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Auf Spurensuche im Museum

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„Zwischen Shalom und Shoa“ heißt die aktuelle Ausstellung

Von Rudolf Landauer
Das ehemalige Kaufhaus Held stand neben dem Rathaus. Die Ausstellung über jüdisches Leben erinnert daran.Foto: Rudolf Landauer
Das ehemalige Kaufhaus Held stand neben dem Rathaus. Die Ausstellung über jüdisches Leben erinnert daran.Foto: Rudolf Landauer  Foto: landauer

Mosbach - In wenigen Wochen jährt sich zum 70. Mal die Pogromnacht, in der Nazischergen die jüdische Synagoge in Mosbach anzündeten und das Inventar auf dem historischen Marktplatz verbrannten. Damit diese Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten, gibt es in Mosbach eine ganze Reihe von Veranstaltungen, die jüdisches Leben in der Stadt und die Vorgänge nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aufgreifen.

Den Auftakt machte der weltberühmte Klezmer Klarinettist, Giora Feidmann. Mit der Klarinette, nach seiner Aussage „das Mikrofon meiner Seele“, verzauberte er seine Zuhörer. Eine sehenswerte Ausstellung haben Stefan Müller und sein Stadtmuseumsteam in Zusammenarbeit mit dem Stadt- und Landkreisarchiv und privaten Leihgebern zusammengestellt. Der gewählte Titel der Veranstaltungsreihe zeigt, wie breit das Spektrum angelegt ist. Die Spannweite zwischen dem hebräischen Namen „Shalom“ für Friede und „Shoa“ für Unheil und große Katastrophe könnte nicht größer sein.

Schlichter Löffel Jüdische Mitbürger haben damals beides ertragen. Phasen des Friedens und des guten Miteinanders von Juden und Christen endeten abrupt 1938 – Shoa begann für sie.

In der Ausstellung macht ein schlichter Schuhlöffel unter einem lädierten Blechschild aufmerksam. In der Hauptstraße betrieb die jüdische Familie Dilsheimer ein florierendes Schuhgeschäft. Stolz schrieb man außen ans Geschäft: „Salamanderschuhe – in Mosbach nur im Kaufhaus Dilsheimer“. Das Haus wurde später abgerissen und durch einen Betonbau ersetzt.

Direkt neben dem historischen Rathaus führte die alteingesessene jüdische Familie Held ein Textilkaufhaus. Eine angesehene Familie, die bereits 1829 das Geschäft gründete. Auch dort steht heute ein moderner Betonbau. In Freiburg studierte Julius Held Kunstgeschichte und Archäologie. Held ahnte, was kommt, und emigrierte nach Amerika. Professor Dr. Julius Held zählt zu den bedeutendsten Experten der nordeuropäischen Kunstgeschichte. Er stiftete der Stadt Mosbach am Synagogenplatz eine würdevolle Gedenkstätte. Dr. Leopold Löwenstein gilt als der erste Jude, dem die Stadt Mosbach 1923 das Ehrenbürgerrecht verlieh. Als „Muster höchster Toleranz und seltener Herzensgüte“, wird Löwenstein beschrieben.

Oberbürgermeister Michael Jann und Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Dr. Achim Brötel, zeigten sich beeindruckt von der Ausstellung. Brötel: „Die Ausstellung ist ein ungeheuer wertvoller Beitrag zu einer offenen Erinnerungskultur. Für mich ist das ein zentraler Aspekt, der zugleich eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart und in die Zukunft schlägt“.

Die Ausstellung „Zwischen Shalom und Shoa“ im Stadtmuseum Mosbach ist bis 9. November mittwochs und sonntags von 15 bis 18 Uhr zu sehen.

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