Der Zauber der "Fairy Queen"
Blockflötenensembles der Leingartener Jugendmusikschule spielten im Eichbottzentrum
Es gibt viele und recht phantasievolle Entschuldigungen, wenn man keine Zeit - oder vielleicht auch keine Lust - hat, sein tägliches Übungspensum zu absolvieren. Zum Beispiel: "Der Hund hat die Noten gefressen." Doch so etwas hört Brigitte Eckstein selten. Fast alle ihrer Schülerinnen und Schüler durften ein Urkunde entgegennehmen, mit der ihnen der Titel "Konzertmeister" verliehen wurde.
Einige haben es auf über viertausend Übungsminuten jährlich gebracht - sie unterbrachen ihr Training nicht einmal in den Ferien oder an Weihnachten. Und wie sehr die jungen Musiker ihre Auszeichnung verdient haben und wie weit sie gekommen sind, auf ihren C-, F,- Tenor,- Bass- und Subbass-Flöten, das bewiesen sie mit der Aufführung von "The Fairy Queen" von Henry Purcell, dem englischen Barockkomponisten, der von 1659 bis 1695 gelebt hat.
Auf Shakespeares Komödie "Ein Sommernachtstraum" fußt die Semioper: Die Geschichte vom Feenkönig Oberon, der sich einen Spaß daraus macht, seine Königin Titania zu verzaubern, sodass sie dem fragwürdigen Charme eines Dichters erliegt, den sie höchstselbst kurz zuvor mittels ihrer Zauberkünste mit einem Eselskopf ausgestattet hatte.
Auf der Bühne tummelt sich ein zarter Reigen verkleideter Kinder zwischen künstlichen Weihnachtsbäumen und Stoffpilzen, mit ihnen "ein Heupferd, ein Affe und sogar ein Paar vom Volke der Chinesen". Und auf dem Bühnenrand sitzt die Schülerin Leonie Schütz und liest die Erzählung. Sie bedient auch die riesige Subbass-Flöte, und manchmal singt sie mit einem wunderbaren, warmen Sopran.
"So tanzten sie und sangen ihre schönen Feenlieder, mit Stimmen rein und zart wie Flötenspiel . . ." Die jungen Musiker instrumentalisieren die Erzählung, gestalten mit ihren Flöten die Tänze und Lieder der Feen: Rondo, Jig, Hornpipe - charaktervolle, zum Teil sehr lebhafte, lange Musikstücke.
Sauber, klar und mit Bravour flöten sie sich durch ihre anspruchsvolle Literatur, beweisen sich als taktfest, ausdauernd, konzentriert. Vor allem die Gruppe "Rondo vivo" mit Sarah Lehnert, Marleen Knoll, Natalie Springer, Maren Späth und Simone Schnepf bezaubert.
Biegsam, geschmeidig und zart tanzen die Melodien durch den Saal. Sie transportieren den Nektar aus Oberons Zauberblume direkt in die Herzen und Seelen der Zuhörer, die sich schließlich verstohlen eine Träne aus dem Auge wischen bei dem Anblick von vier kleinen Mädchen, die zur "Chaconne" tanzen. Begeisterter Applaus belohnt die jungen Künstler. Die Zuhörer, meist Eltern und Großeltern der jungen Musiker, trampeln mit den Füßen.