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Damit die Braugerste nicht zur Futtergerste wird

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Stationen in Bönnigheim, Hausen und Kirchhausen: Info-Fahrt bringt Landwirte, Händler, Mälzer und Brauer zusammen

Von Thomas Dorn
Damit die Braugerste nicht zur Futtergerste wird
Damit die Braugerste nicht zur Futtergerste wird

Von Thomas Dorn

Gummistiefel wären jetzt nicht schlecht. Rings um das Zentrale Versuchsfeld des Landes in Bönnigheim ist der Boden nass und tief. Philipp Mayer stört das nicht. „30 Liter pro Quadratmeter, das hat gepasst“, freut sich der Pflanzenanbauberater des Landratsamts Ludwigsburg über die Niederschläge der vergangenen 48 Stunden. Denn Regen hatten die Felder bitter nötig. Die Vegetationszeit ist ohnehin verkürzt. Wegen des langen Winters erfolgte die Aussaat der Braugerste in diesem Jahr um zwei bis drei Wochen verspätet.

Das Bönnigheimer Versuchsfeld ist die erste Station der jährlichen „Braugerstenrundfahrt“ der Landesbraugerstenstelle Baden-Württemberg. Nach sechs Jahren führte sie jetzt wieder mal in den Raum Heilbronn/Ludwigsburg, in die „fruchtbarste Region“, wie Fachberater Hans Tausch vom Regierungspräsidium Tübingen wegen der guten Böden schwärmt. Etwa 50 „Marktbeteiligte“ (Tausch) - Saatgutproduzenten und Vertreter von Erzeugergemeinschaften, Händler, Mälzer und Brauer - nutzen die Chance zur Kontaktpflege und zum Austausch von Informationen.

In den Nachbarlandkreisen Heilbronn und Ludwigsburg wird Winterweizen auf 20 000 Hektar, Sommerweizen auf 10 000 Hektar Fläche angebaut. Das ergibt Jahr für Jahr 50 000 bis 60 000 Tonnen Braugerste. Immerhin 22 Prozent der Getreidefelder entfallen im Kreis Ludwigsburg auf Sommergerste. „Nach dem Winterweizen ist sie bei uns die zweitwichtigste Getreidekultur“, sagt Luise Pachaly, die Leiterin des Fachbereichs Landwirtschaft in der Kreisbehörde.

In Bönnigheim werden in mehrjähriger Prüfung neu zugelassene Sorten auf ihre regionale Anbaueignung getestet. Ob sie nun Tocada oder Belana, Class oder Auriga, Carvilla oder Carafe heißen: Entscheidend sind die Höhe und Stabilität des Ertrags und die Anfälligkeit gegenüber Pilzkrankheiten wie Mehltau oder Blattflecken. Auch über Erfahrungen in Sachen Düngung wird berichtet. Ein wichtiges Kriterium für die Qualität der Gerste ist beispielsweise der Eiweißgehalt, der bei der Braugerste zwischen 10 und 11,5 Prozent liegen muss. Um den zu erreichen, muss der Landwirt bei der Stickstoffdüngung vorsichtig sein. Denn bei einem höheren Eiweißgehalt findet die Sommergerste nur noch als Futtergerste Verwendung. Für den Produzenten macht das einen preislichen Unterschied von 25 Prozent aus.

Verbreitetste Sorte im Land ist Braemar mit einem Flächenanteil von 25 Prozent. Auch Landwirt Helmut Reiner in Brackenheim-Hausen arbeitet mit ihr. Er demonstriert den Rundfahrtteilnehmern, dass es ohne Pflanzenschutz nicht geht, auch wenn der Geld kostet. Einen kleinen Abschnitt seines Feldes hat er im Praxisversuch unbehandelt gelassen, doch braune Flecken und gelbliche Ränder zeigen deutlich, dass die Blätter geschädigt sind.

Bei der Entscheidung, welche Sorte angebaut wird, müssen sich die Landwirte vor allem nach den Wünschen der Verarbeiter richten. „Der Markt ist entscheidend“, sagt Helmut Reiner. Und da ist es so, dass die Mälzereien derzeit vor allem Braemar und Belana schätzen. „Wir wollen nicht zu viele Sorten im Anbau“, sagt Andreas Diby-Durst, Chef der Firma Durst-Malz. Die Verarbeitbarkeit sei für die Mälzer entscheidend. Und der Extrakt, der Stärkeanteil im Korn.

Letzte Station der Rundfahrt ist der Betrieb Eggensperger in Heilbronn-Kirchhausen. Auch hier werden etliche im Anbau getestete Sorten vorgestellt. Die Kornzahl je Ähre und der Kornertrag ist von Interesse, die Anfälligkeit für Krankheiten, aber genauso die Anfälligkeit in puncto Halm- und Ährenknicken. Und da gibt’s eben auch bei Braugerste Unterschiede.

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