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Wundersame Art von Traurigkeit

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Märchentheatergruppe verzaubert den Burgturm

Von Ulrike Maushake
Einmal im Monat gibt es nun Märchenabende in einem stimmigen Rahmen, initiiert von Heide Böhner und ihrer Theatergruppe (von links) Andrea Kammerer, Heide Böhner und Christel Raugust.Foto: Ulrike Maushake
Einmal im Monat gibt es nun Märchenabende in einem stimmigen Rahmen, initiiert von Heide Böhner und ihrer Theatergruppe (von links) Andrea Kammerer, Heide Böhner und Christel Raugust.Foto: Ulrike Maushake

Lauffen - Der Brunnen vor dem Rosenbogen könnte durchaus von einer Heilquelle gespeist werden und die beiden alten Rosenstöckchen von der Liebe zweier Kinder erzählen, die das Schicksal trennte. Die Gravur in der Linde ist möglicherweise ein Zauberspruch. Der Platz und der Garten vor der Lauffener Rathausburg hält alles bereit, was man braucht, um sich in märchenhafte Zeiten zurückzuversetzen. Der quadratische Burgturm aus der Salier-Zeit, der den Besucher ins elfte Jahrhundert entführt, ist für Erzählabende wie geschaffen. Dafür wird er neuerdings genutzt.

Einladung Zum dritten Mal hatte die Theatergruppe um Heide Böhner am Donnerstag zum Märchenabend eingeladen. Eine Veranstaltungsreihe, die so gut angenommen wird, dass sie nun monatlich stattfindet und nicht, wie anfangs geplant, einmal im Vierteljahr. Jeder Abend steht unter einem anderen Thema. Jedes Mal wählen drei Frauen aus der Gruppe je ein Märchen aus und lesen es vor. Dieses Mal ging es um Bäume. Eine Weide stand im Mittelpunkt des tschechischen Märchens, das Andrea Kammerer mitbrachte, von einer Wunderpalme handelte Christel Raugusts arabisches Märchen. Und von einer Linde erzählte Astrid Lindgrens Märchen, das Heide Böhner ausgewählt hatte.

Offenbar haben sich in der "Es war einmal"-Zeit Menschen mit ähnlichen Problemen herumgeschlagen wie unsereins. Von allein erziehenden Müttern war die Rede, von armen Menschen, die nicht wussten, wie sie den morgigen Tag noch überleben könnten, von Kindern, die ihre Eltern verloren hatten. Allerdings war es wohl eine Zeit, da das Wünschen noch geholfen hat? Wobei die Erfüllung eines Wunsches nicht immer ein Segen war: Der Mann, der die Weide fällt, weiß nicht, dass er damit seine heiß geliebte Frau tötet. Der Derwisch, der den Rat der Fee missachtet, bleibt bettelarm. Und um ihrer Linde eine Seele einzuhauchen, muss die kleine Malin ihr Leben opfern. Wer meint, Märchen lieferten einfache Lösungen, irrt.

34 Zuhörerinnen und Zuhörer waren es, die langsam aber sicher in einen hypnoseähnlichen Zustand fielen und wie das Märchenmädchen Viktoria den Nachrichten vom anderen Ufer des Meeres lauschten. Märchen können eine wundersame Art von Traurigkeit auslösen, eine Traurigkeit, die glücklich macht.

Der nächster Märchenabend im Lauffener Rathausturm ist am Freitag, 15. Oktober, geplant. Thema: Von Früchten und Früchtchen.

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