Er hat Rockmusik und Pädagogik im Blut
„Verdammt viel Spaß“ macht Thomas Haley seine Arbeit als Jugendpfleger in der „Mühle“ Leingarten

Von Ulrike Maushake
Er ruht in sich selbst. Er bewegt sich wie ein Tänzer und sein Blick ist durchdringend. Thomas Haley könnte auch einen künstlerischen Beruf ausüben. Seit August des vergangenen Jahres arbeitet der 31-Jährige in der Mühle, dem Kinder- und Jugendzentrum Leingartens. Aber der Eindruck, dass ein Künstler in ihm steckt, täuscht trotzdem nicht.
Thomas Haley ist Lead-Gitarrist und „die Stimme“ von „Zen-Club“, einer Band, die im Heilbronner Raum viele Fans hat. „Gitarrenorientierte Rock-Musik“, definiert Haley den Stil der Gruppe. Wenn man mal hineinhört, in die Demos auf der Homepage, möchte man das nächste Konzert von Zen-Club auf keinen Fall versäumen. Es ist eine Band mit Groove. Haleys Mutter ist Deutsche, sein Vater Amerikaner. Bis zu seinem fünften Lebensjahr wuchs er in Virginia auf. Ein amerikanischer Staatsbürger, der „in Deutschland sozialisiert“ wurde, erzählt er. In Bad Rappenau. Manchmal überlegt er zwar: „Was wäre mit mir, wenn ich in den USA leben würde?“ Aber er hat seine Entscheidung getroffen: „Ich bin hier. Und ich fühle mich wohl.“
In der evangelischen Stiftung Lichtenstern lernte er den Beruf des Heilerziehungspflegers. „Diese Zeit hat mein Weltbild entscheidend mitgeprägt“, sagt er. Doch es zog ihn in die Jugendarbeit. Bereits als junger Mensch hatte er sich in einem selbstverwalteten Jugendzentrum engagiert. Diese Erfahrungen ermöglichten ihm den Einstieg in die Jugendpflege. Jetzt ist er neben Nadine Reineck hauptamtliche Kraft in der Mühle. „Es ist sicher kein Beruf wie jeder andere“, sagt er. „Und es gehört durchaus eine gute Portion Idealismus dazu, um mit Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Aber - sie ist mir nah“, so drückt er sein Verhältnis zur Arbeit aus.
Haley arbeitet gern in der Mühle. Er lobt die Arbeitsbedingungen, das Klima im Team und die Zusammenarbeit und Unterstützung seitens der Gemeinde. Seit 25 Jahren gibt es in Leingarten hauptamtliche Jugendarbeit. Seit Sommer wird neben dem offenen Jugendtreff in der Mühle auch die Betreuung von Grundschulkindern angeboten, die hier Mittagessen, Hilfe bei den Hausaufgaben und ein Freizeitangebot bekommen. Das Projekt läuft gut an. Momentan sind es etwa 13 Kinder, die täglich kommen. Eine Kerngruppe von rund 35 Jugendlichen nimmt den offenen Jugendtreff wahr. Dazu kommen die, die sporadisch auftauchen. Die Tendenz ist steigend. „Es gibt Abende mit 40 bis 50 Besuchern“, sagt Haley. „Und jeder ist ein Individuum.“
Es verlangt Einfühlungsvermögen, will man guten und vertrauensvollen Kontakt zu ihnen bekommen. „Es ist wichtig, Jugendlichen eine Anlaufstelle anzubieten, wo sie die Möglichkeit haben, außerhalb des gesellschaftlichen Leistungsdrucks positive Erfahrungen im Miteinander zu machen. Wir tun hier unser Bestes, ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie sich im Leben zurecht- oder aus Problemen wieder herausfinden können.“
Thomas Haley verfügt offensichtlich über das, was er „pädagogisches Blut“ nennt. Er strahlt Autorität aus; sein Umgang mit den Mühle-Besuchern ist freundlich, bestimmt und sehr wach. „Spielplatz für soziale Kompetenzen“ nennt er sein Arbeitsfeld, und das macht ihm „einfach verdammt viel Spaß“.