„Betreust du meine, betreu’ ich deine“
Tierfreunde kümmern sich im Urlaub um die Katzen anderer

Neckarsulm - Wohin mit Miezi in der Urlaubszeit? „Katzen sind auf Wohnungen und auf Personen fixiert“, sagt Beatrice Rissel. Und: „Sie fahren nicht gerne Auto.“ Kein Baby-Sitting, sondern Cat-Sitting bietet der Freundeskreis Katze und Mensch an. In Neckarsulm treffen sich ein Mal im Monat 17 Tierliebhaber aus dem nördlichen Landkreis – von Neckarsulm bis Roigheim – zum Stammtisch.
Seit vier Jahren leitet Beatrice Rissel die Gruppe. Zunächst, erzählt die 40 Jahre alte Katzenfreundin aus Unterheinriet, ging es ihr insbesondere um eine Frage: Wer kümmert sich um die beiden Perser-Karthäuser, wenn es sie und Ehemann Thomas in die Ferne zieht? Wer füttert sie zwei Mal täglich? Wer spielt mit ihnen? Die Alternative, die beiden flauschigen Exemplare auf vier Pfoten in eine Tierpension zu geben, kommt für die Rissels nicht in Frage. Zumindest die vertraute Wohnung sollte Maya und Luna in der Urlaubszeit bleiben, wenn schon die Betreuungsperson wechselt. Also: Wer übernimmt die Aufgabe? Beatrice Rissel: „Ich brauche ja sowieso jemanden, der die Blumen gießt und den Briefkasten leert.“ Aufgaben, die ein Cat-Sitter gleich mit erledigt.
Vertrauen aufbauen In der Gruppe in Neckarsulm finden Gleichgesinnte zueinander. „Man sollte sich schon kennenlernen“, erzählt Beatrice Rissel. Schließlich vertraue sie dem Cat-Sitter nicht nur ihre beiden Katzen an. Er erhält freien Zugang zur Wohnung. „Betreust du meine Katze, betreu’ ich deine“ – das Prinzip beruht auf Gegenseitigkeit. Wer das Angebot der Gruppe in Anspruch nimmt, geht allerdings keine Verpflichtung ein.
Jeder entscheidet selbst, ob er bereit ist, die Pflege eines fremden Tieres zu übernehmen, und schaut, ob es der eigene Terminkalender überhaupt zulässt. „Bei uns gibt es zum Beispiel ein Rentnerehepaar, das selbst nicht wegfährt, aber sich gerne um die Tiere anderer kümmert“, erzählt Rissel. Seit 1995 organisiert der Freundeskreis die Nachbarschaftshilfe. Die Gruppe in Neckarsulm gründete sich später. Der Service ist kostenlos.
Koffer packen Packen Beatrice und Thomas Rissel Hosen, Röcke und T-Shirts in die Koffer, machen sich erstmal die beiden Katzen darin breit. Kommt das Ehepaar aus dem Urlaub, gehen die Samtpfoten zunächst auf Distanz. Sie lassen Frauchen und Herrchen zappeln. „Doch dann springen sie einem auf den Schoß und wollen gar nicht mehr herunter“, erzählt Rissel und lacht. Dass es Maya und Luna in ihrer Abwesenheit gut geht, stellt das Ehepaar immer wieder aufs Neue fest. „Sie nehmen in der Zeit immer zu.“ Gute Pflege.
Beim monatlichen Stammtisch geht es in den Gesprächen nicht nur um Katzen. Freundschaftliche Verbindungen entstehen. Was machen die Kinder? Wie läuft es im Job? Aber natürlich gibt es den einen oder anderen wertvollen Tipp eines erfahrenen Katzenliebhabers, wenn jemand zu Hause ein Problem mit seinem Mohrle hat.
Der Jahresbeitrag für den Verein ist gestaffelt und liegt zwischen zwölf und 50 Euro. Er kommt, erklärt Rissel, streunenden Katzen zugute. Wird irgendwo ein herrenloses Tier entdeckt, sind die Katzenfreunde bemüht, es einzufangen, zum Tierarzt zu fahren, und es dort sterilisieren zu lassen.
„Mein Mann war überhaupt kein Tierfreund“, sagt Beatrice Rissel und lacht. Wie sie an die beiden Prachtexemplare gekommen ist? Eine Freundin bat sie, auf ihre Katzen aufzupassen, sie müsse zur Kur. „Sie hat sie nicht mehr abgeholt“, wegen einer Allergie. Heute möchten die Rissels Maya und Luna nicht mehr missen und sind froh, sie auch im Urlaub in guter Obhut zu wissen.