Käsreiter holen den Gouda
Leingarten - Die Siegerplakette darf endgültig im Hause Kölz hängen bleiben. Matthias Kölz schaffte es zum dritten Mal hintereinander, den Leingartener Käsritt zu gewinnen. Nun muss er die Trophäe nicht wieder hergeben.
Leingarten - Die Siegerplakette darf endgültig im Hause Kölz hängen bleiben. Matthias Kölz schaffte es zum dritten Mal hintereinander, den Leingartener Käsritt zu gewinnen. Nun muss er die Trophäe nicht wieder hergeben. In der Geschichte des traditionsreichen Heimatfestes ist er erst der Dritte, dem dieses Kunststück gelang. In den 50er-Jahren war es Walter Rau, in den 60ern Herbert Flinsbach. Nun also Matthias Kölz.

Sonne
Der Tag hat bei herrlichem Spätsommerwetter begonnen. Der famose Umzug des alle drei Jahre stattfindenden Festes (wir berichteten) sonnt sich nicht nur im Beifall der Zuschauer. Doch im Laufe des Nachmittags verdüstert sich der Himmel bedrohlich, langsam kriecht die Kälte in jedes Hosenbein. Würde es ausgerechnet beim eigentlichen Käsritt nass werden?
Die Käsreiter sind immer noch nicht zurück vom Hipfelhof, von wo sie einer jahrhundertealten Tradition entsprechend zwei 16 Pfund schwere Käselaibe abholen sollen. Doch der Festplatz bleibt dicht umlagert von erwartungsvollen Zuschauern. Wann kommen sie?
Die Zeit vertreibt den Besuchern der Ponyhof Müller aus Ostfildern. In zahlreichen Schaubildern stellen 45 Aktive und 30 Pferde verschiedene Pferderassen vor. Dicke Schwarzwälder vollführen einen anmutigen Bändertanz, Shetland-Ponys lassen sich vor Sulkys und einen römischen Kampfwagen spannen, Isländer erstaunen mit ihren außergewöhnlichen Gangarten, und zwölf schwarze Friesen drehen sich elegant zur Quadrille. Die Leingartener sind seit Sonntag Profis in Sachen Rassen in der baden-württembergischen Pferdezucht.
Doch dann. Dann reiten sie endlich ein, die Käsreiter, zurück vom sechs Kilometer entfernten Hipfelhof, schwer beladen mit zwei runden Gouda-Laibern. Kurze Verschnaufpause, ehe die Reiter sich an den Start begeben, um ihren Schnellsten zu ermitteln. „Seid fair, nehmt Rücksicht, schneidet nicht den Weg“, ermahnt Moderator Bernd Rau die Teilnehmer. Der Einsatz einer Gerte ist nicht erlaubt.
Nach sieben Vorläufen mit je zwei Reitern stehen drei Endlaufteilnehmer fest: Vorjahressieger Matthias Kölz gegen zwei Damen. Rafaela Sauter und Andrea Richter fordern den Champion heraus. Doch der lässt sich von der weiblichen Übermacht nicht unterkriegen. Kölz ist vom Start weg vorne und fliegt mit seinem Pferd überlegen zum Sieg. „Ich wusste, ich habe ein schnelles Pferd“, sagt der Beste nach 46,6 Sekunden. „Da ist man schon ehrgeizig und will nicht nur herumtraben.“ Der Käsritt-Sieger 2009 erhält die Plakette, Glückwünsche und einen Hubwagen.
Aufwiegen
Zu den Bräuchen des Festes gehören auch das Aufschneiden des Käses und das Aufwiegen des Siegers mit Wein. Der ranke Matthias Kölz nimmt dazu noch seine beiden Töchter Luisa und Johanna mit auf die Waage. Anschließend stapelt Deutschlands schönster Mann, Mister Germany Dirk Schlemmer aus Leingarten, die Weinkartons aufeinander. Der 32-jährige Landschaftsgärtner Kölz mit Kindern und der verdiente Wein drehen eine umjubelte Ehrenrunde. Es bleibt bis zum Schluss trocken.
Die Flaschen kommen erstmal in den häuslichen Keller, aber irgendwann soll es wieder ein rauschendes Fest geben: „Vor drei Jahren waren wir über 100 Leute“, erinnert sich der stolze Reitersmann.
Der Käsritt ist immer auch Gelegenheit für die Partnergemeinden, Leingarten einen Besuch abzustatten. So auch bei der 27. Auflage des Heimatfestes. Die Partnerstädte Lésigny in Frankreich und Asola in Italien waren mit großen Delegationen an den Heuchelberg gereist, um gemeinsam mit den Leingartenern und ihren Gästen die Käsreiter zu feiern. Der Vorsitzende des Leingartener Partnerschaftskomitees, Klaus Wiedmaier, begrüßte Bürgermeister, Gemeinderäte und Kollegen der dortigen Komitees. Asola, etwa 30 Kilometer südlich des Gardasees gelegen, brachte sogar seine Musikkapelle mit.