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Auszeit vom Container

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An der Karlstraße gibt es seit gut acht Jahren einen provisorischen Kindergarten

Von Christian Gleichauf
Hier spielen und essen die Kinder im Container an der Karlstraße. Hinten warten Tanja Feigenspan und Nevin Yildirim (von links).Foto: Christian Gleichauf
Hier spielen und essen die Kinder im Container an der Karlstraße. Hinten warten Tanja Feigenspan und Nevin Yildirim (von links).Foto: Christian Gleichauf

Neckarsulm - Draußen frühstücken, über und in Pfützen springen, Tiere suchen und untersuchen: Für die Knirpse des Kindergartens Karlstraße aus Neckarsulm ist die erstmals veranstaltete Waldwoche eine tolle Abwechslung. Da kann nicht einmal das trübe Wetter für schlechte Laune sorgen. Nur am Donnerstag entschied Leiterin Ilona Friedrich kurzfristig, den Ausflug abzusagen. Zu schlecht waren die Aussichten. Und so blieben die Kinder an diesem Tag im Container, ihrem Container.

Seit gut acht Jahren steht das Provisorium hinter der Sporthalle der Johannes-Häußler-Schule. Nun wird es wohl auch das zehnjährige Bestehen noch dort feiern können. Denn vor 2013 wird der geplante Neubau an der Salinenstraße nicht stehen, glaubt Hauptamtsleiter Andreas Eschbach.

Seit 2009 ist er für die Kindertagesstätten der Stadt zuständig. Über die Gründe, warum die Container inzwischen zur Dauereinrichtung geworden sind, will er nicht spekulieren. "Man hat aber anhand der statistischen Zahlen wohl lange Zeit erwartet, dass man die Plätze irgendwann sowieso nicht mehr braucht." Doch stattdessen werde die Ganztagsbetreuung inzwischen immer mehr nachgefragt.

Laut oder heiß Im Container Karlstraße ist die Stimmung gut. Es gießt in Strömen auf das Blechdach, während die Kinder im Gang von Reifen zu Reifen springen. "Bei Regen ist es eben sehr laut hier", sagt eine Erzieherin. Und im Sommer sei es eigentlich immer zu heiß. Gespielt wird im Mehrzweckraum, gegessen in der Küche, Zähne werden ebenfalls in der Küche an der Spüle geputzt, geschlafen wird wieder im Mehrzweckraum. Es gibt zu wenig Toiletten. Und auch der Hof mit Rasenstreifen vor der Tür zeigt: Die Möglichkeiten sind hier offensichtlich begrenzt.

Das mag so gar nicht passen zu der Aussage des Oberbürgermeisters, Neckarsulm befinde sich auf dem Weg zur kinderfreundlichsten Stadt der Region. Hauptamtsleiter Eschbach erläutert deshalb auch das Konzept, über das der Gemeinderat demnächst abstimmen soll. Der bestehende Kindergarten an der Salinenstraße soll schon bald in die Alte Post umziehen, dann soll ein Neubau das alte Gebäude ersetzen. Die Karlstraßenkinder werden dann − voraussichtlich 2013 − dorthin umziehen. "Das soll wirklich eine schöne Einrichtung werden", sagt Eschbach.

Stärken Für Maide, Nisa, Henriette, Hannes, Max, Mia und Emilia kommt das zu spät. Die Sprösslinge der derzeitigen Elternbeiräte haben dann ihre gesamte Kitazeit im Container verbracht. "Für unsere Kinder besteht keine Hoffnung mehr", sagt Nevin Yildirim. "Aber sie finden es toll hier, und die Erzieherinnen geben ihr Bestes." Das funktionierende Team um Ilona Friedrich sei die Stärke des Kindergartens, findet auch Tanja Feigenspan. Und Ruth Hilbig sagt: "Die Kinder leiden nicht unter der Situation." Ein Umzug in eine andere Kita ist kein Thema. Nur eine Sache, die finden die Eltern gar nicht fair: "Dass wir hier auch noch deutlich mehr bezahlen müssen als in anderen Einrichtungen", wie Tanja Feigenspan sagt. Zwischen 80 und 350 Euro liegen die Sätze − je nach Einkommen. Doch auch das soll laut Andreas Eschbach in wenigen Wochen neu geregelt werden. "Mit den neuen Sätzen sind wir dann wohl landesweit Vorreiter."

Kommentar "Mahnmal"

Mit Gefühlen zwischen Faszination und Ekel bestaunen Pascal, Nisa, Hannes und Max beim Waldprojekt am Schweinshag eine Nacktschnecke. Es ist eine willkommene Abwechslung.Foto: Dittmar Dirks
Mit Gefühlen zwischen Faszination und Ekel bestaunen Pascal, Nisa, Hannes und Max beim Waldprojekt am Schweinshag eine Nacktschnecke. Es ist eine willkommene Abwechslung.Foto: Dittmar Dirks
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