaltung.Foto: Ute Plückthun
Mit kosmopolitisch-schwäbischem Musikkabarett sorgen Christof Altmann (rechts) und Thilo Stricker für beste Unterhaltung.Foto: Ute Plückthun

Neckarsulm - "Das Thema, das den Schwaben bei all seinem Schaffen umtreibt, ist der Feierabend." Damit haben Christof Altmann und Thilo Stricker sicherlich nicht unrecht, doch bevor es für sie im Weingut Berthold soweit war, trieb es das urschwäbische Duo mit verblüffend trockenem Humor, derb-knitzer Spitzfindigkeit und geistreichen Wortwendungen auf die Spitze.

Schon allein das hätte genügt, um das Publikum mit dem über zweistündigen Programm "Ebbes ka emmer sei" zwischen beseeltem Dauerschmunzeln und selbstironischen Lachtränen einzupendeln. Musikalisches Können an Gitarre, E-Piano, Schlagzeug oder Waschbrett setzten jedoch das zusätzliche Tüpfelchen auf dem i.

Unerbittlich Was eigentlich im Weinkeller hätte stattfinden sollen, wurde aufgrund der großen Nachfrage in die neu errichtete Maschinenhalle verlegt. "Das geht, weil noch keine Maschinen da sind", sagte Weingutchef Hermann Berthold. 185 Zuschauer waren gekommen, um sich von Altmann und Stricker unterhalten zu lassen. Kernig und unerbittlich kitzelten die Kabarettisten die Schwabenseele, nur um ihr sogleich den Spiegel vorzuhalten.

Schiefgehen kann vieles im schwäbischen Alltag, wie die Geschichten beweisen − vom Rasenmäher und vom "Schnierle, des raus goht, aber nemme nei", vom VW-Bus mit obligatorischem Schnapsvorrat für sechs Wochen Norwegen. Immerhin sei dem Schwaben das Autofahren auf den Leib geschrieben: "So weltoffen, wie mir san, und gleichzeitig so verhockt!"

Problematisch erweist sich für den Stuttgarter Altmann und den Aichwälder Stricker zwar das befehlsgewohnte Navigationsgerät: "Do schwätzt jo ä Frau!" Doch auch die Neckarsulmer fühlen sich offenbar vom TÜV-Blues und dem gesungenen Rezept von den Sauren Rädle unmittelbar angesprochen: Als fränkisch angehauchte Nachbarn können sie umso herzhafter über die Entlarvungen lachen.

Urkomisch Pointiert bringt Altmann den Witz auf den Punkt und treibt ihn mit Stricker musikalisch zum Äußersten. Mit irrwitzigen Wendungen urkomisch ist die Geschichte von der Mundharmonika eines nach Amerika ausgewanderten liebeskranken Berthold-Bubs, die als Goschenhobel mit schwarzafrikanischer Musik kernfusioniert zum Begründer des Blues wird.

Nur mit sich selbst und ihren zahlreichen Instrumenten stehen die Kabarettisten auf der Bühne und überzeugen durch temporeiche Präsenz. Noch mal eins drauf setzen sie mit ihrer Zugabe, wenn sich Altmann selbst als Instrument begreift, das Strickmützle vom Kopf zieht und unter Einbeziehung von Schenkeln, Bauch und hoher Stirn sowie des Publikums rhythmisch betont und mit rauchiger bluesgeschwängerter Stimme versichert: "Do goht"r nei, d" guate Wei."

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