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Wenn ich das früher gewusst hätte

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Die IAV-Stelle in Neuenstadt ist für viele alte Menschen ein Informationscenter von großem Wert

Von Waltraud Langer
Viele ältere, hilfs- und pflegebedürftige Menschen schätzen die Beratungsgespräche in der IAV-Stelle Neuenstadt. (Foto: Waltraud Langer)
Viele ältere, hilfs- und pflegebedürftige Menschen schätzen die Beratungsgespräche in der IAV-Stelle Neuenstadt. (Foto: Waltraud Langer)

Da ist beispielsweise die Tochter, die ihren Vater pflegt. Dieser ist beidseitig beinamputiert und fast blind. Pflegestufe eins wird zugestanden. Nach der zweiten Amputation beantragt sie Pflegestufe zwei. Die Krankenkasse schickt den medizinischen Dienst zur Aufnahme des Falles. Die Pflegende erfährt Nachlässigkeit und Desinteresse .

Der Antrag wurde abgelehnt. Die Frau war völlig niedergeschlagen, sie fühlte sich regelrecht gedemütigt , sagt Martina Wißmann-Grötz. Ihr Mann hat dann von der IAV-Stelle erfahren und um einen Hausbesuch gebeten . Gemeinsam habe man einen zweiten Versuch gestartet. Der Pflegeantrag für den Vater ging schließlich durch. Was kann man noch tun, fragte sich Martina Wißmann-Grötz, um dem geistig aktiven Betroffenen zu helfen und die Angehörigen zu entlasten. Sie vermittelte jemanden aus der Nachbarschaftshilfe zum Spiele spielen, Reden, Vorlesen.

Der geschilderte Fall erhellt nur einen Bruchteil der vielfältigen Aufgaben der IAV Stelle. Eigentlich ist sie eine Informationsstelle für alle, die Fragen haben rund um Alter, Pflegebedürftigkeit und Behinderung. Sie weist den Weg zur Tagespflege, Kurzzeitpflege, zu ambulanten Diensten. Nicht unwesentlich ist die Wohnberatung. Gemeinsam mit einem Architekten wird vor Ort überlegt, wo eine Rampe für den Rollstuhl möglich wäre oder ein Badumbau zu machen ist. Dass es für solche Umbauten Gelder aus der Pflegeversicherung gibt, wissen die wenigsten , so Martina Wißmann-Grötz. Sie hat festgestellt, dass mittlerweile fast fünfzig Prozent der IAV-Beratung wegen Demenzerkrankungen nötig wird. Mit der Einrichtung von Demenzgruppen hat Martina Wißmann-Grötz darauf reagiert. An jeweils einem Nachmittag in der Woche kommen Betroffene im Dr. Carl-Mörike-Altenstift Neuenstadt und im evangelischen Gemeindehaus Langenbeutingen zusammen. Sie werden dort von gerontopsychiatrisch geschultem Personal betreut. Zurzeit läuft im Neuenstädter Altenstift eine viel besuchte Informationsreihe zum Krankheitsbild Demenz, die von der IAV-Stelle und der Evangelischen Heimstiftung organisiert wurde. Das alles kostet natürlich Geld und das ist knapp.

Nachdem sich das Land aus der Finanzierung der IAV-Stellen verabschiedet hat, sind der Landkreis und die Kommunen Neuenstadt, Hardthausen und Langenbrettach sowie die evangelische Kirchengemeinde Hauptgeldgeber. Hinzu kommen Spenden. Der Dienst ist unabhängig von Religionszugehörigkeit und Nationalität und kostet die Betroffenen nichts. Allerdings wurde den IAV-Stellen von höherer Stelle signalisiert, mittelfristig über eine Gebührenordnung nachzudenken.

Martina Wißmann-Grötz sieht die Entwicklung mit Sorge. Umso mehr freut sie sich über die ausdrückliche Würdigung ihrer Arbeit durch die Kommunen.

Die Demenzreihe im Festsaal des Dr. Carl-Mörike-Altenstifts in Neuenstadt geht weiter. Die nächsten Termine sind am Samstag, 8. Oktober, 13 bis 17 Uhr, Thema: Betreuung und Beschäftigung, am Dienstag, 18. Oktober, 16 bis 18 Uhr, Thema: Umgang mit Problemverhalten. Zum Abschluss gibt es am Dienstag, 15. November, 16 bis 18 Uhr, einen Erfahrungsaustausch. Die IAV-Stelle in Neuenstadt ist über Telefon 07139/90324 zu erreichen.

Viele ältere, hilfs- und pflegebedürftige Menschen schätzen die Beratungsgespräche in der IAV-Stelle Neuenstadt. (Foto: Waltraud Langer)
Viele ältere, hilfs- und pflegebedürftige Menschen schätzen die Beratungsgespräche in der IAV-Stelle Neuenstadt. (Foto: Waltraud Langer)
Viele ältere, hilfs- und pflegebedürftige Menschen schätzen die Beratungsgespräche in der IAV-Stelle Neuenstadt. (Foto: Waltraud Langer)
Viele ältere, hilfs- und pflegebedürftige Menschen schätzen die Beratungsgespräche in der IAV-Stelle Neuenstadt. (Foto: Waltraud Langer)
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