NSU ist mehr als Tradition
Seit nunmehr 28 Jahren veranstaltet die NSU-Fahrgemeinschaft ihre Treffen in Untereisesheim. Die Liebe zu den Fahrrädern und Autos verbindet die Fans der Marke.

Die Firma NSU und ihr Nachfolger Audi in Neckarsulm sind in der Region jedem ein Begriff. Thomas Sennert rannte deshalb offene Türen ein, als er 1990 zum ersten Mal als Verantwortlicher der NSU-Fahrgemeinschaft ins Züchterheim nach Untereisesheim einlud. Inzwischen kommen regelmäßig zwischen 50 und 100 Freunde der Marke zu den jährlichen Treffen, die Anfang Mai stattfinden.
In diesem Jahr wird das Laufrad, die Erfindung von Karl Drais, 200 Jahre alt. Deshalb wollte Sennert dem Fahrrad, früher ein wichtiges Standbein des Neckarsulmer Unternehmens, mehr Platz einräumen. So animierte er die Teilnehmer zu einem kleinen Ausflug ins Salzbergwerk nach Kochendorf.
Unterwegs auf dem 92 Jahre alten "Halbrenner"
Die steile Auffahrt zur Eisenbrücke verlangt vollen Schwung. Andreas Jankowitch hat höchsten Respekt vor den Sportlern, die mit seinem "Halbrenner", Baujahr 1925, unterwegs waren. Der Unterschied zu einem normalen Rad war der Verzicht auf Schutzbleche und der sehr tief gezogene Rennlenker. Das Rad hat keine Schaltung und nur eine schwache Stempelbremse neben dem Rücktritt. Die Felgen waren aus Metall, aber in Holzoptik lackiert − echtes Holz wäre zu teuer gewesen. Der Höchstberger sammelt alte Räder, hat 15 davon in seiner Scheune. Das älteste, 119 Jahre alt, ist allerdings keines aus Neckarsulm.

Zurück zu den Wurzeln zog es Siegmar Behnke aus Bergen-Belsen. In seinen mobilen Anfängen hatte er als Auto einen großen Prinz, "den 110er". Dieses Modell legte er sich vor seiner Pensionierung wieder zu, allerdings in recht reparaturbedürftigem Zustand. Die Wahl fiel auf NSU, weil er den Wagen kannte und er technisch dem Kadett von Opel und dem 12M von Ford überlegen war. "Vorsprung durch Technik" galt für ihn damals schon.
Das Reparieren brachte er sich selbst bei. Er hat den Wagen einschließlich Motor komplett zerlegt, zwei Quadratmeter Blech eingeschweißt und alle Gummiteile erneuert. Jetzt fährt er rund 10.000 Kilometer im Jahr damit. Sein Kollege Klaus Emde aus Wuppertal hat seinen Prinz 4 heuer zu Hause gelassen. Wegen des anschließenden Urlaubs in Italien, ist er mit dem Wohnwagen angereist. Aber ein Freund aus der Fahrgemeinschaft hat ihm für die Ausfahrt kurzerhand einen Wagen geliehen.
Gelber Flitzer ist ein beliebtes Fotomotiv
Dass sein gelber Flitzer zu den am meisten fotografierten Objekten jedes Treffens und jeder Oldtimerrallye gehört, daran hat sich Günther Durchdewald aus Fürfeld schon gewöhnt. Nach zwei auch finanziell aufwendigen Motorrad-Restaurierungen − einer OSL, Baujahr 1937, und einer Supermax − kaufte der den schnellen TT im Jahr 2001 fertig restauriert von einem Kfz-Meister und ist seither 70.000 Kilometer damit gefahren.
Gut 60 Jahre hat das NSU-Fahrrad in der Ausstellunghalle des Züchterheims schon auf dem Sattel. Trotzdem ist es eigentlich fabrikneu. In den 60er Jahren kaufte die Bundesregierung mehrere Tausend Räder und mottete sie in Berlin ein. Gedacht waren sie für den Fall eines Konflikts, nach dem Verbrennungsfahrzeuge nicht mehr betrieben werden können. Thomas Sennert sicherte sich eines dieser historischen Stücke und hat es in die Schau eingefügt.
Zu sehen ist auch ein fast 80 Jahre altes Rad. Es war das einzige einigermaßen erhaltene Stück, das nach einem Bombenangriff aus einem Keller in der Heilbronner Schickhardtstraße geborgen werden konnte. Mit ausgestellt war ein knallgelbes Post-Quickly mit Anhänger, eine sehr selten gebaute Variation, wie Thomas Sennert weiß.