Schlossführer für Liebenstein
Burgenforscher Nicolai Knauer aus Kirchhausen schreibt Geschichte nieder

Neckarwestheim - Die Geschichte von Schloss Liebenstein, die er von Grund auf neu aufgearbeitet hat, will Nicolai Knauer nicht für sich behalten. Im Auftrag der Schloss Liebenstein GmbH wird er die umfassende Historie mit allen neuen Erkenntnissen in einem 30-seitigen Führer zusammenfassen. Es ist das erste Mal, dass die wunderschöne Anlage in einer solchen Dokumentation präsentiert wird.
Rückblende: Die spärlichen Aufzeichnungen zur Geschichte von Schloss Liebenstein gingen bislang von einem Bau zwischen den Jahren 1150 und 1200 aus. Bauherr soll Ritter Reinhard von Liebenstein gewesen sein. "Falsch!" Knauer hat romanische Elemente in der ganzen Burganlage und Wehrmauer gefunden. Seine These: Die Burg wurde später erbaut, als bisher angenommen. Die Altersbestimmung des Holzes im Wohnturm, ein sogenanntes dendrochronologisches Gutachten, untermauert Knauers Theorie.
Forschung Fachleute haben das verwendete Holz auf 1237 datiert. Der erste Bauteil ist also fast 100 Jahre jünger als bislang angenommen. Damit bekommt Knauers Forschung noch mehr Nahrung: Damals hielt sich König Heinrich (VII.) häufig in seiner Lieblingspfalz Bad Wimpfen auf. Nicolai Knauer glaubt, dass der König mit dem Bau von Schloss Liebenstein dem mächtigen Markgrafen Hermann von Baden, der in Besigheim eine Residenz gebaut hatte, Paroli bieten wollte.
Das Urkundenbuch der Liebensteiner, das in Jebenhausen liegt, hat der Burgenforscher akribisch studiert. Ebenso die Württembergischen Regesten, eine Zusammenfassung von Urkunden im Hauptstaatsarchiv von Stuttgart und schließlich die Liebensteiner Chronik im Generallandesarchiv in Karlsruhe, bearbeitet von Dr. Kurt Andermann. Knauer: "Das war eine der wichtigsten Quellen."
Spannend Das Werk für Liebenstein soll keine wissenschaftliche Abhandlung werden. "Wir wollen einen spannenden, mit Fotos und Karten illustrierten Führer anbieten." Erfahrung bringt Knauer dafür reichlich mit. Sein Führer zur Burg Hornberg hat sich bereits 10 000 Mal verkauft. In Lauffen hat er die Burggeschichte erforscht und die Ausstellung fürs Burgmuseum konzipiert. Im badischen Landesmuseum in Karlsruhe steht die Burg Hohenbaden − eines seiner zahlreichen Modelle.
Zurzeit steckt der Kirchhausener gleich in mehreren Projekten. Für Neckarsteinach als Vier-Burgen-Eck und Tor zum Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald bereitet er eine Ausstellung vor. 2011 soll nicht nur der Führer für Liebenstein herausgegeben werden, dann erscheint auch eine Beschreibung für Schloss Kilchberg südlich von Tübingen. Für eine Dokumentation über das Deutschordensschloss Kirchhausen hat Knauer den Auftrag von der Stadt Heilbronn.