"Antworten auf offene Fragen geben"
Region Heilbronn - Immer beliebter werden sie: die Glaubenskurse in der Evangelischen Landeskirche. Auch in Neckarsulm startet demnächst "Spur 8".
Region Heilbronn - Immer beliebter werden sie: die Glaubenskurse in der Evangelischen Landeskirche. Auch in Neckarsulm startet demnächst "Spur 8". "Wir wollen Menschen ansprechen, die auf der Suche nach Sinn in ihrem Leben sind oder den Zugang zur Kirche verloren haben", sagt Claudia Hanak. Angela Groß hat bei der 30-Jährigen nachgefragt. Die BWL- und Religionslehrerin an der Heilbronner Andreas-Schneider-Schule ist seit fast zehn Jahren Kirchengemeinderätin in der evangelischen Stadtkirchengemeinde in Neckarsulm.
Frau Hanak, wozu braucht es einen Glaubenskurs?
Claudia Hanak: Wenn wir unsere Kirchen anschauen, werden viele immer leerer und leerer. Wir haben uns überlegt, wie wir die Menschen wieder motivieren können, sich mit dem Thema Glaube auseinanderzusetzen. Manche trauen sich vielleicht nicht zu, sich zu so einem Kurs anzumelden. Jeder hat die Freiheit, nach dem ersten Abend zu gehen, wenn er das möchte. Wer Vorbehalte hat, kann diese im Glaubenskurs äußern: Dort ist eine Plattform dafür.
Ist Glaube lernbar?
Hanak: Wir wollen den Menschen durch den Glaubenskurs kein Patentrezept bieten, wie man zu glauben hat, weil es dieses nicht gibt. Viel wichtiger als Glaube zu lernen, ist aus meiner Sicht zunächst die Bereitschaft, sich mit dem Thema Glaube auseinanderzusetzen. Aber der Glaube allein ist nicht unser Lernziel, sondern folgendes: Durch den Glaubenskurs wollen wir die Teilnehmer dabei unterstützen, wie man Gott und dessen Wirken in seinem Leben persönlich kennen lernen und dadurch eine persönliche Beziehung zu ihm aufbauen kann.
Was für Personen kommen?
Hanak: Es sind Menschen mit unterschiedlichsten Motiven. Die einen wollen sich wieder neu mit ihrem Glauben, der vielleicht verschüttet ist, auseinandersetzen, die anderen befassen sich zum ersten Mal mit diesem Thema. Meistens sind es mehr Frauen als Männer. Und viele aus der mittleren Altersschicht, die in der Kirche fehlen.
Wie haben Sie die Teilnehmer nach dem zuletzt angebotenen Glaubenskurs erlebt?
Hanak: Sehr unterschiedlich. Manche wollen den Kurs erstmal setzen lassen, für sich reflektieren und sich ein Urteil bilden. Andere stellen fest, dass es wirklich nichts für sie ist. Aus dem ersten Glaubenskurs sind viele hängen geblieben, die bewusst für sich eine Entscheidung zum Glauben getroffen haben. Aus diesen Personen ist nun ein erster Hauskreis entstanden, der sich diesmal aktiv im neuen Glaubenskurs mit einbringt. Dies könnte auch eine mögliche Folge des Glaubenskurses sein: Dass diejenigen, die dabei waren, ihre positiven Erfahrungen weitergeben.
Wie sieht für Sie die Zukunft von Kirche aus?
Hanak: Mein Traum von Kirche ist ein Weniger an Verwaltung und dafür ein Mehr an Menschlichkeit. In den Gottesdiensten sollte Gemeinschaft zwischen Jung und Alt gelebt werden können. Sie sollten gestärkt und ermutigt aus den Gottesdiensten gehen. Dies dürfen wir aber nicht allein den Pfarrern aufbürden, sondern das geht nur durch die Unterstützung aller Glaubenden, von denen ein Teil − zum Beispiel durch die Glaubenskurse − selbst Feuer gefangen haben und dieses anderen weitergeben möchte.