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Armsünderweg zum schaurigen Galgen

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Gundelsheim - Der Gang auf dem Armsünderweg hinaus vor die Tore der Stadt, begleitet von einem Geistlichen und oft vielen Bürgern der Stadt, war für die "Armsünder" im Mittelalter in der Tat ein unbequemer: Es war ihr letzter Marsch.

Von Rudolf Landauer

Auf viel Interesse stieß der Marsch zum Galgen, den Mitglieder des Vereins Kulturetta eigens nachgebaut und aufgestellt hatten.
Foto: Landauer
Auf viel Interesse stieß der Marsch zum Galgen, den Mitglieder des Vereins Kulturetta eigens nachgebaut und aufgestellt hatten. Foto: Landauer  Foto: Landauer

Gundelsheim - Der Gang auf dem Armsünderweg hinaus vor die Tore der Stadt, begleitet von einem Geistlichen und oft vielen Bürgern der Stadt, war für die "Armsünder" im Mittelalter in der Tat ein unbequemer: Es war ihr letzter Marsch. Zum Tag des unbequemen Denkmals hatte der Verein Kulturetta einen eindrucksvollen Beitrag aus der Stadtgeschichte geliefert. Enormes Interesse fand die Aktion, an der sich zahlreiche Interessierte beteiligten. "Wir möchten damit an die unbequeme Gerichtsbarkeit des Mittelalters erinnern und das Bewusstsein an diese historisch belegte Stätte wachhalten", begründete der Vorsitzende des Vereins Kulturetta, Leo Achtziger, die Aktion des Vereins.

Und dazu hatte man sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Als die Marschierer auf dem mutmaßlichen Armsünderweg nach Süden in Richtung Lohgraben und Obergriesheimer Berg in der Nachbarschaft der Tennisanlage ankamen, staunten sie am Fuß des Galgenbergs nicht schlecht. Mitten in der Wiese stand ein wuchtiger großer Galgen, der auf den ersten Blick wie das Original aussah, dessen Säulen zuvor am Fuß des Himmelreichs im Korntal an der B 27 in einem privaten Anwesen besichtigt wurden. Dort hatte Leo Achtziger die zwei Säulen entdeckt, die er spontan dem lange gesuchten Galgen zuordnete. Inzwischen hat das Landesdenkmalamt Stuttgart auf sein Betreiben hin die Säulen als Denkmal anerkannt und geschützt. Als Achtziger der Mittelalterarchäologin Dr. Susanne Arnold vom Regierungspräsidium Stuttgart den Fund präsentierte, zeigte sich so begeistert, dass sie den Schutz des Fundes als Kulturdenkmal vorantrieb.

Weitere Beweise lieferten neben dem Namen des Gewanns "Galgenberg", die geomagnetische Untersuchung, mittels der die Fundamente des Galgens nachgewiesen wurden. Wenige Meter neben der jetzt auch archäologisch bestätigten Stelle wo der Hochgerichts-Galgen stand, bauten die Gundelsheimer Vereinsmitglieder Edgar Sigmann und Peter Lauber den Galgen ausgesprochen authentisch nach, und Edmund Mayer strich ihn sandsteinfarben an. Sogar der Galgenstrick entsprach dem Original - und die Galgenvögel obendrauf wohl auch.

Achtziger schilderte die Lage des Galgens, von der Blicke zu fünf Burgen und Schlössern möglich sind. "Und damit zu fünf Gerichtsbezirken", fügte er an. Der Galgen diente dem Deutschorden eher zur Abschreckung, viele Hinrichtungen sind nicht überliefert, recherchierte er. Die Gehängten wurden nicht beerdigt, sie wurden verscharrt. Der Boden dort galt als entweiht, und in geweihte Erde durfte kein Gehängter gelegt werden, erfuhren die Zuhörer. Tagelang ließ man sie am Galgen baumeln, so Achziger. Zur Abschreckung.

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