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Backhaus kräftig eingeheizt

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Schwaigern - Landfrauen in Stetten locken mit salzigen und süßen Kuchen

Von Stefanie Pfäffle

Schwaigern - Es ist unheimlich warm. Und dämpfig. Gerade noch an der Grenze zum Unerträglichen. Trotzdem steht Ralf gebannt in dem kleinen Raum und beobachtet, was sich um ihn tut. Da wird der Ofen mit langen Besen ausgewischt, da quellen Brotlaibe in kleinen Schüsseln vor sich hin, die bald mit dem Schieber eingeschossen werden. Der Fünfjährige nickt nur auf die Frage, ob es denn interessanter sei, als wenn Mama zu Hause backt. "Die hat ja keinen so großen Ofen." Oder gar eine eigene Hütte dafür. Gestern heizten die Landfrauen diese ordentlich ein und luden zum Stettener Backhausfest.

Anfänge

Zum sechsten Mal organisierte der Ortsverein das eintägige Fest. Das Backhaus wurde zwar bereits 1998 umgebaut und neu eingeweiht. "Aber ohne Toiletten und überdachten Sitzgelegenheiten war kein Fest durchführbar", erzählt die Vorsitzende Brigitte Hartmann von den Anfängen. Erst als die alte Kelter wieder hergerichtet war, konnten die Landfrauen durchstarten. Das Dach sollte sich später am Nachmittag noch als sehr nützlich erweisen. Derzeit gibt es vier Gruppen, die alle vier bis sechs Wochen gemeinsam backen. "Es ist einfach ganz arg schön, im Backhaus zu backen", schwärmt Hartmann. Man schwitze zwar, aber es sei einfach toll, zu sehen, wie aus dem Teig was Leckeres wird. Außerdem bekommt man die gemeinschaftliche Atmosphäre natürlich auch nicht zu Hause hin.

Am Freitag starteten die Vorbereitungen mit dem Schälen von rund 100 Kilogramm Zwiebeln inklusive Anschwitzen. Samstag lief der Ofen ab sechs Uhr, am Sonntag bereits ab fünf Uhr. Es galt knapp 200 Laibe Brot zu backen, entweder Körner-, Bauern- oder Dinkelbrot. Dazu 80 bis 100 Zwiebel- und Kartoffelkuchen sowie unzählige Obstkuchen mit Guss oder vom Blech mit Streuseln. "Das sind alles schon sehr alte Rezepte, aus Urgroßmutters Zeiten eben", meint Hartmann. Verraten will sie die natürlich nicht, schließlich sollen die Gäste weiter deswegen zum Fest kommen.

Mittagstisch

Und Besucher gibt es reichlich, die entweder mittags gegrillten Schweinehals mit Kartoffelsalat schmausen − "bei einem Stettener Fest muss es Mittagstisch geben" − oder gleich zu den Kuchen übergehen. Der Großteil genießt vor Ort, aber eine beträchtliche Menge wird eingepackt nach Hause getragen. So macht es Armin Weller aus Cleebronn. "Wir sind zufällig auf der Rückfahrt von Sinsheim hier vorbeigefahren und bringen jetzt unserem Sohn Kuchen mit", erzählt er. Drei Stück allein für ihn müssten schon sein, denn bei den Landfrauen schmecke es einfach anders als beim Bäcker. "Viel besser."

Viele Radfahrer nehmen das Backhausfest als Ziel oder Zwischenetappe, wie die abgestellten Drahtesel an der alten Kelter beweisen. Das zwischenzeitlich schöne Wetter muss schließlich weidlich ausgenützt werden. Später am Nachmittag setzt schon wieder Regen ein, doch bis dahin ist der Großteil des Festes schon gelaufen, und den Damen im Backhaus kommt die Abkühlung gerade recht.

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