Ein Segen für die Katholiken
Die Heilig-Kreuz-Kirche feiert am Wochenende ihren 50. Geburtstag

Die schönere Kirche in Bönnigheim ist die Cyriakuskirche, das ist keine Frage. Seit Jahrhunderten steht sie mitten in der Stadt, während Heilig Kreuz, die jüngere katholische Schwester, fast ein bisschen so wirkt, als hätte sie jemand in die Ecke gedrängt. In der Seestraße steht sie, umgeben von Wohnhäusern und gegenüber vom Kindergarten - und das schon seit 50 Jahren.
Doch was für ein unzulässiger Vergleich zweier ungleicher Schwes tern. Die eine ist seit vielen hundert Jahren das religiöse Zentrum der Stadt, die andere stammt aus der Nachkriegszeit, einer Zeit, wo Kirchen von der Stange gebaut wurden. Pfarrer Robert Drescher, der leitende Pfarrer der Seelsorgeeinheit Mittlerer Neckar-Michaelsberg, der schon viele Nachkriegskirchen kennen gelernt hat, nimmt sie in Schutz: „Die Heilig Kreuz Kirche hat einen eigenen Stil.“
Und eine eigene Geschichte, um die es am Wochenende geht, dann feiert die Gemeinde den runden Geburtstag ihres Gotteshauses. Für 399 Paare waren die paar Stufen vor Heilig Kreuz der erste Schritt ins Eheleben. Und für 989 Menschen war die Kirche eine der letzten Stationen ihres Lebens. 1253 kleine Mädchen und Jungen wurden getauft, 1596 Kinder feierten Erstkommunion.
All das wäre nicht möglich gewesen, hätten die Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland und aus Ungarn nicht die Kraft, den Willen gehabt, die Kirche zu bauen, hätte Karl Langer nicht die Kirchenbaugemeinschaft gegründet und so für das Startkapital gesorgt. Vor und während des Krieges wohnten in Bönnigheim und Umgebung nur 17 Katholiken, 1950 waren es bereits 655. Dass diese Generation Schreckliches erlebt hat, Verlust auf allen Seiten, die Vertreibung aus der Heimat, den Krieg, all die Toten und Verschollenen, äußert sich im Namen, den die Gemeinde für die Kirche gewählt hat. „Heilig Kreuz ist in den 50er Jahren sehr oft dran gewesen“, sagt Pfarrer Drescher. Das Kreuz als Zeichen der Erlösung findet sich in der Kirche auch über dem Hochaltar: überlebensgroß gestaltet von Karl Rieber, einem Bildhauer aus Oberschwaben. Dass die Querbalken nach oben zeigen, irritiert ein wenig.
Advent und Weihnachten, Fasten- und Osterzeit: Feste und Gottesdienste werden heute in den katholischen Kirchen anders gefeiert wie noch vor 50 Jahren. Die Menschen haben sich verändert und mit ihnen die Kirche. Pfarrer Drescher erkennt in den vergangenen 30 Jahren den Übergang der Volks- zur Entscheidungskirche. Damals sei es vor allem um den Aufbau gegangen, heute stehe an wie ein „sinnvoller, lebbarer kirchlicher Lebensraum aussehen kann“. Sich darüber Gedanken zu machen, das ist die Aufgabe der Pfarrer Drescher und Eberhard Nentwich, die vom Pastoralteam, dem Kirchengemeinderat und einem Heer von Ehrenamtlichen unterstützt werden.
Als größten Einschnitt der jüngeren Geschichte bezeichnet Pfarrer Drescher die Gründung der Seelsorgeeinheit Mittlerer Neckar-Michaelsberg Ende 2005. Ein weit auseinander gezogenes Gebiet von Kirchheim nach Besigheim, von Freudental nach Mundelsheim mit knapp 9800 Katholiken. Allein die Absprache der Gottesdienstzeiten erfordert viel Tüftelei, an Festtagen muss der Pfarrer auf jeden Fall öfters ran. Viel muss aber auch dafür getan werden, dass das abstrakte Gebilde der Seelsorgeeinheit zusammenwächst. Im kleinen hat das die Bönnigheimer Pfarrei Heilig Kreuz, zu der Erligheim, Hofen, Hohenstein und Kirchheim und die muttersprachliche italienische Gemeinde San Antonio gehören, bereits bewältigt. Doch es gibt noch viel zu tun.
Den Festgottesdienst hält am Sonntag, 12. November, um 10 Uhr in der Heilig-Kreuz-Kirche Dekan Joachim Harner. Anschließend gibt es in der Festhalle in Bönnigheim Mittagessen und Beiträge verschiedener Gruppen zu sehen.
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