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Der Umzugswagen ist eine runde Sache

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Carneval-Verein investiert rund 12 000 Euro in sein fahrbares Fass

Von Petra Halamoda
„Wir haben eine tolle Kameradschaft beim Männerballett.“
          Uwe Ullrich
„Wir haben eine tolle Kameradschaft beim Männerballett.“ Uwe Ullrich

Gundelsheim - Das neue Prunkstück des Gundelsheimer Carneval-Vereins (GCV) schlägt dem Fass den Boden aus. Dick und rund, 3,5 Tonnen schwer und fünf Meter lang wartet es schon in der GCV-Halle im Industriegebiet auf seinen Einsatz am 5. Februar. Aus dem Bauch desselben, dort wo früher die guten Tropfen schwappten, gibt es dann saures Tropfendes: Die Herren des Männerballetts verteilen traditionell Essiggurken. Am einstigen Behältnis für Hochprozentiges legen jetzt die Hundertprozentigen Hand an. Denn GCV-Präsident Hans-Peter Bechtold und seine Mannen überlassen nichts dem Zufall. Da wird geschweißt, geschafft und gewerkelt – und keiner schaut auf die Uhr. Zwischen den Jahren genauso wenig wie einen Tag vor Weihnachten, als sich der harte Kern des Männerballetts selbstredend wie jeden Sonntag bei der Firma Metallbau Kappes getroffen hatte. Wie das die Ehefrauen finden? Polizist Uwe Ullrich zuckt die Schultern: „Die brauchen eben viel Verständnis.“

Kraftakt In der Industriehalle des Ur-Gundelsheimers und Faschingsfreunds Bernd Kappes dürfen sich die Tänzer an den Gerätschaften bedienen. Klaus Heberle hat die Flexmaschine im Griff, dass die Funken nur so stieben. Nicht nur der Zeitaufwand ist groß, sondern auch die finanzielle Belastung. Einen fünfstelligen Betrag, zwischen 10- und 12 000 Euro zapft die Fassinvestition von der Vereinskasse ab. „Ein durchschnittlicher Umzugswagen kostet rund 5000 Euro“, sagt Bechtold. Doch die Männer mit Rhythmus im Bein und im Blut wissen, wie sie wieder an Geld kommen. „Wir wollen das Fass auch zum Weinausschank an Vereine vermieten.“ Der Verein finanziert sich hauptsächlich über Prunksitzungen und Sponsoren. „Aufgrund der kurzen Kampagne können wir dieses Jahr auch keine Fernsehsitzung machen“, sagt Bechtold. „Sonst fehlt uns ein ganzes Wochenende.“

Viel Arbeit Die schwierigste Übung bestand darin, das Trumm auf einen fahrbaren Untersatz zu bugsieren. Meist sind die Wagen auf landwirtschaftliche Anhänger montiert. Für das Fass hat der Verein eigens einen angeschafft. Kostenpunkt: rund 7000 Euro. Mehrere Gabelstapler griffen mit den Gabeln durch die Fenster, damit der Hänger darunter geschoben werden konnte. Ein Schwerlastkran sorgte für die Platzierung, dann wurde es verschraubt. Jetzt steht es schmuck beim Senatoren-Wagen, der mit seinem Kussmund an ein Kreuzfahrtschiff erinnern soll. „Letzte Woche ist die Genehmigung vom Regierungspräsidium gekommen,“ sagt Ullrich. Alle Wagen werden vom TÜV abgenommen. Warum er die ganze Arbeit in der Freizeit auf sich nimmt? „Wir haben eine tolle Kameradschaft beim Männerballett.“

Klaus Heberle, Chef des Männerballetts, hat auch die Flexmaschine im Griff.
Klaus Heberle, Chef des Männerballetts, hat auch die Flexmaschine im Griff.
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