Der Mecki ist ein ganz besonderer Igel
Die Heuchelberger Warte bei Leingarten bietet seit Jahren ein Betreuungsprogramm für Kinder an

Von Ulrike Maushake
„Glückliche Kinder brauchen Bewegung“, sagt Jürgen Wieland. Der Pächter der Heuchelberger Warte ist auch ein engagierter Vater, und er möchte, dass die Kinder, die mit ihren Eltern auf die Heuchelberger Warte wandern, sich bei ihm wohl fühlen. Zahlreiche Go-Karts stellt er für sie bereit und große Trampoline - für die, die sich auf den Treppen, die durch den Weinberg hoch zur Warte führen, noch nicht abgearbeitet haben. Im archäologischen Camp können sich angehende Historiker auf die Suche nach Tonscherben, Steinbeilen, Feuersteinen und Knochen begeben, die Jürgen Wieland dort jeden Sonntagmorgen eingräbt. Und jeden Sonntagnachmittag, von Ostern bis Oktober, kommt ein riesiger Igel tanzenden Schritts mit wiegenden Hüften aus dem Wald zu den Kindern: der Mecki.
Früher habe seine Frau ein Dekorationsgeschäft gehabt, erzählt Jürgen Wieland. Dort habe man auch Kostüme leihen können. Für Firmenfeste oder das Verteilen von Handzetteln in der Fußgängerzone. Von dem Igel-Kostüm hätte sie sich nicht trennen wollen, als sie das Geschäft aufgab, und irgendwann seien sie auf die Idee gekommen, den Mecki in der Gaststätte einzusetzen.
Wenn man in dieses Kostüm klettert, braucht man Hilfe. Es ist dick gepolstert und schwer liegt der kompakte Kopf mit den Besenborsten auf den Schultern der Träger. Denen wird es, besonders an sonnigen Sommertagen, sehr, sehr warm.
Den Mecki zu spielen, manchmal für bis zu 70 Kinder - das ist für fünf junge Menschen, die sich alle in einer sozialpädagogischen oder in der Lehrerausbildung befinden, ein einträglicher Nebenjob. Sie entwickeln das Jahresprogramm, teilen die Sonntage unter sich auf, arbeiten immer zu zweit.
Kurz sind die Auftritte des Stacheltiers, jeweils um 14, 15 und 16 Uhr, und sie leiten stets ein Beschäftigungsprogramm ein, das von Mal zu Mal wechselt: Bastelarbeiten, Entdeckungstouren im Wald, Ritterturniere, Cowboy-Feste; man spielt Räuber und Gendarm und Familie Feuerstein. „Jedes Kind reagiert anders auf den Mecki. Manche fragen: ‚Ist der echt?’, und dann sagen wir: ,Das ist ein ganz besonderer Igel, den gibt es nur hier!‘“, erzählen Julia Berthold und Sabrina Neubarth vom Mecki-Team.
Ihre Arbeit auf der Heuchelberger Warte betrachten sie als eine Art Praktikum. Und am liebsten sind ihnen die Tage, wenn sie in den Wald gehen, und, zum Beispiel als Pippi Langstrumpf verkleidet, die Kinder zu einer Schatzsuche animieren können. Sobald sich der Partner des schweren Kostüms wieder entledigt hat, hilft er bei der Betreuung der Kinder, etwa wenn es darum geht, im Mecki-Clubhaus ein Steckenpferd zu basteln: Pippis gefleckten Apfelschimmel „Kleiner Onkel“. Kostenlos ist das Bastelmaterial und die Betreuung der Kinder für die Gäste der Heuchelberger Warte. Den Kindern macht es Spaß und die Eltern können derweil in aller Ruhe ihren Kaffee trinken.

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