Lesezeichen setzen Merken

Ungestört von männlichen Blicken

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Verein bietet muslimischen Frauen einen Schwimmkurs an

Freut sich auf viele neue Gesichter im Schwimmkurs: Monika Eberhard hat sich in einem Lehrgang auf den Unterricht mit Muslima schulen lassen.Foto: Angela Groß
Freut sich auf viele neue Gesichter im Schwimmkurs: Monika Eberhard hat sich in einem Lehrgang auf den Unterricht mit Muslima schulen lassen.Foto: Angela Groß

Lauffener - Der Schwimmverein Lauffen hat eine Vorreiterrolle übernommen und bietet nach eigener Einschätzung erstmalig in der Region einen Schwimmkurs für muslimische Frauen an. Die Idee wurde im Frauennetzwerk Lauffen geboren, das Angebot richtet sich an alle Muslimas. Federführend ist Schwimmschulleiterin Monika Eberhard, die 1996 zu den Gründungsmitgliedern des Lauffener Vereins gehörte. Angela Groß hat sich mit der 54-jährigen Trainerin unterhalten. Die Lauffenerin hat beim Deutschen Schwimmverband eine Fortbildung besucht.

Frau Eberhard, Sie wollen muslimischen Frauen das Schwimmen beibringen - warum?

Monika Eberhard: Der Kurs soll in ungestörter Atmosphäre im Lehrschwimmbecken in der Kaywaldschule stattfinden und richtet sich an muslimische Frauen, die noch nicht schwimmen können, es aber gerne lernen wollen. Ich möchte Jung und Alt ansprechen - von kleinen Mädchen bis zu erwachsenen Frauen. Männer haben während des Unterrichts keinen Zutritt.

Auf was müssen Sie als Trainerin bei diesem Kurs achten?

Eberhard: Auf alle kulturellen Aspekte, dass die Frauen unter sich bleiben, dass man notfalls die Fenster zuhängen kann. In erster Linie möchte ich den muslimischen Frauen aber die Freude am Lebensraum Wasser vermitteln. Dass sie, wenn sie ihre Heimat besuchen, auch im Meer oder anderen Gewässern schwimmen gehen können. Ich möchte ihre Autonomie stärken. Wenn sie etwas Neues lernen, sind sie selbstbewusster, fühlen sich sicherer und weniger abhängig.

Sprechen Sie eigentlich die türkische Sprache?

Eberhard: Nein. Wenn es Verständigungsschwierigkeiten gibt, werde ich mir Hilfe holen - eine Türkin. Die Formulare, die die Teilnehmerinnen unterschreiben müssen, haben wir ins Türkische übersetzt. Die Artikel auf der Homepage und im Gemeindeblatt waren ebenfalls in türkischer Sprache zu lesen.

Was ist dann passiert?

Eberhard: Kaum war das neue Angebot veröffentlicht, habe ich die ersten Anrufe erhalten. Viele Männer haben im Namen ihrer Frauen angerufen und sie angemeldet. Das Interesse an diesem Kurs ist sehr groß. So viele Teilnehmerinnen auf einmal kann ich nicht unterrichten.

Ob auch die Akzeptanz außerhalb der muslimischen Gemeinden so groß ist?

Eberhard: Es gibt Leute, die sich an einem Schwimmkurs für muslimische Frauen stören. Ich kenne deren Argumente.

Und was sagen Sie denen?

Eberhard: Man muss irgendwo anfangen. Wenn man miteinander redet, versteht sich man sich besser und man findet einen Kompromiss, miteinander zu leben. Beide Seiten sollten Verständnis für die jeweils andere Kultur aufbringen. Um es in einem Bild zu fassen: Dass man sich öffnet wie eine Blume.

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Eberhard: Ich gebe schon sehr lange Schwimmkurse: Während man Kinder spielerisch an das Thema heranführen kann, geht es bei Erwachsenen darum, die Angst vor dem Wasser abzubauen. Was die andere Kultur angeht, habe ich mir Literatur besorgt. Außerdem habe ich mich mit Mehmet Öger, der „Mädchen für alles“ im Lauffener Freibad ist, über die Strömungen in der türkischen Kultur unterhalten.

Eine der strengeren Vorschriften der islamischen Religion schreibt vor, dass Frauen nur mit langen Kleidern ins Wasser gehen sollen, damit man ihren Körper nicht sieht. Was machen Sie in so einem Fall?

Eberhard: Ein langes Gewand, das sich mit Wasser vollsaugt, wird schwer und ist zum Schwimmen lernen sicher nicht praktisch. In so einem Fall würde ich die Frau bitten, dass sie einen Badeanzug trägt.

Was wird Ihre erste Lektion sein?

Eberhard: Ich werde über die Schiene Fitness und Wellness einsteigen. Ich möchte den Frauen die Angst nehmen: Wasser ist ein schönes Element, sie sollen Vertrauen gewinnen. Ich werde sie bitten, Musikkassetten mitzubringen, und dann werden wir im Becken ein bisschen Bauchtanz machen. Und für die Mädchen gibt es einen spielerischen Einstieg.

  Nach oben