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Die Faust bleibt bei ihr in der Tasche

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Hopp oder top? Merkels Stil

Von Heike Kinkopf
Angela Merkel hebt den Daumen nach oben. Ihr Führungsstil kommt bei Frauen aus dem Neckar- sowie Kocher- und Jagsttal gut an.
          Foto: dpa
Angela Merkel hebt den Daumen nach oben. Ihr Führungsstil kommt bei Frauen aus dem Neckar- sowie Kocher- und Jagsttal gut an. Foto: dpa

Weniger „Basta“, dafür mehr Dialog - Frauen im Neckar- sowie im Kocher- und Jagsttal bescheinigen der ersten deutschen Bundeskanzlerin einen anderen Führungsstil. Ein Jahr nach ihrer Vereidigung beurteilen sie Angela Merkels Handschrift.

Edith Götzfried (48), Kulturamtsleiterin Bad Wimpfen: „Angela Merkel geht es im Grunde wie allen Frauen.“ Sie müsse 110 Prozent leisten, um 100 Prozent anerkannt zu bekommen. Merkel müsse, um ein Lob zu ernten, „wahnsinnig viel arbeiten“. Nächster Punkt die Kleiderfrage. Wer diskutiert schon den Anzug eines Mannes? Merkels Frisur, Schminke und Kleidung bewegten vor allem zu Beginn ihrer Amtszeit die Gemüter. Typisch Frau: Merkels Haltung in der so genannten Elefantenrunde am Wahltag. Von Schröders Attacken sei sie tief getroffen gewesen, erinnert sich Götzfried. Ein Mann, so Götzfried, hätte Schröder mit einem einzigen brutalen Satz Einhalt geboten. Dennoch: „Feinfühligkeit und Bescheidenheit tun der Sache gut.“ In bestimmten Situationen die gebührende Härte zu zeigen, falle Frauen sicher schwerer als Männern.

Waltraud Langer (57), Spielerin und Öffentlichkeitsreferentin der Freilichtspiele Neuenstadt:

Merkel hat als „Ziehmädchen“ von Altbundeskanzler Helmut Kohl ihren eigenen Stil entwickelt. Der Weg zur Macht sei ein männlicher gewesen. „Männer in der Politik lassen nicht so leicht Demokratie zu.“ Merkel dagegen, sagt Langer, haut nicht mit dieser Bastahaltung auf den Tisch. Frauen hinterfragten mehr, seien intuitiver.

Susanne Blawert (54), Volkshochschulleiterin Neckarsulm: Merkels Stil „macht die Politik glaubwürdiger und ernsthafter“. Die Kanzlerin wirke sehr sachlich, stelle sich selbst weniger in den Vordergrund, so wie es ihr Vorgänger Gerhard Schröder gerne getan hat. „Sie pflegt einen teamorientierten Stil.“ Besondere Stärken von Frauen? Die Kommunikationsfähigkeit. „Merkel hat einen sehr guten Einstieg hingelegt, sehr besonnen.“ Jetzt drohe die Gefahr, sich in der großen Koalition aufzureiben. „Sie muss gucken, dass sie Profil zeigt.“ Blawert ist überzeugt, dass die erste Frau im Staate Machtbewusstsein besitzt. „Aber sie stellt diese Macht anders dar als ihr Vorgänger.“

Silke Kühner (31), Kämmerin in Neudenau: Frauen in Führungspositionen agieren in gewissen Bereichen sicherlich anders als Männer, was nicht per se besser oder schlechter sei. Dass bei der Wahl vor gut einem Jahr der Regierungswechsel anstand, habe sich deutlich abgezeichnet. Ob allerdings eine Frau oder ein Mann den Job des Bundeskanzlers inne hat, spielt laut Kühner keine Rolle. „Es kommt auf Programme und Ziele an.“

Gabriele Mandel (42), SPD-Ortschaftsrätin in Bad Friedrichshall-Duttenberg: Gehofft und ein Stück weit erwartet hat sie vor einem Jahr, dass es einen Unterschied macht, ob ein Mann oder eine Frau das Ruder in Deutschland in der Hand hält. Heute stellt Mandel fest: Merkel gibt sich „betont sachlich, Emotionen lässt sie selten raus“. Für Merkel gelte wie für andere Frauen in Führungspositionen, dass sie „ungleich mehr leisten müssen als Männer, um anerkannt zu werden“.

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