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Musik, die aus der Art schlägt

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Die Hirschhornknaller gehen mit viel Spaß in ihr zweites Vereinsjahr

Von Angela Groß
Hurra, die Faschingszeit läuft auf Hochtouren: Die Hirschhornknaller aus Neckarwestheim sind derzeit fast jedes Wochenende ausgebucht.
          Fotos: Claudia Wachter
Hurra, die Faschingszeit läuft auf Hochtouren: Die Hirschhornknaller aus Neckarwestheim sind derzeit fast jedes Wochenende ausgebucht. Fotos: Claudia Wachter

Der jüngste Hirschhornknaller trägt einen rosa Strampelanzug und gibt unaufgefordert Krählaute von sich. Doch sein Starauftritt an diesem Abend ist ihm gewiss. Pardon, es ist eine sie. Ihr Name ist Isabella, und wenn alles gut geht, wird sie die Hessenauers verstärken. Mama Hessenauer, Papa Hessenauer, Oma Hessenauer: Für die Meimsheimer sind die Hirschhornknaller Familiensache.

Mittwochabend, Neckarwestheimer Grundschule: Es ist Probezeit bei der Musikgruppe und an Tag sechs ihres Lebens wird die winzig kleine Isabella im Kinderwagen hereingerollt. Ihre Mutter, Franziska Hessenauer, ist die Vorsitzende des kleinen Vereins, geht aber geräuschehalber heute Abend lieber auf Abstand.

Denn es wird laut im Probelokal, der Aula in der Neckarwestheimer Grundschule - nichts für zarte Babyohren. Mit den Trompeten, Pauken, dem Trommelwagen, der Ventilposaune, den Bongos und dem Schellenkranz kommt schnell gute Stimmung auf. Füße wippen, schnelle Blickwechsel hin und her signalisieren Einverständnis auf der ganzen Linie.

Mit an Bord ist auch Verena, noch keine drei Jahre alt. Die kleine Hessenauer steht an ihrem Miniaturtrommelwagen, den sie sich um ihren Bauch geschnallt hat. Tok-Tok-Tok, ist die kleine Trommel zu hören. Ist es so richtig?, scheinen ihre Augen zu fragen, wenn sie nach oben zu den Erwachsenen blickt.

Die Hirschhornknaller gehen gern aufs Ganze: „Wenn dem Nebenmann die Ohrlappen flattern, wenn die Hände voller Blasen sind, die Lippen der Trompeter blutig und das Volk nach einer Zugabe schreit, dann passt alles“, sagt Petra Baum, die zweite Vorsitzende.

Irgendwo auf der Linie zwischen Guggenmusik und Fanfarencorps sieht sich die kleine Truppe, kann aber weder so schräg sein wie die Guggenprofis noch so klassisch wie ein Musikverein.

„Wir wollen Musik machen. Hauptsache, es macht Spaß“, sagt die Chefin. „Knallige Musik“, ergänzt Petra Baum. „Hirschhornknaller“, das erinnert an das alte württembergische Wappen der Neckarwestheimer. Beim Schlossblick-Wirt ist die Idee für die Hirschhornknaller geboren worden. Neckarwestheim ist Vereinssitz der Musikgruppe, doch die Aktiven kommen alle von außerhalb. Von Eppingen, Güglingen, Heilbronn, Brackenheim, Talheim, Heidelberg reisen sie zu den Proben nach Neckarwestheim, absolvieren Auftritte bis nach Frankfurt, nehmen jedes Fest mit, das sich ihnen bietet. Spielen im Altersheim. Jetzt in der Faschingszeit sind sie schwer im Stress und haben einen Mordsspaß.

„Hier können wir unsere Gefühle ausleben und man muss sich nicht verstellen“, sagt Petra Baum. Und man kann etwas lernen: Newcomer müssen keine Vorkenntnisse haben. Alle Instrumente werden gestellt, vier Leute sind in der Lage, auszubilden. Kein Wunder, schließlich haben viele Hirschhornknaller früher im Musikverein mitgespielt.

Dennoch: Eine Konkurrenz zum Musikverein wollen sie nicht sein - „wir sind einfach anders“, sagt Franziska Hessenauer.

Die Hirschhornknaller freuen sich über neue Mitglieder. Kontakt: Franziska Hessenauer, erreichbar unter der Nummer 07135/933452.

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