Vom Eohippos bis zum Springpferd
Gala zum 25-jährigen Bestehen des Reitvereins als Reise durch Jahrmillionen

Güglingen - Ungewöhnlich hoch ist die Reiterdichte in Güglingen. In jedem der drei Stadtteile gibt es einen eigenen Verein. Der Reitverein Güglingen feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum.
Im Vergleich zu manch anderem Verein im Ort sei es eigentlich fast ein Kindergeburtstag, meinte Güglingens Bürgermeister Klaus Dieterich. „Aber das ist ja auch schön, die haben was fröhlich-gemütliches“, erklärte er zu Beginn der Pferdegala am Samstagabend.
Noch wesentlich weiter zurück gingen die Mitglieder des RV an diesem Abend, wollten sie doch erklären, wie das Pferd zum Reiter kam. Pressewartin Birgit Müller holte weit aus. „Vor 65 Millionen Jahren waren die Dinosaurier verschwunden, und der Aufstieg der Säugetiere begann.“ Die ersten Urpferde namens Eohippos, auch „Pferde der Morgenröte genannt“, gab es bereits vor 60 Millionen Jahren. Besonders groß waren sie nicht: Zur Demonstration lief ein Mädchen mit einem kleinen Hund durch die Reithalle. Ihm folgten Zwergpony Chico als Mesohippos, ein Pony als Priohippos und schließlich das Pferd, lateinisch Equus.
Ab 3500 vor Christus begannen die Menschen Pferde zu halten, was für die Tiere einen Rückschritt bedeutete. Sie wurden kleiner und ihr Gehirn schrumpfte. Zunächst wurden sie als direkte Lasttiere verwendet, später zogen sie Schleppen und erste leichte Streitwagen. Daraus entwickelten sich in der Antike die Wagenrennen.
Doch im Zirkus Maximus gab es auch eine Vorform des Voltigierens. In Togen gekleidet zeigten die Voltigiermädchen, was sie drauf haben. Auf dem langsam trabenden Ross bauten sie Pyramiden, knieten in Waageposition auf dem Rücken ihres Vierbeiners oder sprangen bei schnellem Tempo auf, um dann aufzustehen.
„Die Wagenlenker waren richtige Stars“, erzählte Birgit Müller. Der berühmte Apuleios Diokles gewann im 2. Jahrhundert 1462 Rennen, bevor er sich mit umgerechnet gut drei Millionen Euro zur Ruhe setzte.
An diesem Abend stand er aber noch einmal in seinen Wagen und ließ sich von drei, aus Sicherheitsgründen menschlichen Pferden, durch die Manege ziehen. Eine Freiwillige aus dem Publikum durfte die geduldigen Tierchen nur mit ihrer Stimme - die Augen der „Zugpferde“ waren verbunden - durch einen Hütchenslalom lenken. Das klappte unter dem Gelächter der Zuschauer auch gar nicht so schlecht.
Während der Ritterzeit gab es keinen Turniersport im eigentlichen Sinne, sondern die bekannten Ritterturniere. Adligen vorbehalten, stießen sich die Reiter mit Lanzen vom Ross. So brutal war die Demonstration der Ponyquadrille nicht. Die Reiterinnen aus Güglingen und Frauenzimmern hatten ihre Tiere mit Decken zum Turnierross geschmückt und die Reiterkappe mit reichlich Alufolie zum Ritterhelm umfunktioniert. So formten sie in zwei Gruppen aufgeteilt Kreise, Schlangenlinien, trafen sich in der Mitte und trennten sich wieder.
Nach der Pause, bei der sich einige versuchten, die Kälte mit heißen Getränken und Suppe aus dem Leib zu vertreiben, ging es weiter im Eiltempo durch die Geschichte. Zirkusreiterei in Byzanz, Reitmeister des Barock, das Damenkarussell der Maria Theresia und zum Abschluss alten und neuen Springstil.