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Denkmal für die „Unsterbliche“

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Was der Obelisk verrät

Von Martin Nied
Der „Treffpunkt Wasserspeier“ führte diesmal zum Schwaigerner Obelisken. Was es mit dem Denkmal auf sich hat, erfuhren die Teilnehmer des abendlichen Stadtspaziergangs von Werner Clement (rechts).Foto: Martin Nied
Der „Treffpunkt Wasserspeier“ führte diesmal zum Schwaigerner Obelisken. Was es mit dem Denkmal auf sich hat, erfuhren die Teilnehmer des abendlichen Stadtspaziergangs von Werner Clement (rechts).Foto: Martin Nied

Schwaigern - Ein Obelisk in Schwaigern? Den gibt es tatsächlich, östlich vom Schloss. Ältere Schwaigerner erinnern sich sogar noch an die Allee, die früher das Schloss mit der Stelle, an der dieser Obelisk steht, verbunden hat. Was es mit diesem Bauwerk auf sich hat, erfuhren rund 40 Interessierte beim einstündigen Spaziergang unter der Leitung von Werner Clement.

Natürlich sollte man auf dem etwa einen Kilometer langen Weg zum Obelisken auch unterwegs noch etwas hinzu lernen können, mag sich Clement gedacht haben. Deshalb erfahren die Teilnehmer gleich zu Beginn der Themenreihe „Treffpunkt Wasserspeier“ noch etwas über die Stadtkelter. 1659 wurde sie von dem Grafen von Neipperg gebaut, als so genannte Bannkelter, was bedeutet, dass die Schwaigerner Weinbauern ihre Trauben ausschließlich dort abliefern mussten. Dafür erhob die Herrschaft ein Dreißigstel des gewonnenen Weines, was viele Teilnehmer angesichts heutiger Steuersätze ihr Geschichtsbild neu überdenken lässt. Doch das Besondere an dieser Kelter ist nicht der günstige Steuersatz, sondern ein Kelterbaum, auf dem sämtliche Jahres-Ernteerträge bis 1915 von den Mitarbeitern der Kelter ins Holz geritzt worden sind.

Wein-Pipeline Adolf Janzen war bisher bei jedem dieser Stadtspaziergänge dabei. „Es ist immer interessant, und einiges merkt man sich auch für später,“ begründet er seine Teilnahme. Bestimmt hat er sich auch gemerkt, dass von der gräflichen Kelter, die sich außerhalb der Schlossmauern befindet, ein unterirdischer Gang sowie eine Wein-Pipeline, die direkt in den gräflichen Weinkeller mündet, verläuft.

Bald erreicht die Gruppe das eigentliche Ziel des Spaziergangs, den Obelisken. Der steht, von außen kaum sichtbar, wie der mittlere Punkt des Fünfers eines Spielwürfels, inmitten von vier mächtigen Lindenbäumen. Er ist beschriftet. Übersetzt lautet die lateinische Inschrift: „Der Unsterblichen. Der Witwer, die Söhne.“

Lateinische Inschrift Mit der „Unsterblichen“ ist Theresia von Pola, die erste Gattin von Adam Adalbert von Neipperg gemeint. „Doch über sie“, so Clement, „ist praktisch nichts überliefert.“ Dafür weiß man umso mehr über Marie Luise von Österreich, die zweite Ehefrau von Adam Adalbert. Die nämlich war zunächst mit Napoleon verheiratet. Und nachdem dieser die Völkerschlacht bei Leipzig verloren hatte, wurde er nicht nur auf die Insel Elba verbannt. Dem Fürsten Metternich habe viel daran gelegen, dass Napoleon keinen Kontakt zum Festland und natürlich auch keinen zu seiner Ehefrau mehr hatte. Deshalb wurde Adam Adalbert von Neipperg zu ihrem Bewacher bestellt. Der hat seine Aufgabe wohl ernst genommen, denn Marie Luise hat in einem Brief geschrieben: „Er ist ständig in meiner Nähe. Er hat große Angst mich zu verlieren.“ Offensichtlich ist aus der Pflicht bald Zuneigung und Liebe geworden. Denn nach dem Tode von Napoleon hat der mit vielen Orden geschmückte von Neipperg Marie Luise 1821 geheiratet.

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