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Spuren jüdischen Lebens in Bildern

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Mosbach - Neckar-Odenwald-Kreis stellt neues Buch vor

Von Sabine Braun
Reinhart Lochmann, Oberbürgermeister Michael Jann, Journalist und Fotograf Rudolf Landauer und Landrat Dr. Achim Brötel (von links) mit den druckfrischen Exemplaren.Foto: Sabine Braun
Reinhart Lochmann, Oberbürgermeister Michael Jann, Journalist und Fotograf Rudolf Landauer und Landrat Dr. Achim Brötel (von links) mit den druckfrischen Exemplaren.Foto: Sabine Braun

Mosbach - Gehen Sie mit mir auf Entdeckungsreise“, lud Fotograf, Journalist und jetzt auch Buchautor Rudolf Landauer seine rund 120 Zuhörer im Mosbacher Rathaussaal ein. Gemeinsam mit Co-Autor Reinhart Lochmann stellte er am Donnerstagabend den druckfrischen, großformatigen Bildband „Spuren jüdischen Lebens im Neckar-Odenwald-Kreis“ vor. Herausgeber ist der Neckar-Odenwald-Kreis (NOK), die Gesamtgestaltung lag bei Landauer.

Jahreszeiten

„Fotographieren heißt eigentlich ,Malen mit Licht'“, erläuterte er in seiner Einführung, und so spielen die 280 Fotos des Bildbands mit Schatten, Lichtreflexen und Streiflichtern. Wintersonne, Abendlicht, knallblauer Sommerhimmel - jede Tages- und Jahreszeit spiegelt sich in den Aufnahmen wider.

Ein Jahr lang fuhr der Fotograf und Journalist, der für die Heilbronner Stimme schreibt, hunderte Kilometer durch den Landkreis, über 1700 Bilder entstanden. Die Motive sind Friedhöfe, die wenigen erhaltenen Synagogen sowie ehemalige jüdische Wohnhäuser. Bildern vergangener Mosbacher Straßenszenen stellt Landauer aktuelle Bilder aus der gleichen Perspektive gegenüber. Gedenkstätten aus den Gemeinden fehlen ebenfalls nicht.

Symbole

Naturgemäß sind es vorwiegend steinerne Zeugen, die Landauer zeigt. Doch der Band widmet sich auch prägenden jüdischen Persönlichkeiten, wie dem aus Mosbach stammenden Kunsthistoriker Julius Held oder dem Heimatdichter Jakob Mayer. In der gebotenen Kürze werden Mikwen, die rituellen Bäder, Mesusen, die Kapseln an Türpfosten, und weitere Symbole vorgestellt. Und das Buch bietet auch dem Kenner noch Überraschungen: zum Beispiel das Foto einer Hauswand, auf der noch heute die Spuren antisemitischer Schmierereien zu erkennen sind. Landauers Fazit: „Es war Zeit für dieses Buch.“

Die Einführung in die Geschichte jüdischen Lebens und in seine Symbole, die Kurzbiografien und die prägnanten, informativen Bild-Erläuterungen stammen von Reinhart Lochmann, Pädagoge und Leiter des Heimatmuseums in der ehemaligen Synagoge in Sennfeld. Glossar, Karte und Literaturhinweise runden das 200-seitige Werk ab.

Alle Redner des Abends plädierten für eine deutlich offenere Erinnerungskultur. Aufarbeitung der Geschichte sei eine Seite der Medaille, die andere das Vermächtnis für die Zukunft. „Dem müssen wir uns stellen“, sagte Landrat Dr. Achim Brötel. Es müsse herausgearbeitet werden, was der Landkreis jüdischem Geist, jüdischer Tatkraft und jüdischem Bürgersinn zu verdanken habe.

Gemischte Gefühle

Über „gemischte Gefühle“ berichtete David Seldner, Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden. Traurig stimme ihn, dass nur noch Spuren des jüdischen Lebens übrig seien. Doch es mache ihn froh, dass Menschen nach diesen Spuren suchen. Diese Tatsache und auch die Neugründung von Gemeinden in Deutschland beweise den Mördern, dass sie ihr „Projekt Auslöschung allen jüdischen Lebens nicht geschafft haben“.

Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann wies darauf hin, dass sich die Stadt schon seit Jahren bemühe, die Erinnerung an den schändlichen Umgang mit den Mitbürgern lebendig zu erhalten - aktuell mit der laufenden Veranstaltungsreihe „Zwischen Shalom und Shoa“, einer Ausstellung im Museum und der Herausgabe einer Dokumentation zur jüdischen Gemeinde. Das neueste Erinnerungsprojekt könne nun dem Leser helfen, Spuren in der eigenen Gemeinde zu entdecken. „Es ist ein wichtiges Buch, ich bin gespannt“, schloss Oberbürgermeister Jann.

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