Netto hat sich entschieden
Discounter verkündet im Gemeinderat sein Ja zu Massenbachhausen - Absage an Massenbach

Massenbachhausen - In der Ratssitzung wurde die Katze aus dem Sack gelassen. "Die Firma Netto hat sich definitiv für Massenbachhausen entschieden, damit kann Massenbach nicht mehr kommen", erklärte Standortentwickler Joachim Winter von der S+B Projekt, der gemeinsam mit Volker Deroni, Gebietsleiter Expansion bei Netto vor dem Massenbachhausener Gremium sprach. "3600 Einwohner haben ein Recht auf Nahversorgung, das ist der richtige Standort."
Ein Paukenschlag, von dem in Schwaigern nach Winters Aussage noch niemand weiß. Dabei stand eigentlich nur die Beratung über die öffentliche Beteiligung für den Bebauungsplan Graswiesen auf der Tagesordnung.
Kaufkraft halten Dass es hier um Größeres geht, zeigte aber schon die Phalanx der Fachleute am Tisch der Verwaltung. Neben Deroni und Winter hatten dort Stadtplaner Ralf Plieninger vom Ingenieurbüro Koch + Käser, Manfred Spinner vom Ingenieurbüro für Schallimmissionsschutz ISIS sowie im Zuschauerraum Ingenieur Herbert Ehrlich wegen der Straßenführung Platz genommen. Plieninger ging nun Punkt für Punkt mit dem Gemeinderat die eingegangenen Anregungen durch.
Die Fachleute mussten sich vielen Fragen stellen. Auch der, ob Massenbachhausen überhaupt einen Markt benötige, stand erneut im Raum. "Seit der CAP-Markt geschlossen hat, ist der Kaufkraftabfluss noch stärker geworden", erklärte Bürgermeister Schulz. Laut eines Gutachtens ist die Grundversorgung vor Ort akut gefährdet, und schließlich säße Netto nicht da, wenn sie kein Potential sähen.
"In unserem Markt entstehen geschätzte 150 000 Kaufkontakte im Jahr, die nutzen dem örtlichen Handel mehr, als wenn diese woanders stattfinden", bekräftigte Winter. Auch die Sorge um die örtlichen Bäcker verstand er, doch weiche Netto hier von der üblichen Discounterstrategie ab. "Wir nehmen gerne Bäcker aus der Region."
Lärmschutz Zweites wichtiges Thema der Räte war die Wohnqualität für die Anwohner, allen voran der Lärmschutz. Laut Gutachten liegt dieser im Tagesschnitt unter der gesetzlichen Normgrenze. Spinner empfahl aber, dass Firmen einen entsprechenden Nachweis bringen müssen und die Anlieferzeit auf 6 bis 22 Uhr zu beschränken. Dazu verpflichtete sich Netto sofort.
Der Verkauf des zweiten Grundstücks machte Probleme. "Wir sollten den Bebauungsplan nicht nur auf die Grundversorgung beschränken, es könnte ja zum Beispiel auch ein Handel mit Fahrrädern kommen wollen", regte Plieninger an. Laute und geruchsintensive Betriebe seien eh bereits ausgeschlossen und letztlich habe der Gemeinderat immer das letzte Wort, betonte der Stadtplaner.
Nach zweieinhalb Stunden Diskussion segneten die Räte den neuen, mit den Anregungen gefütterten Bebauungsplan bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung ab. Er wird nun voraussichtlich nächste Woche erneut ausgelegt.
Stimme.de