Lesezeichen setzen Merken

Handwerker experimentiert in der Dunkelkammer

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Dietmar Strauß fotografiert Gebäude für Architekten, Landschafts- und Städteplaner

Die Arbeiten von Dietmar Strauß geben den Betrachtern Rätsel auf. Die Ausstellung in der VHS Neckarsulm läuft noch bis 21. Dezember.
          Foto: Waltraud Langer
Die Arbeiten von Dietmar Strauß geben den Betrachtern Rätsel auf. Die Ausstellung in der VHS Neckarsulm läuft noch bis 21. Dezember. Foto: Waltraud Langer

Neckarsulm „Architekturfotografie ist für mich eine Mischung aus Handwerk, Kreativität und Einfühlungsvermögen. Standpunkt und Zeitpunkt suchen, abwägen, verwerfen, bestimmen - dann hole ich meine Kamera.“ So beschreibt Dietmar Strauß seine Arbeitsweise als freier Fotograf für Architekten, Landschaft- und Städteplaner. Jetzt sind seine Arbeiten in Neckarsulm ausgestellt.

Strauß, Jahrgang 1964, fotografiert mit Großformat- und Mittelformatkameras. Er versteht sich als Bildermacher, als experimenteller Handwerker in der Dunkelkammer, der Versuche mit Infrarotfilmen unternimmt, mit aufwändigen Gummidrucken arbeitet und seine Stahlbilderrahmen und Passepartouts selber herstellt. 54 Resultate dieser akribischen Auseinandersetzung mit Motiv und Bild sind zum 21. Dezember in der Volkshochschule zu sehen. Bei der Vernissage vergangenen Freitagabend haben zahlreiche Besucher einen ersten Blick auf die Bilder geworfen.

Bei den farbigen Architekturfotos fällt eine bestechende Klarheit, fast Strenge auf. Da ist kein Mensch, der die Strukturen aufweichen könnte. „Baustellen fotografiere ich immer sonntags, wenn sie leer sind“, erläutert Strauß. So zaubern Linien und Konturen Bildkompositionen von ganz eigenem Reiz. Der Passant mag die Ostfassade der Neckarsulmer Volkshochschule lediglich als Teil des neuen VHS-Baus wahrnehmen. In der Umsetzung von Dietmar Strauß entstand ein Farbdruck auf Spezialpapier, ein neu beleuchteter Baukörper im Spannungsfeld zwischen glattem Glas und eloxierter Stahlverkleidung, der an den holländischen Maler Piet Mondrian erinnert.

Ein Spiralgebilde in sanften Schattierungen von Grau und Weiß ist mit „Gründerzeitvilla“ betitelt und gibt dem Betrachter Rätsel auf. „Mir ist nicht klar, wie das aufgenommen wurde“, gesteht Michael Hieronymus, Kunstmaler aus Heilbronn. Er betrachtet das Werk, das etwas von dem Grafiker M.C. Escher hat.

Birgit Utrecht und Kerstin Merkle von der Firma Löffelhardt in Heilbronn freuen sich, weitere Werke des Fotografen zu sehen, nachdem sie seine Arbeitsweise bei der fotografischen Dokumentation des Löffelhardt-Umbaus erlebt haben.

Die Ausstellung mit dem Titel „Mehr als nur ein flüchtiger Blick“ zeigt auch Natur- und Landschaftsaufnahmen im klassischen Schwarz-Weiß. Die Kamera richtet sich auf das Unscheinbare und Natürliche, das tatsächlich mehrere Blicke erfordert, um erfasst zu werden. Ein Kaktus in La Palma wird im Detailausschnitt zum futuristisch-martialischen Gebilde, eine Winterpfütze aus Kaisersbach zu einer Serie schwarz-weißer Schlieren.

„Für meine Begriffe fällt diese Ausstellung - gerade in unserer so schnelllebigen Zeit - positiv aus dem Rahmen“, meint Susanne Blawert, Leiterin der VHS. Strauß ist ein guter Bekannter des Volkshochschulteams. Er hat den Neubau fotografisch begleitet, die Arbeiten sind in die Imagebroschüre, das Programm und den Internetauftritt eingeflossen.

  Nach oben