Wandkästchen mit Gänsehautgarantie
Siebenbürgisches Museum eröffnet Dauerausstellung zu ländlicher Wohnkultur

Gundelsheim - Üppig bemalte Stubentür oder liebevoll gefertigte Holztruhe: Wie die deutschstämmigen Menschen in Rumänien lebten, zeigt eine Dauerausstellung, die jetzt in den Räumen des Gundelsheimer Schlosses Horneck unter musikalischer Umrahmung von Hildegard Bergel-Boettcher (Mezzosopran), Andrea Gatzke (Gitarrensatz) und Christoph Boettcher (Versvortrag) eröffnet wurde. Unter dem Titel "Wohnkultur und bemalte Wohneinrichtung im ländlichen Siebenbürgen" führt die Ausstellung eine Bauernstube exemplarisch vor Augen.
Beim Anblick des blauen verzierten Wandkästchens überfällt Georg Schell eine wohlige Gänsehaut: "Darin hatte meine Großmutter das Märchenbuch aufbewahrt", erinnert er sich an fantasieerfüllte Kindheitstage. Auch eine Holztruhe mit dem typischen Rosenmuster aus Meeburg, das sein Ururgroßvater geschaffen hatte, ist in der Ausstellung des siebenbürgischen Museums zu sehen.
Generationen "Die Sachen wurden von Generation zu Generation weitervererbt", berichtet der heutige Möglinger. Mit der Grenzöffnung war er 1990 aus Siebenbürgen ausgewandert, seine Eltern ein Jahr später. "Nach dem Umsturz sind wir praktisch mit nichts rausgekommen", sagt er. Zum Glück für das Siebenbürgische Museum waren dem damaligen Kustos Dr. Volker Wollmann schon zuvor immer wieder Möbel mitgegeben worden.
"Es dauert Jahre, bis man so etwas zusammen hat", berichtete die Museumsvorsitzende Dr. Irmgard Sedler vor knapp 50 Besuchern von der Entstehungsgeschichte der Ausstellung. Die Idee dazu, erläuterte Kustos Marius J. Tataru, sei aufgekommen, als im Jahr 2007 in der Kulturhauptstadt Hermannstadt eine Ausstellung zur traditionellen Möbelwelt großen Anklang gefunden habe.
Mit seiner Ankündigung von "restaurierten Prachtstücken, meist aus dem 19. Jahrhundert", versprach er nicht zu viel. Er zeigte in dem an prächtige Stadtmöbel anschließenden neuen Raum, wie die Menschen auf dem Land wohnten. Irmgard Sedler erläuterte "die gute Stube in ihrer besten Form".
Schon von außen habe sich das Haus eines Siebenbürgers durch den Giebel mit Spitze augenfällig von denen anderer unterschieden. Auch im Inneren habe der Kulturprozess deutliche Akzente gesetzt: "Blau war die Farbe der Siebenbürger, Holz das Material." Die einstige vordere Stube des ausgehenden 17. Jahrhunderts blieb als Ritual- und Repräsentationsraum auch ab dem 19. Jahrhundert erhalten. "Dort hat man um die Braut angehalten, dort fanden Hochzeiten, Taufen und Totenfeiern statt", führte Irmgard Sedler aus.
Kachelofen Ebenso traditionell: die diagonale Aufteilung des Zimmers mit einem Kachelofen, Paradebett, Tisch, Truhen und Geschirr. Ein Raum der Familie und der gelebten Freundschaften, auch wenn darin längst nicht mehr geschlafen, gekocht, gegessen oder gewirtschaftet wurde: "Ein zum Symbol geronnenes, unverwechselbares Stück Heimat."
Das Siebenbürgische Museum Schloss Horneck ist täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet, außer montags.