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Wie aus dem Bauernhof ein Gasthaus wurde

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Langenbrettach - Gaststätte ist einen Tag lang offenes Denkmal

Von Waltraud Langer
Die Häußermänner sind „Lamm“-Wirte seit drei Generationen.Foto: Langer
Die Häußermänner sind „Lamm“-Wirte seit drei Generationen.Foto: Langer

Langenbrettach - Wenn Mauern sprechen könnten, dann hätten sie allerhand zu erzählen. Das gilt auch für die Mauern des Gasthauses „Zum „Lamm“ in Langenbrettach. Das Gebäude mitten im Ortsteil Brettach steht seit 1601 und wird bereits seit 1705 als Gaststätte betrieben. „Als ich Herrn Häußermann fragte, ob er beim Tag des offenen Denkmals mitmachen möchte, war er sofort dabei“, sagt Wolfgang Gebhardt, Vorsitzender des heimatgeschichtlichen Vereins.

Das diesjährige Motto der bundesweiten Aktion, „Historische Orte des Genusses“, passte perfekt. Der Brettacher Kurt Simpfendörfer hat die Geschichte des Gebäudes erforscht und dokumentiert. Ein gewisser Melchior Greiner ließ es auf dem Gelände eines ehemaligen Gutshofes erbauen. Dazu eine große Scheuer mit drei Tennen, eine Bierbrauerei sowie Wasch- und Backhaus und dahinter ein Gartenhaus mit Kegelbahn.

Schmuck

Dem Zeitgeschmack entsprechend ließ er es mit Schmuck- und Zierelementen und einem Portal im Renaissance-Stil versehen. Zwei Wappen weisen auf den möglichen Geldgeber hin, den Vater des Melchior Greiner, einen Guts- und Glashüttenbesitzer aus Fischbach im Schwäbischen Wald. Zunächst war das Anwesen ein landwirtschaftlicher Betrieb.

Etwa 100 Jahre später wurde das Gebäude zu einem Gasthof umfunktioniert. Der erste Wirt hieß Peter Sannwald, Metzger aus Eberstadt, der 1705 Anna Rosina Kuch, die Witwe eines Handelsmannes aus Öhringen, heiratete. In der Gaststube finden sich noch heute Säulenkapitäle aus Sandstein mit Frauenköpfen. Es wird vermutet, dass es sich dabei um die erste Ehefrau des Erbauers und ein früh verstorbenes Kind handelt.

„Der Melcher Greiner hatte 15 Kinder von drei Ehefrauen“, weiß Willi Häußermann (80), der Vater des heutigen Eigentümers. Wie auch sein Sohn Udo (53) ist er am Aktionstag gerne bereit, die Fragen der Besucher zu beantworten. Hilfreich sind auch die ausgestellten Fotos und eine Präsentation in der Scheune. Das Gasthaus war im 19. Jahrhundert auch Poststation. Einmal täglich verkehrte eine siebensitzige Postkutsche von Neuenstadt über Brettach und Langenbeutingen nach Bretzfeld und zurück. Als im April 1945 Brettach bombardiert wurde, fanden viele Brettacher Zuflucht im Lammkeller. Nach dem Krieg gab es die „Lammlichtspiele“. Udo Häußermann war schon im zarten Alter von 15 Jahren ein Filmvorführer - bis 1972, als das Fernsehen dem Dorfkino den Garaus machte.

Prämiert

Beim Tag des offenen Denkmals kümmert sich die jüngste Häußermann-Generation mit Rindsrouladen und Schweinelendchen um die Besucher. Sie wird vertreten von Thomas Häußermann (21), einem der jüngsten Metzgermeister des Landes, und seiner Schwester Carolin, die bereits eine prämierte Köchin ist.

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