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Von der Männerrasur zum Fransenschnitt mit Lichtreflex

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Neckarwestheim: Tochter, Enkelin und Urenkelin betreiben den von Wilhelm Arnold gegründeten Friseursalon und feiern heute Jubiläum

Von Ulrike Maushake

Es war an einem ersten April, und man schrieb das Jahr 1924, als der junge Herrenfrisör Wilhelm Arnold mitten in Neckarwestheim einen Frisörsalon eröffnete. Heute feiern drei Generationen weiblicher Nachkommen Jubiläum.Angefangen hat es als Herrensalon mit zwei Plätzen. Die Männer kamen vornehmlich zum Rasieren, manche zweimal täglich. "Damals wurden die Männer noch mit dem Messer rasiert", sagt Charlotte Krauss. Das hat sie noch gelernt.Erst als sich auch auf dem Lande die Bubiköpfe durchsetzten, kamen die ersten Frauen in den Salon. "Mit der Wasserwelle hat es angefangen", erinnert sich die Seniorchefin. Dann wurden die Haare onduliert. Nach dem Krieg kamen die Hochschlagfrisuren. Dann die "Rock-'n'-Roll-Frisuren". In den Sechzigern hat sie den Frauen die Haare hochtoupiert, später blondiert, dann in Dauerwellen gelegt, luftgetrocknet und zum Afrolook gestylt - bis sie von Föhnfrisuren abgelöst wurden. Außerdem hat sie unzählige Bräute für ihren großen Auftritt schön gemacht hat.Charlotte Krauss ist die einzige Tochter des Gründers Wilhelm Arnold. 1960 hat sie den Laden übernommen, und ihm den Namen "Salon Charlotte" gegeben. Nach wie vor ist die inzwischen 71-Jährige im Laden tätig - "wenn auch nicht mehr so arg". 57 Jahre Berufstätigkeit. "Das ist mir gar nicht so lang vorgekommen."Inzwischen hat sie den Salon ihrer Tochter Angelika übertragen, die nun wiederum ihre Tochter Isabelle ausbildet, damit diese eines Tages den Salon weiterführen kann. Isabelle ist im zweiten Lehrjahr, besucht ein Seminar nach dem anderen, visiert bereits die Meisterschule an.Drei Generationen von Krauss-Frauen. Sie strahlen Ruhe und Gelassenheit aus. Nicht zuletzt deshalb, weil die Lage des Ladens seit Jahren stabil ist und sie darauf vertrauen können, dass das auch so bleiben wird. "Wir haben ihn immer ruhig durch die Gewässer der Zeiten geschifft", sagt Charlotte Krauss. Ihre Zusammenarbeit ist harmonisch. "Wir ergänzen uns, helfen uns gegenseitig. Wir können uns aufeinander verlassen", sagt Angelika Krauss. "Anders kann es auch nicht sein. Sonst gibt es Reibereien, und das spüren die Kunden."Der Einzugsbereich des Salons reicht bis Leonberg. Und die Kunden, die "bei uns nicht einfach nur Kunden sind, sondern Freunde", sind treu. Im Moment lassen sie sich vorwiegend Fransenschnitte schneiden. Und Farb- und Lichtreflexe in das Haar hineinarbeiten. "Und die Männer tragen wieder längere Haare", freut sich Isabelle."Unser Beruf ist unser Leben", sagen die drei Frisörinnen vom "Salon Charlotte", der mehr ist als ein Frisörladen. Heute trinken sie mit ihrer Kundschaft ein Glas Sekt darauf, "dass es immer wieder weitergeht. Und dass es erfolgreich weitergeht."

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