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Forscher haben das Schloss erobert

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Bönnigheim - Anlage in Hohenstein hat eine wechselvolle Geschichte erlebt

Markanter Blickfang im Bönnigheimer Stadtteil: Schloss Hohenstein. Vor etwas mehr als 300 Jahren wurde das prächtige Gebäude in seiner heutigen Gestalt wieder aufgebaut.Fotos: Birgit Riecker (2), Andreas Veigel
Markanter Blickfang im Bönnigheimer Stadtteil: Schloss Hohenstein. Vor etwas mehr als 300 Jahren wurde das prächtige Gebäude in seiner heutigen Gestalt wieder aufgebaut.Fotos: Birgit Riecker (2), Andreas Veigel

Bönnigheim - Wenn Steine sprechen könnten, wüssten wir, wann die erste Burg auf dem "Howen Stein" erbaut worden ist. So bleibt es im Dunkeln. Doch dank einer Urkunde des Zisterzienserklosters Maulbronn ist klar, dass dort 1250 Burgherr Geroldus von Howenstein lebte. Akribisch erforschte 1948 der Hohensteiner Pfarrer August Stocker die Geschichte von Schloss Hohenstein. Professor Dr. Jürgen Mecheels, ein späterer Schlossherr, bearbeitete und ergänzte sie 1994.

Leider weiß man nicht, wie die Burg damals aussah. Vermutet wird, dass sie mit festen Mauern und einem Bergfried versehen war. Falls sie sieben Türme hatte, wäre damit das Hohensteiner Wappen erklärt. Als 1443 das Geschlecht der Howensteiner ausstarb, verlieh der Graf von Württemberg ihr Domizil an die Sachsenheimer. Weitere Lehen ließen es zur Ruine verkommen. Erst 1593 errichteten die Herren von Plieningen ein neues Schloss, das, für damalige Verhältnisse groß, mit Nord- und Ostflügel über dem Neckartal thronte. Davon kündet eine Tafel über dem Schlosseingang.

Zerstörung

100 Jahre später wurde das Schloss im pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen unter General Ezechiel de Melac geplündert und zerstört. 1698 baute Anna Maria von Gaisberg, geborene Schertlin von Burtenbach, das Schloss im schlichten Renaissancestil wieder auf. An den Ecken der Nordfront wurde es nun von zwei imposanten Wohntürmen flankiert. Der zerstörte Ostflügel wurde nicht wieder errichtet.

Seither ist das Schloss im Wesentlichen unverändert geblieben. Denn bereits 1698 wurde zweierlei beachtet: Die Außenwände wurden doppelwandig ausgeführt, die Stockwerkshöhen verringert. 1793 ging das Schloss durch Heirat an das Geschlecht der Schütz-Pflummern, die einen Großteil der Anlage durch ihre Verschwendungssucht verloren. 50 Jahre später mussten sie sich sogar selbst um die dazu gehörige Landwirtschaft kümmern. August Wilhelm Schott von Pflummern, württembergischer Kammerherr, hielt das Schloss um 1913 mit inneren und äußeren Erneuerungen in Schuss. So richtete er eine Dampfheizung ein, ließ aufwendige Stuckdecken im heutigen Sitzungssaal und Panelwände in seinem Wohnzimmer anbringen. Doch sein Glück währte nicht lange. Er lehnte den Nationalsozialismus ab, kam in finanzielle Not und musste verkaufen.

Ausgerechnet das Deutsche Frauenwerk der NSDAP zog von Stuttgart nach Hohenstein. Am 7. April 1945 schlug eine französische Granate ein großes Loch ins Dach des Nordteils, das benachbarte Kellergebäude brannte gänzlich ab. Danach wurde das Schloss erneut geplündert: Diesmal bedienten sich die Hohensteiner am NS-Gut.

Textilingenieure

Das zerstörte Schloss wurde neu bewohnt, als der in Bönnigheim geborene Professor Dr. Otto Mecheels für die im Stadionschen Schloss gestrandete Textilingenieurschule M. Gladbach eine Bleibe suchte. Die französische Militärregierung vermietete ihm das Schloss, das als Parteivermögen an den württembergischen Staat gefallen war. Mecheels gab seine Beamtenstelle auf, baute mit viel Improvisationstalent, einer Familie, die ihn unterstützte, und engagierten Mitarbeitern das Forschungsinstitut auf, aus dem die Hohenstein Institute wurden. Seit 1952 gehört das Schloss der Familie Mecheels. 2009 wurden Außenfassade und Dach des "Firmengebäudes" erneuert.

Die Serie erscheint in loser Folge. Nächster Teil: Schloss Stocksberg in Brackenheim-Stockheim.

Professor Dr. Stefan Mecheels ist heute der Hausherr.
Professor Dr. Stefan Mecheels ist heute der Hausherr.
Der schöne Sitzungssaal wird von den Hohenstein Instituten genutzt.
Der schöne Sitzungssaal wird von den Hohenstein Instituten genutzt.
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