Lauffen
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Der nimmersatte Eindringling

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Lebendfallen, Stacheldrahtzaun, Abschussgenehmigung - wenn die Mayers aus Lauffen über ihren Schrebergarten sprechen, ist von schwerem Geschütz die Rede.

Von unserem Redaktionsmitglied Christoph Feil
Bereits im März wurden Nutria in der Dammstraße in Lauffen gesichtet. Charakteristisch für die ursprünglich aus Südamerika stammenden Nager sind ihre orange gefärbten Zähne. Fotos: privat/Christoph Feil
Bereits im März wurden Nutria in der Dammstraße in Lauffen gesichtet. Charakteristisch für die ursprünglich aus Südamerika stammenden Nager sind ihre orange gefärbten Zähne. Fotos: privat/Christoph Feil

Denn: Das etwa 15 Ar große Grundstück entlang der Landesstraße nach Meimsheim ist hart umkämpftes Gebiet. Zwei Parteien stehen sich unversöhnlich gegenüber.

Auf der einen Seite: die Mayers, ein älteres Lauffener Ehepaar, dessen Familie seit rund 60 Jahren Parzellen von der Stadt gepachtet hat und mit Obst und Gemüse bewirtschaftet.

Auf der anderen Seite: ein tierischer Eindringling, der immer wieder aus dem Hinterhalt heraus das Grundstück nahe des Zaberufers heimsucht. Sein Ziel: Salatköpfe, Sellerieknollen, Erdbeerpflanzen und Karottenwurzeln.

Biberratte

"Es ist ein immerwährender Kampf", beschreibt der 72-Jährige die letzten Monate. Seit Juni ziehe sich die Auseinandersetzung um die diesjährige Ernte schon hin. Zu Gesicht haben die Lauffener den Störenfried bislang nicht bekommen. Das Paar vermutet hinter den zerfressenen Beeten jedoch eine Nutria, also eine Biberratte. Dafür sprächen Fellreste, Fußabdrücke und Schwanzspuren, die das Tier hinterlassen habe.

Auch Jürgen Hellgardt hält es für möglich, dass es sich um den aus Südamerika stammenden Nager handelt. "Nutria können in Lauffen entlang von Zaber und Neckar von aufmerksamen Beobachtern immer wieder einmal gesehen werden", weiß der Vorsitzende des BUND-Regionalverbands Heilbronn-Franken. Zuletzt etwa im April in der Dammstraße.

Von einer Plage will der 55-Jährige aber nicht sprechen. "Es ist nicht zu erwarten, dass es eskaliert." Bisamratte und Waschbär seien ein größeres Problem. Seine Empfehlung an Nutria-gepeinigte Gartenbesitzer: "Ich würde mir überlegen, wie man es ihm dort ungemütlich macht." Bei all diesen Fragen müsse aber der zuständige Jagdpächter hinzugezogen werden.

Es dem Eindringling ungemütlich machen, das versuchen auch die Mayers. Zunächst decken sie die Beete mit Vogelnetzen ab, in der Hoffnung, dass sich das Tier darin verfängt. Die zerbissenen Netze liegen anschließend jedoch im Garten verteilt. Ein ständiges Aufrüsten setzt ein. Aber: Ob Stacheldraht, Holzbalken, Metallstäbe - immer wieder findet der Störenfried einen Weg, die Sicherungsmaßnahmen zu umgehen.

Abschuss

Also Fallen aufstellen? Oder abschießen? So einfach geht das nicht. Bis Ende Juli ist Schonzeit für Nutria, nur von 1. August bis 28. Februar dürfen sie gejagt werden, erklärt Benjamin Krummhauer vom Amt für Sicherheit und Ordnung im Landratsamt Heilbronn. An ihn wenden sich die Mayers, um eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten. Doch der Teamleiter weist das Paar darauf hin, dass hierzu das Regierungspräsidium eingeschaltet werden müsse und außerdem eine Bearbeitungsgebühr anfalle. Im günstigsten Fall: 58 Euro.

Dieser Zaun stellte für den Eindringling offenbar kein Hindernis dar. Auch Vogelnetze und Metallstäbe hielten ihn nicht davon ab, in den Garten der Mayers zu gelangen.
Dieser Zaun stellte für den Eindringling offenbar kein Hindernis dar. Auch Vogelnetze und Metallstäbe hielten ihn nicht davon ab, in den Garten der Mayers zu gelangen.

Also geben die Mayers auf. Einige ihrer Beete sind zu diesem Zeitpunkt ohnehin bereits zerfressen. Nach mehreren Jahrzehnten mit ertragreichen Ernten will die 70 Jahre alte Lauffenerin den Garten nun sogar aufgeben: "Es ist sinnlos, das ganze Geld und die Zeit zu investieren, und hinterher hat man nix davon."

Nur ihr Mann kann sich noch nicht ganz damit abfinden. Neulich legte er sich um vier Uhr früh im Schrebergarten auf die Lauer. Um den Mundräuber wenigstens ein Mal auf frischer Tat zu ertappen. Vergebens. "Es kam nix."

Jagdrecht

Laut dem Landeswirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg kommt die Nutria seit 1963 im Land in freier Wildbahn vor. Sie stammt ursprünglich aus Südamerika. Seit 1996 unterliegt die Biberratte dem Jagdrecht. In den vergangenen zehn Jahren wurden rund 13 000 Tiere erlegt. Wer den Pflanzenfresser außerhalb der Schonzeit, also vom 1. März bis 31. Juli, jagen will, braucht eine Sondergenehmigung. Die werde nur im Einvernehmen mit dem Regierungspräsidium Stuttgart erteilt, heißt es im Landratsamt Heilbronn.

 
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