"Es ist jetzt deutlich mehr los im Städtle"
Beim Spaziergang durch Neuenstadt gibt es ein bestimmendes Thema - Bernsteinausstellung ist in aller Munde und lockt Besucher aus Nah und Fern an

Es ist jetzt deutlich mehr los im Städtle, meint Daniela Mühlbach, Mitarbeiterin von Foto-Hübner. Die Bernsteinausstellung, seit Mitte Oktober geöffnet, bringt zusätzlich Laufkundschaft in die Neuenstädter Hauptstraße. Gut dass man sich bei Foto-Hübner auf das Ereignis eingestellt hat. Für die Mineralienecke Langenbrettach verkauft der Fotohändler erschwinglichen Bernsteinschmuck, so genannte Brocken zu sechs Euro. "Gestern erst haben wir wieder frische Ware geholt", sagt die Verkäuferin. Auch in verschiedenen anderen Geschäften hat man sich mit Schaufensterdekorationen und Angeboten auf die Ausstellung eingestellt, die noch bis 30. Januar 2005 läuft. Im Schafstall sitzt Dorata Sawatzki an der Kasse. Zwei Tage die Woche von 10 bis 17 Uhr macht sie während der Bernsteinausstellung Dienst. Heute hat sie schon zwei Gruppen aus Eppingen empfangen. "Die Leute wollen wissen, was es sonst noch zu sehen gibt in Neuenstadt", berichtet die gebürtige Danzigerin, die jetzt in Möckmühl lebt. Sie verweist auf ausliegende Broschüren.Gerne nehmen die Besucher den Gaststättenführer des Handels- und Gewerbevereins mit. Nach getaner Arbeit geht Dorata Sawatzki stets noch einmal durch die Ausstellung. "Immer wieder entdecke ich was Neues", sagt sie. Über siebenhundert Besucher an Wochenend-Spitzentagen und zwischen 130 und 150 Besucher pro Tag, zählte Museumsleiter Hubert Sawatzki bis dato. Vor einer der wuchtigen Glasvitrinen steht Petra Bofinger aus Heilbronn. Eine prachtvolle Lampe hat es ihr angetan. Wofür entscheiden, wenn ich mir was aussuchen könnte? Sie muss passen - diese Wahl wäre eine zu große Qual. Klaus Kothe aus Sontheim fragt sich, wo der Künstler all das viele Material herbekommt. Seine Frau Renate grübelt über die Tragbarkeit einer Kette aus massigen Kugeln: "Hier steht es, die wiegt 276 Gramm, weniger als man denkt." Margot Hess ist mit einer Gruppe ihrer Seniorenwohnanlage hier. Ihre Freundin hat ein Bernsteinarmband mitgebracht und möchte das Erbstück jetzt mit Exponaten vergleichen. Vielfältig ist der Zugang zu den Arbeiten. Kinder sind ganz besonders fasziniert, weiß der Museumsleiter. Ein Bernsteinschleifer namens Roland Ellwanger schwärmt: "Es ist der hellgelbe Wahnsinn." Von hellgelb bis dunkelbraun - farblich dem Bernstein nicht unähnlich - zeigt sich in diesen Wochen auch das Laub. Solange es hängt, mag es erfreuen, aber wehe wenn es fällt und liegt. Da macht es Arbeit und verursacht nicht selten Ärger. Der Neuenstädter Bauhof geht die Sache zunächst mit einem Blasgerät an. Stefan Laurinat häuft damit im Stadtpark die Blätter auf. Nachher kommt die Saugmaschine. Angesichts der bunten Laubpracht auf dem Neuenstädter Friedhof erinnert sich Ursula Rüdele an fröhliche Kinderzeiten: "Es war immer ein herrlicher Spaß, in den Blätterhaufen herumzutoben."

