Wo Grenzen überschritten werden
Schüler des Zabergäu-Gymnasiums Brackenheim stellen derzeit im Rathaus aus

Farben zerfließen, Sand rieselt, kunterbunt zusammengewürfelte Gegenstände bewegen sich nach einer eigenwilligen Choreographie, Feuer... Die beeindruckende Visualisierung von Haydns "Schöpfung" in einem Videoclip von Malte Bartels (J2) eröffnet am Freitag nach den Grußworten von Bürgermeister Dieter Böhringer, Schulleiter Wolfgang Dietrich und einem musikalischen Intro von Annika Harsch und Astrid Petzold die Ausstellung im Pfaffenhofener Künstlertreff.
Verwandlungen Die beiden Kunstlehrerinnen Annette Schuh und Martina Wrieden-Rupprecht − Sybille Proksch ist verhindert − führen in die Werke ein, die die Oberstufenschüler aus den Kunstkursen im Foyer und Treppenhaus des Pfaffenhofener Rathauses präsentieren. Arbeiten zu den Abiturthemen der beiden vergangenen Jahre, "grenzüberschreitend" − und das ist nicht nur lokal gemeint.
"Ich finde Schleiereulen schön. Sie sind frei, können fliegen, wohin sie wollen, und sie sind so leise beim Fliegen", erklärt Lena Kühner ihre Verwandlung. Verwandlungen auf farbenprächtigen Bildern − zum Beispiel Lisa Orth als Clown − oder in attraktiven Film Stills: einmal James Bond sein (Valentin Wager) oder Aushilfslehrer Müller in "Fack ju Göhte" (Yakup Zor). "Sister Act" (Marlene Wessel) und Sandy aus "Grease" (Sarah Blatt) haben sich sogar leibhaftig unter das Publikum gemischt. Als Vorlage für die Verwandlungen dienen die Selbstbildnisse Rembrandts sowie die Beschäftigung mit der amerikanischen Fotografin Cindy Sherman.
Ganz anders die kleinen weißen, ausgezehrten, aber ausdrucksstarken Gipsfiguren nach Giacometti. Nur wenig Material brauchen die jungen Künstler, um die Emotionen in den Körpern sichtbar zu machen.
Die Architekturmodelle nach Tadao Ando spiegeln das fernöstliche Wohnungskonzept wider: nahezu leere Räume, kubische Bauten, oft dem Gelände angepasst, mit integrierten Pflanzen und weit entfernt von westlicher Gemütlichkeit.
Drahtkörper im Stil Antony Gormleys, Kalligraphieübungen mit Zaubersprüchen aus Harry Potter, grausige Medusenhäupter aus Ton, Bleistiftstudien nach Michelangelo − die Bandbreite der Exponate ist vielfältig und sehenswert, auch wenn die Werke nicht immer nur "schön" sind. Kunst ist eben nicht nur, was gefällt, wie die beiden Kunsterzieherinnen in ihrer Einführung erklären, und sie zitieren Cindy Sherman: Interessant muss ein Werk sein, sich von anderen unterscheiden, etwas, was der Künstler von sich preisgeben will. Und: "Zuerst ist da die Leere. Die Herausforderung: das weiße Blatt."
Die vielen Gäste sind sich einig: Es ist großartig, was die Schüler aus dem weißen Blatt geschaffen, Grenzen überwunden und wie sie die Ausstellung mit ihren Lehrerinnen, kuratiert von Professor Gunther Stilling, einem der Gründer des Künstlertreffs, konzipiert haben.
Noch bis zum 1.Juli im Rathaus Pfaffenhofen: Montag, Dienstag, Donnerstag und , Freitag 8 bis 12, Mittwoch 10 bis 12 und Dienstag 14 bis18 Uhr.