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An den Rebhängen kam der Blues

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Songwriter Biber Herrmann spielt beim Künstlertreff

Von Werner Stuber
Der Folk- und Blues-Musiker Biber Herrmann spielt im Rathaussaal in Pfaffenhofen − da, wo sonst der Gemeinderat tagt.Foto: Werner Stuber
Der Folk- und Blues-Musiker Biber Herrmann spielt im Rathaussaal in Pfaffenhofen − da, wo sonst der Gemeinderat tagt.Foto: Werner Stuber

Als Kind und Jugendlicher wurde er von allen nur "Biber" gerufen, "weil damals jeder bei uns einen Spitznamen hatte", sagt Biber Herrmann. Diesen Spitznamen hat er beibehalten − er ist jetzt sein Künstlername. Beim Künstlertreff im Pfaffenhofener Rathaus begeis-tert der virtuose Songwriter, Folk- und Blues-Musiker aus dem Rheingau riesig.

Bob Dylan Den mehr als 60 Besuchern im Rathaussaal, in dem normalerweise der Gemeinderat tagt, serviert Biber Herrmann mit seinen drei Akustik-Gitarren fast zwei Stunden lang musikalische Leckerbissen. "Angels In The Rain" beispielsweise, ein Song aus seiner eigenen Feder, oder "Railroad Working", "Got My Mojo Working", oder Maggie’s Farm, ein Bluessong von Bob Dylan. Überhaupt der Blues: Er entstand Anfang der 20er Jahre von den Sklavenarbeitern auf den amerikanischen Baumwollfeldern im Mississippi-Delta und gehört zu den prägenden Songs von Biber Herrmann an diesem Abend.

"Woher nimmt man heute die Berechtigung Blues zu spielen?", fragt er. Und liefert die Antwort gleich mit: "Wenn du einmal an den steilen Rebhängen des Rheintals Unkraut gehackt hast, dann vergisst du den Blues dein Leben lang nicht". Er spielt auf die Jahre an, in denen er eine Winzerausbildung absolvierte und danach auch noch einige Jahre lang in den Weinbergen nahe der Loreley arbeitete. Und noch so manches andere aus seiner Jugend erzählt der Songwriter: Über seine nicht erwiderte Jugendliebe zu einer hübschen, aber sehr viel größeren Nonne etwa. Darüber schrieb er dann den Blues "Sweet Nun".

Gefühlvoll und mit geschlossenen Augen trägt der Gitarrist seine Songs und Balladen im Sitzungssaal vor. Sehr beeindruckend ist seine Fingerfertigkeit an den Gitarrensaiten. Ein besonderer Klang entsteht, wenn er die Blechgitarre zur Hand nimmt. "Frau Cäsar" heißt das gute Stück aus dem Jahr 1925. Sie ist ein Unikat und rein äußerlich eine normale Akustikgitarre. Nur eben mit einem "Blech-Resonator" im Innern.

Terror Mit "Rain Of Love" nimmt Biber Hermann auch Bezug zu den aktuellen Terror-Ereignissen. Musik machen gehörte im Hause Herrmann schon immer dazu. Der Großvater war Regiments-Trompeter im ersten Weltkrieg. Die Mutter spielte Klavier, Geige und Cello, der Vater Akkordeon und Mundharmonika. Mit sechs lernte der kleine Biber Klavier spielen. Allerdings, die Beat-Band des älteren Bruders interessierte ihn da schon viel mehr.

Erst kurz vor 30 erkannte er aber, dass die harte Weinbergarbeit und Gitarre spielen auf Dauer nicht funktionieren. Er kündigte seinen Job und widmete sich ganz der Musik. Zum krönenden Abschluss des Konzerts holte Herrmann dann noch Colin Wilkie für zwei gemeinsame Stücke aufs Podium.

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