Meister der Zahlen mit Bodenhaftung
Hanspeter Friede seit vier Jahrzehnten dem Rollschuhsport verschrieben − 25 Jahre Vorsitzender beim RRV

Als Stadtkämmerer hat Hanspeter Friede die Kasse der Salzstadt akribisch im Griff: 21 Etats hat er als Fachbereichsleiter Verwaltung und Finanzen detailliert und strukturiert aufgestellt. Er ist also ein Verwaltungsmensch durch und durch. Allerdings: In seiner Freizeit mutiert er gern auch mal zum ausgeflippten Hippie, zum wirren Erfinder oder zum fantasiebegabten Karl May. Seit über 40 Jahren hat er sich dem Rollschuhsport verschrieben.
Die Liebe und das, wie er selbst sagt, mäßige Talent im Fußball haben den 59-Jährigen zum Rad- und Rollschuhverein Bad Friedrichshall gebracht: Im Alter von 16 Jahren hatte er seine Rita kennengelernt und sich von Anfang an auch mit dem Verein verbandelt: Gleich ein Jahr danach wurde er vom späteren Schwiegervater und damaligen Vorstand Wilhelm Hekler zum Jugendleiter ernannt. Schwiegermutter Martha war zudem über 40 Jahre lang Trainerin.
Ein Amt, das heute seit Jahrzehnten seine Frau ausübt. Sie unterstützt ihn sehr, etwa, was die Vertretung bei Sitzungen angeht, wenn er beruflich verhindert ist: "So etwas funktioniert nur, wenn beide an einem Strang ziehen", betont Friede.
Glückwunsch In die Rollschuhdynastie, die sich mit zarten Trieben in der vierten Generation fortsetzt, hat er mit 19 Jahren "eingeheiratet": Sohn Patrick, der 1984 zur Welt kam und bereits von Kindesbeinen an auf Rollen stand, hat für den Verein hochrangige Erfolge eingefahren. "Er hat vitrinenweise Pokale", sagt sein Vater: Allein im aktiven Bereich brachte er es sechsmal zum deutschen Meistertitel im Paarlauf.
Zudem ist er Europa- und Weltmeisterschaften gelaufen. Bei den World Games 2005 holte er die Silbermedaille, die ihm sogar ein Glückwunschschreiben vom damaligen Kanzler Gerhard Schröder einbrachte: "Das hat dem Verband Hunderttausende von Euro gerettet", sagt Hanspeter Friede.
Schwiegertochter Christal, die aus der Dominikanischen Republik kommt, fährt in den Musicals in der Freizeitgruppe mit, und auch Enkeltochter Amy (6) ist mit dabei: "Sie läuft schon Paar und Einzel. Ein echtes Talent", sagt der stolze Opa.
Musicals Er selbst hat es mit akrobatischen Höhenflügen nicht so: In der 2008 zum 100-jährigen Vereinsbestehen ins Leben gerufenen Freizeitgruppe, die sich regelmäßig an den Musicals auf Rollen beteiligt, fährt er mit. "Ich habe es auf Flieger, Storch und Fantasie gebracht", räumt er zu den Figuren mit Bodenhaftung der erfolgreich bestandenen Neulingsprüfung ein. "Aus dem Trainingsbetrieb halte ich mich aber komplett heraus."
Für den Verein ist er dagegen seit dem Jahr 1976 in verschiedenen Ämtern hoch hinaus gestartet. "Den schönsten Titel, den ich hatte, war der des Freizeit- und Vergnügungswarts", sagt er schmunzelnd. In seiner Zeit als Vorstand wurde die vereinseigene Anlage komplett saniert und die Bahn mit der langersehnten Überdachung ausgestattet. Die seit 17 Jahren aufgeführten Musicals − inzwischen sind es neun an der Zahl − sind bei Tausenden von Zuschauern beliebt und treten dank seines Engagements auch in den Partnerstädten zur sogenannten "Tournee auf Rollen" an.
Ein weiterer Spross, der einer Initiative des Vorsitzenden zu verdanken ist, ist die Inlineskater-Hockeyabteilung: "In den 90ern habe ich einige Buben zum Kinderferienprogramm eingeladen", erinnert sich Hanspeter Friede. Heute sind sie gestandene Mannschaften in der Regionalliga und der Landesliga vertreten.
Das "Rad" im Vereinsnamen rollt derzeit nicht mehr. "Wenn ich in Pension gehe, werde ich das wieder aufleben lassen", plant er. "Die Ausflüge mit der Radtouristik waren so schön, dass irgendwann auch die Erwachsenen mitwollten", erinnert sich der ehemalige Jugendwart an ausgeklügelte Touren. 1999 ging es sogar bis in die Partnerstadt Saint-Jean-le-Blanc.
Frühjahrsputz "Wenn ich was mache, will ich es richtig machen und nicht nur vorne sitzen", versichert er. So kommt es regelmäßig vor, dass der Vorstand beim Frühjahrsputz im Vereinsheim Hand anlegt: Auch in Sachen Beseitigung von Winterschmutz und Spinnweben gilt für ihn: In der Vereinsfamilie nicht nur dabei sein, sondern mittendrin.