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Lärm macht Neuberg-Anwohnern zu schaffen

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Zwei Frauen haben eine Unterschriftenaktion zur Geschwindigkeitsbegrenzung auf der L1088 gestartet. Viele Anwohner haben sich inzwischen angeschlossen. Ihre Chancen stehen bisher nicht sehr gut.

Von Ute Plückthun
Vom Verkehrslärm auf der L 1088 genervt: Bei der Haustüraktion setzte auch Ulrike Rätzer (l.) ihre Unterschrift auf die Liste von Heide Schaumann. Foto: Ute Plückthun
Vom Verkehrslärm auf der L 1088 genervt: Bei der Haustüraktion setzte auch Ulrike Rätzer (l.) ihre Unterschrift auf die Liste von Heide Schaumann. Foto: Ute Plückthun

Morgens ab fünf Uhr brauchen wir keinen Wecker mehr", ärgert sich Heide Schaumann. Beginnt der Berufsverkehr über die Landesstraße L1088 an ihrem Haus vorbei zu rollen, bekommt die pensionierte Lehrerin kein Auge mehr zu. "Wenn ich im Bett liege, meine ich, die fahren über mich drüber." Auch Irmgard Enderer, die in der Heinrich-Fries-Straße zwei Häuser weiter wohnt, findet die Verkehrsbelastung zu Stoßzeiten "unerträglich".

Deshalb haben die beiden Frauen nach einem ersten Vorstoß vor vier Jahren eine Unterschriftenaktion gestartet. Ihre Forderungen werden in den nächsten Tagen an das Amt für Straßen und Verkehr im Landratsamt und zur Kenntnis an die Kommunen Oedheim und Bad Friedrichshall sowie an den Bürgerbeauftragten des Landes Baden-Württemberg weitergeleitet.

Viel Lärm, wenn die Autobahn dicht ist

Über 30 Anwohner haben sich der Aktion angeschlossen. Die Resonanz war unterschiedlich: "Die einen meinten, das bringt sowieso nichts", erzählt Heide Schaumann. Andere dagegen hätten sich gefreut: "Sie haben gesagt: Endlich macht mal jemand was." Irmgard Enderer ergänzt: Ein junges Ehepaar habe angeführt, wenn es gewusst hätte, dass der Verkehr so stark zunimmt, hätten sie nie und nimmer hier gebaut. Mit Gästen könne man fast nicht mehr auf der Terrasse sitzen. Manche Anwohner griffen sogar zu Ohrstöpseln.

Gefühlt seien es mehr Fahrzeuge geworden. Die Neuenstadter Ortsumfahrung und insbesondere die nach wie vor fehlenden Kreiselableitung über den Lautenbacher Hof Richtung B27 bei Neckarsulm inklusive der Umwidmung des L1088-Teilstücks zur Kreisstraße machen sie als Grund aus. "Vor allem, wenn die Autobahn zu ist", unterstreicht Irmgard Enderer. Dann nutzten viele die Abkürzung über Oedheim. Mitunter auch Lkw, für die ab 7,5 Tonnen der Kochendorfer Lindenberg seit Jahren gesperrt ist.

"Der Dauerlärm macht uns krank"

Ulrike Rätzer ist sofort zur Unterschrift bereit. Ihr gehen zudem die Motorradfahrer auf die Nerven. "Man hört sie schon vom Wald bei Degmarn kommen. Oft mit mindestens 100." Erlaubt sind 70 Stundenkilometer. "Mit Tempo 50 wären wir hochzufrieden, bis der Kreisel gebaut wird", führt Heide Schaumann aus. Wenn nicht, dann ein Lärmschutzwall. "Der Dauerlärm macht uns krank."

Dass beides rechtlich nicht möglich ist, bedauert Oedheims Bürgermeister Matthias Schmitt. "Die Lärmwerte geben Tempo 50 in diesem Bereich nicht her", führt er zu einer 2015 durchgeführten Verkehrsanalyse an. Das bestätigt Manfred Körner, Pressesprecher im Landratsamt Heilbronn. Dass Neckarsulm auf der B 27 aus Lärmschutzgründen in den Genuss von Tempo 60 komme, liege an 45 000 Fahrzeugen täglich. "Das ist eine ganz andere Größenordnung als auf der L 1088 in Oedheim mit weniger als 6000 Fahrzeugen."

"Man lässt Oedheim im Regen stehen"

Lärmschutzwände kommen laut Bürgermeister Schmitt ebenfalls nur bei einer Überschreitung in Frage. Oder bei Neubaugebieten wie im Quittenbusch II, in dem die Kosten auf das Baugebiet umgelegt worden seien. Ende der 80er Jahre, als der Neuberg erschlossen worden sei, hätten die Lärmschutzregelungen aber noch nicht gegolten.

In Sachen Kreisel, der auch von Neuenstadt und Bad Friedrichshall unterstützt werde, gebe es dagegen Hoffnung: Im Antwortschreiben des Regierungspräsidiums vom Dezember 2016 sei eine grundsätzliche Förderfähigkeit festgestellt worden. Wermutstropfen bleibt, dass bis 2018 alle Gelder verteilt sind. "Ab 2019 steigen die Chancen, dass der Oedheimer Kreisel in ein Förderprogramm aufgenommen wird." So lange werden Herta Schaumann und die Unterstützer ein bestimmtes Gefühl nicht los: "Man lässt Oedheim im Regen stehen."

 

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