Stimmakrobatik mit Biss und Charme
Vocaldente begeisterte beim Knackpunkt-Kulturabend

Schwaigern - Spätestens seit dem Revival der Comedian Harmonists im Kino ist A-cappella-Gesang gefragt. Wer aber glaubte, den Abend nur beim „Kleinen grünen Kaktus“ oder „Veronika“ verbringen zu müssen, der hat geirrt. Dass es auch, entgegen dem allgemeinen Trend in der Musikszene, ohne elektrische Verstärkung geht, zeigten Vocaldente. In der gut gefüllten Schwaigerner Frizhalle präsentierten sie ein vokales Erlebnis ohne Hilfsmittel, unverstärkt, unverfälscht und unmittelbar, pur und authentisch.
Unvergesslich Der Strom diente an diesem Abend lediglich zur Beleuchtung. Dennoch waren die fünf Vokalisten stets nahe am Ohr der Besucher. Und mit ihrer Stimmakrobatik, Humor, Biss und Charme bescherte das Hannoveraner Quintett einen unvergesslichen Abend. Die Sänger, teils aus dem Knabenchor Hannover kommend oder mit Ausbildungen an der Hochschule für Musik und Theater zeigten gleich mit dem ersten Titel „A Thousand Miles“ von Vanessa Carlton, welch hohes Niveau zu erwarten ist.
Schon vor dem zweiten Titel spürte das Publikum, dass es nicht nur zuhören sollte. Mit ihren locker, witzigen Moderationen, zu der jeder Einzelne einmal das Wort ergriff, banden sie die Besucher in den Programmablauf mit ein. Ob bei „Let's Misbehave“ von Cole Porter aus den Goldenen Zwanzigern oder George Micheal's „Faith“ - immer wieder faszinierten die grandiosen akustischen Percussion-Einlagen.
Für letztere, aber auch für tolle Solodarbietungen sorgte Bariton Johannes Gruber. Die ganze Bandbreite ihres Könnens zeigten Countertenor Ansgar Pfeiffer und Bass Tobias Wunschik bei „The Wanderer“, wenn neben ganz hohen auch die ganz tiefen Töne gefragt waren. Eine kleine musikalische Weltreise unternahmen die fünf Musiker mit John Denvers „Thank God, I'm A Countryboy“ oder dem aus der Bacardi-Werbung bekannten Stück „Juegalo“ mit lateinamerikanischen Klängen.
Im zweiten Teil des Abends präsentierte Vocaldente mit einem Boygroup-Medley eine witzige Parodie mit beeindruckenden Tanzchoreografien, die auch für die nötigen optischen Reize sorgten.
Mit dem Hinweis auf ein schwedisches Doppelpopduo wurde „Mamma Mia“ von Abba angekündigt. Die Tenöre Michael Schöpe und Tobias Kiel zeigten aber immer wieder, wie sehr sie auch die Kunst der leisen Töne beherrschen. Bei Liebesliedern und Balladen wie „Nothing At All“ oder „Emotion“ hätte man das Fallen einer Stecknadel hören können. Wenn dann in den Moderationen immer wieder eigene Erlebnisse mit einfließen, wie eine Drogenkontrolle auf der Autobahn, taucht plötzlich die Frage auf, ob es auch berauschend wäre, unter einem Flieder zu nächtigen. Und so wird der Bogen zum Klassiker „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ gespannt.
Zugaben Anhaltender Applaus spiegelte am Ende des Konzerts die Begeisterung des Publikums wieder. Die Zuhörer ließen es sich nicht nehmen, für drei Zugaben die smarten Jungs immer wieder auf die Bühne zu bitten.