Streit um ein Abi-Buch in Bad Friedrichshall
Lehrer am Friedrich-von-Alberti Gymnasium sind entsetzt

Mit einem Abifest wollen sich die 48 Ehemaligen von ihrem Friedrich-von-Alberti-Gymnasium verabschieden. Nach einer Stunde ist die Party vorbei - wegen ihres Abi-Buchs. "Wir wollten niemanden persönlich angreifen oder beleidigen", sagt Catherine Dosch von der Gruppe, die das Abi-Buch herausgegeben hat. Einige Ausdrücke seien beim Korrekturlesen übersehen worden. Zwar sind ihrer Ansicht nach die fraglichen Zitate "Schülerjargon", aber Dosch zeigt Verständnis für das Verhalten der Lehrer: "Man kann darüber böse sein."
Ausgeburt der Hölle", "männlicher Teil einer lesbischen Beziehung", schreiben Exschüler unter anderem im Abi-Buch über ihre Lehrer. Als die am Feten-Morgen die Texte lesen, sind sie entsetzt. Sie beschließen: Aus Solidarität zu den betroffenen Kollegen macht niemand beim Abifest mit. "Das ist schon unterhalb der Gürtellinie gegangen", sagt Rektor Hartwig Welsch, der die gedruckten Exemplare ebenfalls erst am Schulmorgen gesehen hat. Die Jahrgänge davor seien bereits mit unveröffentlichten Manuskripten zu ihm gegangen. So hätte man über Dinge im Vorfeld sprechen können.
Der Rektor ist überrascht. Der Jahrgang habe sich immer toll verhalten. "Ich mochte ihn sehr." Gern hätte der Rektor mit den Autoren der Stellen geredet, doch die sind nicht namentlich gekennzeichnet.
Von ihren einstigen Schülern enttäuscht sind auch Lehrer. Nach 13 Schuljahren hätten sie so etwas nicht schreiben dürfen, ohne darüber nachzudenken, sagt Monika Heptner vom Personalrat des Gymnasiums. Zur Erklärung "Zeitdruck" sagt sie: "Nach 13 Jahren sollte man auf einem anderen Niveau formulieren können." Den Unterricht zu kritisieren oder eine kleine Eigenheit eines Lehrers aufzugreifen, das geht für ihren Kollegen Bernd Rummel in Ordnung. "Das Problem in diesem Fall sind die persönlichen Verunglimpfungen." Auch Lehrer seien verletzbar. Die Pädagogen sprechen mit den einstigen Schülern über die Entscheidung des Kollegiums. "Es geht nicht darum, den Abijahrgang zu verdammen", sagt Rummel. "Wir müssen bewusst Zeichen setzen." Ein Teil der Abiturienten entschuldigt sich schließlich im Lehrergremium. In Kürze wollen sie einen Brief an die anderen Schüler schreiben. Fürs nächste Jahr hofft Welsch, dass Abiturienten mit einem Lehrer arbeiten. Um zu sehen, "was im Sinne der Pressefreiheit machbar ist".
Kommentar "Keine Zensur"