„Mit Kindern würfelt man nicht“
Hans-Sauter-Schule: Eltern protestieren gegen Zusammenlegung von drei auf zwei Klassen

Leingarten - Diese Sommerferien haben für manche Eltern der Hans-Sauter-Schule in Leingarten schlecht angefangen. Aus drei Einserklassen sollen zwei Zweierklassen geschneidert werden. „Keiner von uns hätte damit gerechnet, dass die Klassen irgendwann zusammengelegt werden“, ärgert sich Sabine Adam, die Elternbeiratsvorsitzende an der Grundschule ist.
Die Nachricht erreichte die Mütter und Väter ihrer Meinung nach viel zu spät. Schnell wurde zur Information am vorletzten Schultag ein Elternabend einberufen. Hintergrund ist: Für die kommende Klassenstufe 2 sind nur 60 Schüler zu erwarten, der Klassenteiler liegt aber bei 31.
Die Elternbeirätin Andrea Köglmeier, Sabine Adam und Frank Eberhardt haben ihren Unmut mittlerweile schriftlich geäußert. Ihren Protestbrief schickten sie dem Kultusministerium, Schulamt, Rathaus, an Gewerkschaften und Abgeordnete. Hinter ihnen stehen 45 von 60 betroffenen Elternpaaren, die auf einer Liste unterschrieben haben, dass sie mit dem Plan ebenfalls nicht einverstanden sind. „So kurz vor den Ferien konnten wir nicht mehr alle erreichen“, berichtet Sabine Adam.
Die Eltern äußern in ihrem Protestbrief grundsätzliche Zweifel an der zu „starren Regelung“ des Prinzips Klassenteiler. „Die ganze Bildungsdiskussion und die Fragen zur Integration von Kindern mit Migrationshintergrund zeigen, dass kleinere Klassen dringend nötig sind“, heißt es in dem Schreiben. „Bei 30 Kindern hat ein Lehrer nicht die Möglichkeit, die Schwachen zu fördern“, sagt Pfarrer Frank Eberhardt, dessen Tochter demnächst in die zweite Klasse kommt. Alle drei Eltern sind überzeugt, dass es für die Kinder, die sich im ersten Schuljahr als Klassenverband gefunden haben, nicht gut ist, wenn sie schon wieder auseinandergerissen werden. Ein kleines Trostpflaster bleibt: Bei den 20 Kindern, die neu verteilt werden, haben Lehrer und Schulleitung Rücksicht auf bereits bestehende Freundschaften genommen.
Dennoch: „Wenigstens bis zur zweiten Klasse hätte man sie zusammenlassen sollen“, findet Sabine Adam. Die Leingartener Eltern hoffen auf Zuzüge im Neubaugebiet, das derzeit entsteht. Bei drei Kindern mehr, so habe das Schulamt signalisiert, könnte es wieder drei Klassen der Klassenstufe zwei geben. „Mit Kindern würfelt man nicht“, ärgern sich die Eltern.
„Ich verstehe die Eltern“, sagt Walter Lengle, beim Schulaufsichtsamt in Heilbronn zuständig für die Unterrichtsversorgung an 125 Schulen. Doch bei allem Verständnis: Walter Lengle muss sich an die Vorgaben des Kultusministeriums halten. Der Klassenteiler für Schüler, die nicht jahrgangsübergreifend unterrichtet werden, liegt bei 31 in der Grundschule und bei 33 in der Hauptschule. „Die Leingartener Schule anders zu behandeln, das liegt nicht in meinem Belieben. Ich stehe dafür gerade, dass die Schulen von Abstatt bis Widdern gleich behandelt werden“, so der Hinweis von Lengle.
Die Situation an der Hans-Sauter-Schule versuche er so erträglich wie möglich zu gestalten. Lengle plant, die Schule eventuell mit ein paar zusätzlichen Ergänzungsstunden zu versorgen. Für ausgewählte Stunden in den Hauptfächern könnten die Klassen kleiner gemacht werden. „Ich teile die Sorgen der Eltern“, sagt auch Ralf Steinbrenner, macht aber im gleichen Atemzug klar: „Mehr kann ich nicht tun.“
Was die Schülerzahlen angeht, ist der Leingartener Bürgermeister wenig optimistisch. Im Schuljahr 2007/2008 führt die Prognose 216 Schüler, 2008/2009 sind es noch 200 und im Schuljahr 2009/2010 noch 190. Steinbrenner glaubt im Gegensatz zu den Eltern nicht, dass in nächster Zeit mit vielen Zuzügen in den Neubaugebieten zu rechnen ist: „Ein Großteil der Häuser ist bereits bezogen.“
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