Geglückte Fusion nach intensiver Vorarbeit
Ohne eine einzige Gegenstimme votierten die Vertreter der VR-Bank Stromberg-Neckar, der Enztalbank und der Volksbank Freiberg und Umgebung im Frühjahr für die Fusion der drei Kreditinstitute zur neuen VR-Bank Neckar-Enz.

Drei mal hundert Prozent Zustimmung: Auf dieses Ergebnis sind wir schon ein bisschen stolz", sagt Vorstandsvorsitzender Timm Häberle. Inzwischen sind sämtliche weiteren Hürden genommen.
"Juristisch sind wir durch", unterstreicht Häberle. Und auch die aufwendige technische Fusion aller 37 Geschäftsstellen, mit der Zusammenführung der EDV-Systeme, wurde Ende Juni erfolgreich abgewickelt. In diesen Tagen nun ziehen etwa 100 der knapp 300 Mitarbeiter an ihren neuen Arbeitsplatz um. Sie übernehmen innerhalb der Bank andere Aufgaben.
Großer Schritt
"Wir werden größer, um uns das Kleinsein weiter leisten zu können", lautet ein Slogan der neuen Bank. Denn im europäischen Maßstab bleibt sie ein eher kleines Institut. Unter den Genossenschaftsbanken allerdings hat sie einen großen Schritt nach vorne getan. Im Landkreis Ludwigsburg ist die VR-Bank Neckar-Enz, die im Zabergäu auch in den Landkreis Heilbronn hineinreicht, auf Platz zwei vorgerückt.

Die Bilanzsumme hat mit der Fusion die Milliardengrenze überschritten, ist auf fast 1,2 Milliarden Euro angewachsen. Als größter Partner brachte die ehemalige VR-Bank Stromberg-Neckar rund 598 Millionen ein, die Volksbank Freiberg steuert 339 Millionen, die Enztalbank 225 Millionen. Die Kundeneinlagen liegen jetzt bei 952 Millionen Euro, die Kundenkredite belaufe sich auf 741 Millionen.
Juristischer Sitz der VR-Bank ist weiterhin Bönnigheim, neue Zentrale Besigheim. Dort sitzen auch die derzeit sechs Vorstände. Eine stattlich Führungsriege, die Timm Häberle mit Blick auf die bestehenden Kundenbeziehung aber für gerechtfertigt hält: "Im Anfangsstadium ist das wichtig." Mittelfristig wird das Führungsgremium kleiner werden: Zwei Mitglieder sind bereits in der Altersteilzeit.
Kommunikation
Dass die Fusion letztlich reibungslos funktioniert hat, begründet Häberle mit einer guten Kommunikation: "Uns war klar: Wir müssen die Leute mitnehmen." Die Kunden wie die Mitarbeiter. Letzteren wurde versprochen, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Die angepeilte Reduzierung des Personals soll vielmehr über die "natürliche Fluktuation" erfolgen, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Jürgen Jetter.
Eine solche Fusion will gut vorbereitet sein. Dafür wurden zwölf Projektgruppen gebildet, jedes einzelne Projekt wieder in mehrere Themenfelder und 243 genau definierte Arbeitspakete gegliedert, mit weit über 3000 Einzelaufgaben. Entsprechend gefordert waren die insgesamt 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Fusionsprojekten eingesetzt waren. Timm Häberle spricht von einer "tollen Mannschaft" und einer großen Identifikation mit der Aufgabe. "Die Leute haben für ihre Ideen richtig gekämpft."
Einsparungen
Die Kosten der Fusion beziffert der Vorstand auf eine Million Euro. Viel Geld, aber natürlich verspricht sich die VR-Bank in Zukunft auch kräftige Einspar- und Synergieeffekte. Nur ein Beispiel: die EDV. Rund 400 000 Euro wurden dafür investiert. "Doch diese Summe sparen wir künftig jedes Jahr in diesem Bereich ein", verdeutlicht Vize-Vorstand Jürgen Jetter. Innerhalb von drei Jahren hofft die Bank auf fusionsbedingte Einsparungen von mehr als 20 Prozent.
Und welches Wachstum peilt die VR-Bank an, die als genossenschaftliches Institut zu den Gewinnern der Finanzkrise gehört? "Da planen wir eher konservativ", sagt Vorstandschef Häberle: "Zwei Prozent möchten wir dauerhaft haben." In der Vergangenheit waren es häufig mehr.
Alle Filialen sollen erhalten bleiben
Von Dürrmenz bei Mühlacker bis Mundelsheim und von Ludwigsburg-Eglosheim bis Bönnigheim reicht das Geschäftsgebiet der VR-Bank Neckar-Enz (siehe Grafik rechts). Im Oberen und Mittleren Zabergäu betreibt die Bank Filialen in Zaberfeld, Pfaffenhofen und Cleebronn. Im Grenzgebiet der Landkreise Ludwigsburg und Heilbronn steht sie in genossenschaftlicher Konkurrenz zur Volksbank Brackenheim-Güglingen, zur Volksbank im Unterland und zur Raiffeisenbank Kirchheim-Walheim. Keine der 37 Geschäftsstellen wird "leichtfertig aufgegeben", versichert der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Jürgen Jetter: "Die Filialen sind unser Anker." Gleichwohl werden sie immer wieder daraufhin angeschaut, wie sie genutzt werden. "Die Kunden bestimmen, wie lange ein Standort erhalten bleibt", so Jetter.
Innerhalb des Geschäftsgebiets leben knapp 137 000 Einwohner. Mehr als 33 000 von ihnen sind Mitglied der neuen Fusionsbank. Die VR-Bank Stromberg-Neckar brachte 15 204 Mitglieder mit, die Volksbank Freiberg und Umgebung 11 737 und die Enztalbank 6082. Die Gesamtzahl der Kunden liegt nun bei knapp 67 000.
Ein datentechnisches Mammutprojekt war zuletzt die technische Fusion. So mussten 3500 Tabellen zusammengeführt werden, die für die drei Häuser beim Rechenzentrum gespeichert waren, ohne dass Daten verloren gehen. Etwa 1000 Tabellen waren in akribischer Kleinarbeit einzeln zu bearbeiten. Bei den insgesamt 200 000 Konten mussten außerdem doppelte Kontonummern berücksichtigt werden. dor