Wie aus Ton stabile Steine werden
Einblicke ins Ziegelwerk Schmid − Brennvorgang dauert 26 Stunden

Bönnigheim - Wenn im Oktober das neue Feuerwehrgerätehaus eingeweiht wird, sieht man nichts mehr von dieser Besonderheit: Die Ziegelmauern sind aus Bönnigheimer Ton errichtet, kommen aus dem Ziegelwerk Schmid an der Erligheimer Straße.
"Wir sind in der Region durchaus stark", erzählt Martin Samuel Schmid, kaufmännischer Geschäftsführer des Traditionsbetriebs. Zusammen mit seinem Bruder Karl Thomas, der den technischen Bereich leitet, führt er den Familienbetrieb, den ihre Vorfahren 1602 von der Stadt Bönnigheim gekauft haben. "Und unser 78-jähriger Vater Karl, der schwebt über allen", lacht Karl Thomas Schmid.
Weitblick Doch wie kommt es, dass der Bönnigheimer Betrieb nicht wie andere Ziegeleien in den umliegenden Gemeinden stillgelegt ist? "Unser Vater hat nach seinem Studium an der Staatlichen Zieglerschule/Ingenieurschule in Landshut mit 27 Jahren die Leitung des Ziegelwerks übernommen und es kontinuierlich ausgebaut und modernisiert", erklärt Martin Samuel Schmid. Seinem Weitblick sei es zu verdanken, dass er die steigende Nachfrage nach "intelligenten Mauerziegeln" mit besonderen Eigenschaften bezüglich Wärme-, Schall- und Brandschutz früh erkannt habe.
Er ist einer der Gründerväter der Unipor-Ziegel Interessengemeinschaft, in der sich 20 Betriebe aus ganz Deutschland zusammengeschlossen haben, um innovative Forschung und Entwicklung zu betreiben. Die jetzigen Chefs stehen ihrem Vater jedoch nicht nach: Seit 1999 haben sie eine neue EDV-Anlage installiert, den 77 Meter langen Tunnelofen auf den neuesten Stand bezüglich Qualität und Umweltschutz gebracht, eine computergesteuerte Planziegel-Schleifanlage mit Roboter "Otto" eingebaut, das Sumpfhaus modernisiert und die Rohmaterial-Mischanlage erweitert, eine computergesteuerte lufttechnische Anlage installiert, Lagerflächen erweitert, die Rohmateriallagerbox erneuert.
Sumpfhaus Beim Betriebsrundgang zeigt Karl Thomas Schmid jedoch nicht nur die Neuerungen, sondern erläutert auch leidenschaftlich, wie aus dem Ton stabile Mauerziegel werden. Der natürliche Baustoff, den schon die Römer kannten, wird nach dem Abbau in der eigenen Grube in hellen Lösslehm und dunkleren Mergellehm unterteilt. In der Mischanlage wird die Erde in drei Stufen zerkleinert, so dass am Schluss Millimeter große Teilchen übrig bleiben. Computergesteuert wird der Lehm vermischt und mit Wasser vermengt. Im Sumpfhaus "zieht" er dann einen Tag, bevor er geformt wird.
"Wir haben 100 Formen auf Lager, rund 60 davon sind laufend im Betrieb", erklärt Karl Thomas Schmid. In der Ziegelsteinpresse wird der Ton zusätzlich mit Dampf aufbereitet, kommt als Endlosstrang wieder ans Tageslicht. Kleine Walzen prägen die Internet-Adresse der Firma ein, bevor eine Maschine die Steine zuschneidet. Ebenfalls per Roboter werden sie auf den Ofenwagen verladen und in die Klimakammer geschoben. Dort werden sie zwei Tage lang gleichmäßig von 30 Grad und sehr hoher Feuchtigkeit auf 100 Grad und zwei Prozent Feuchtigkeit getrocknet. Schmid: "Vom Dschungelklima in die Sauna." Beim Brennvorgang wandern die noch grau-braunen Steine um die 26 Stunden die 77 Meter im Brennofen entlang. "In der Mitte erreichen sie 1000 Grad", sagt Schmid. Doch raus kommen sie schon fast mit Raumtemperatur und können sofort verarbeitet werden.
Stimme.de