Für die Dorfgeschichten zwei Jahre lang recherchiert
Der Kürnbacher Autor Reinhard Schmid hat sein neuestes Buch präsentiert

kraichgau Reinhard Schmid steckt voller Tatendrang - und das kommt den nächsten Generationen zugute. Geschichte sammeln, solange es noch geht, solange die Zeitzeugen noch leben und sich an früher erinnern: Das ist der Antrieb des 60 Jahre alten Kürnbachers, der kurz nach Erscheinen seines Buchs „Alte Dorfgeschichten aus dem Kraichgau“ erneut plant. Sechs, sieben Ideen hat Schmid schon in seinem Kopf. Viele langfristigen Projekte laufen parallel, und zusätzlich gibt es noch das wichtigste Anliegen des Heimatforschers: Geschichten bewahren - ohne konkretes Ziel. „Zunächst einmal festhalten und eine Aktennotiz machen.“ Was später daraus wird, ob es Verwertung findet - das weiß Schmid, der sich seit 40 Jahren mit Heimatgeschichte befasst, noch nicht. Hauptsache ist: Die Vergangenheit ist archiviert.
Sammeln und bewahren, das ist Reinhard Schmids Leidenschaft. Und das ist auch seine Sorge. Seine tausende Dias sind beispielsweise über mehrere Zimmer verteilt. So möchte er sichergehen, dass nicht alles zerstört wird, sollte es in seinem historischen Wohnhaus einmal brennen.
Nun liegt das jüngste Buch vor, das er kürzlich in der Musikakademie vorgestellt hat. 226 Seiten dick ist das siebte Werk des Kürnbachers, der darin unter anderem Geschichten aus Oberderdingen, Kürnbach, Knittlingen, Maulbronn sowie Mühlbach und Sulzfeld zusammengetragen hat. Auch der unvollendeten Eisenbahn von Bretten nach Kürnbach widmet das Buch ein Kapitel, geschrieben hat Detlef Brötzmann diesen Abschnitt.
Heimatgeschichte bedeutet für Reinhard Schmid oft mühevolle, aber detailgenaue Kleinarbeit, für die er Experten der Heimatvereine befragt und auf ältere Menschen zugeht. Von einem Ansprechpartner zum nächsten wird der Kürnbacher dabei gelegentlich gereicht, um an wichtige Informationen zu kommen. Ihm macht das nichts aus: Es gehört dazu. Beispielsweise gibt er sich nur mit einem Vornamen nicht zufrieden. Ähnlich ist es mit Fotografien: „Ein Bild ohne Namen ist ein totes Bild für Historiker.“
Das siebte Buch ist abwechslungsreich und erzählt etwa vom Kürnbacher Gefängnis und einem Junggesellenclub. Sulzfelder Steinhauergeschichten leben ebenso auf wie der Abend, an dem ein Auto ins Burg-Restaurant fuhr. Ebenfalls schreibt der Heimatforscher Karl Dettling über das Mühlbacher Hallenbad, und Reinhard Schmid erinnert an einen legendären Hohlwegkeller zwischen Kürnbach und Sulzfeld, den er als Jugendlicher selbst besucht hat. Es war die erste beliebte Disco in der Gegend, in der Musik der Rolling Stones, Beach Boys oder Rattles gehört wurde und Jungen und Mädchen flirteten. Der Polizei ging man aus dem Weg, zu Hause gab es allerdings so manchmal Probleme: Ein Kellerbesuch hat den Nachteil gehabt, dass man penetrant nach Zigaretten gerochen hat.
„Alte Dorfgeschichten aus dem Kraichgau“ von Reinhard Schmid ist für 19,80 Euro unter anderem zu haben in Sulzfeld bei Schreibwaren Monika Herdle und Schreibwaren Johann Beck. In Eppingen verkauft die Buchhandlung Müller das Werk des Kürnbachers.